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Kompendium: Frugalismus

In den Vereinigten Staaten streben immer mehr Menschen nach der Rente mit 40. Sie sind Anhänger des sogenannten FIRE Movements. Einige Grundgedanken des Credos „Financial Independence, Retire Early” stammen aus dem Bestseller zweier sparsamer Autor*innen.

Kompendium: Frugalismus

Oliver Noelting und Lars Hattwig sind Frugalisten. Ersterer arbeitet noch auf die finanzielle Unabhängigkeit hin, Letzterer hat diese bereits erreicht. Beide leben, wie es der Frugalismus beschreibt, unter ihren finanziellen Möglichkeiten. Mit Qiio sprechen sie über ihren Alltag, Sparsamkeit und das eigene Lebensglück.

Kompendium: Frugalismus

Sinkende Impulskäufe und ein wachsendes Bewusstsein rund um Nachhaltigkeit prägen die Sparsamkeit von Morgen. Vor allem sogenannte Robo-Advisor werden für Kleinanleger*innen immer interessanter. Welche Möglichkeiten dabei digitale Helfer bieten, erfahren wir von Finanzexpertin Sabine Grube.

Kompendium: Frugalismus

Die ersten Roboter für den Privatgebrauch helfen den Menschen von Übermorgen nicht nur beim Sparen, sondern auch bei der Entwicklung neuer Lebensmodelle. In der Gegenwart prophezeit Trendforscher Tristan Horx, dass sich Sparsamkeit mit dem Rückgang des Wirtschaftswachstums verändert.

Kompendium

Frugalisten verfolgen das Ziel der frühen finanziellen Unabhängigkeit. Ihre Methodik: Sparsamkeit, Geldinvestition und bewusster Konsum. Aus einem theoretischen Modell wird eine praktische Lebensphilosophie, die durch künstlich reduzierte Ressourcen die eigene Lebensqualität erhöhen soll.

Kompendium: Frugalismus

Nach dem Reformator Johannes Calvin formte sich im 16. Jahrhundert die theologische Bewegung des Calvinismus. Calvinisten lebten bescheiden und investierten in die Wirtschaft. Dies taten sie nicht unbedingt für das Lebensglück, sondern für das Glück im Jenseits.

Kompendium: Frugalismus

Sparsamkeit, ein himmlisches Zeichen

Kompendium: Frugalismus

Sparsamkeit, ein himmlisches Zeichen

Gemälde: Marinus van Reymerswale

Nach dem Reformator Johannes Calvin formte sich im 16. Jahrhundert die theologische Bewegung des Calvinismus. Calvinisten lebten bescheiden und investierten in die Wirtschaft. Dies taten sie nicht unbedingt für das Lebensglück, sondern für das Glück im Jenseits.

Das Thema Sparen war für die Anhänger des Calvinismus von großer Bedeutung. Sie hofften darauf, nach dem Tod in den Himmel aufzusteigen. Daher achteten sie eisern auf ihre Ausgaben und führten ein bescheidenes Leben. Das Ganze war allerdings stets mit einer gewissen Unsicherheit verbunden: Die strikte Sparsamkeit und der Fleiß konnten am Ende des Tages auch gut und gerne umsonst gewesen sein: Denn für den Eintritt ins Jenseits gab es natürlich kein Garantiesiegel. Sparsamkeit resultierte nicht gleich in Seelenheil.

Trotz des guten Willens und der Tugendhaftigkeit, konnte das Schicksal nicht beeinflusst werden. Kein Geringerer als Gott hatte bereits zu Anbeginn der Zeit darüber bestimmt, ob jemand nach dem Tod mit der ewigen Seligkeit beschenkt oder mit der Verdammnis bestraft würde. Das lehrte jedenfalls die doppelte Prädestination. Nun macht es natürlich keinen Spaß, ein Leben lang das Leben nach dem Tod zu fürchten. Aus diesem Grund waren die Calvinisten so fleißig und nutzten ihre Zeit, dank der calvinistischen Arbeitsethik: Sie strafte jegliche Art der Verschwendung als Sünde ab. Fleiß und Erfolg wertete man Gott sei Dank als ein Zeichen für den Gnadenstand. Wohlstand und Luxus ließen laut der Sendung Planet Wissen hingegen auf ein späteres Leben in der Hölle schließen.

Gemälde: Marinus van Reymerswale

Johannes Calvin, Reformator und Asket

Und wer hat’s erfunden?

Gestatten, Johannes Calvin (1509-1564). Damals eine Ikone, heute ein umstrittener Reformator. Einer der Größten, die das 16. Jahrhundert hervorgebracht hat. Er war das, was man einen Sparfuchs mit Leidenschaft nennen könnte. Der Franzose, der aus gutem Elternhaus kam, lebte seinen Sympathisanten ein asketisches Leben mit bestem Beispiel vor. Er war fleißig, soll nächtelang über seinen Schriften gehangen und angeblich nur eine Mahlzeit am Tag zu sich genommen haben. Für seinen Fleiß belohnte er sich nicht. „Es ist nicht sündhaft, reich zu sein. Sondern in Sünde fällt nur, wer sich auf seinem Vermögen ausruht und es zur Befriedigung seiner lasterhaften Begierden missbraucht”, lehrte der Theologe.

„Wer die Wahl hat, hat die Qual“, heißt es doch so schön. Nicht nur in Sachen Sparen gilt die Selbstbestimmung. Heute ist Letztere sogar ein Menschenrecht, das durch die Verfassung geschützt wird. Ein ziemlich modernes Lebensmodell, das den Vorstellungen Calvins nicht gerecht geworden wäre. Er übte die strenge Kirchenzucht aus. Wer nach seiner Lehre lebte und sich nicht an Sitten hielt, musste mit hohen Strafen rechnen. Sogar aufwendige Kleidung oder kostspielige Feste wurden, wie es Uwe Birnstein für Deutschlandfunk Kultur schreibt, dank der asketischen Spaßbremse geahndet.

Ein Gruppenbild von den acht Religionsreformatoren. Gemälde: Unbekannt.

Der Calvinismus hat Einfluss auf die Wirtschaft

Vor allem Kaufleute fanden Gefallen am Calvinismus, bei dem es sich um die Nützlichkeit des menschlichen Handelns drehte. Allein im 18. Jahrhundert sollen beinahe die Hälfte der Erfinder aus dem Vereinigten Königreich, Kaufleute und Unternehmer Calvinisten gewesen sein. Ihr Gewinn diente nie dem persönlichen Zweck. Auf Calvinismus.de heißt es, dass teilweise für soziale Projekte gespendet wurde, davon wurden wiederum Krankenhäuser gebaut. Der Großteil des Geldes wurde aber in den Fortschritt investiert. Und so formte sich eine Art der Geldanlage, wie man sie noch heute kennt: Unternehmer nutzten ihre Überschüsse, um in technische Entwicklung oder Maschinen zu investieren und trieben somit ihre Geschäfte voran. Nur war die Motivation des wirtschaftlichen Erfolgs für Calvinisten eben eine andere, eine religiöse. Ein himmlisches Zeichen für das Seelenheil.

Zwar unterscheidet sich die calvinistische Vorstellung von Sparsamkeit stark von unserer heutigen, doch zeigte sie durch Facettenreichtum auf, dass Sparen nicht nur ein Werkzeug, sondern auch eine Lebensphilosophie sein kann. Jahrzehnte später sollte dieses Prinzip auf ganz andere Art und Weise auch im Frugalismus zu erkennen sein. Doch zunächst entwickelte sich das Sparen zu einer deutschen Tugend, nachdem im frühen 19. Jahrhundert immer mehr Spareinrichtungen als Antwort auf eine zunehmende Massenarmut eröffnet wurden. Wie es Robert Muschalla, Kurator der Ausstellung „Sparen – Geschichte einer deutschen Tugend” erklärte, handelt es sich dabei um Institutionen der Armenfürsorge und Erziehungseinrichtungen, in denen der unteren Gesellschaftsschicht ein sparsames und arbeitsbezogenes Leben nahegelegt wurde. Aber das ist eine andere Geschichte.

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Diese Sparfüchse sind on FIRE

Kompendium: Frugalismus

Diese Sparfüchse sind on FIRE

Foto: Igge

In den Vereinigten Staaten streben immer mehr Menschen nach der Rente mit 40. Sie sind Anhänger des sogenannten FIRE Movements. Einige Grundgedanken des Credos „Financial Independence, Retire Early” stammen aus dem Bestseller zweier sparsamer Autor*innen.

Im Englischen würde man sagen: „He was at the top of his game”. Joe Dominguez lebte den amerikanischen Traum: Er wuchs in einfachen Verhältnissen in Harlem, New York, auf und hatte sich später bis zum Aktienanalyst hochgearbeitet. Doch anstatt die Karriereleiter weiter zu erklimmen, ging er im Jahr 1969 mit 31 Jahren in Rente. Die New York Times schreibt, dass er dies mit einem finanziellen Polster von 100.000 US-Dollar tat, auf dem er sich hätte ausruhen können. So wurde er unbeabsichtigt zum Vorzeigebeispiel der FIRE-Bewegung (Financial Independence, Retire Early), die den frugalistischen Lebensstil predigt und eine Antwort auf die Wirtschaftskrise in den USA ist.

Coupons sind eine beliebte Methode um beim Einkauf zu sparen.

Anhängern der Bewegung heizte Dominguez mit dem Buch Your Money or Your Life ein, das er zusammen mit der US-amerikanischen Schriftstellerin Vicki Robin im Jahr 1992 veröffentlichte. Der Bestseller ist sozusagen die Bibel der Frugalisten. Darin stellen die Autoren unter anderem ein 9-Schritte-Programm zum Erlangen der finanziellen Freiheit vor. Wichtig sei es, den Finanzen eine größere Aufmerksamkeit zu schenken. So könne man weniger ausgeben, weniger arbeiten und seinen Fokus endlich auf Dinge ausrichten, für die das Herz schlägt.

Die Vorreiter der FIRE-Bewegung

Dominguez und Robin lebten schon vor Veröffentlichung ihres Buches ein sparsames Leben. Er ging unter anderem gerne auf Schnäppchenjagd, kaufte ungern auf Kredit ein und legte sich nur das zu, was er wirklich brauchte. Robin bekam die Sparsamkeit in die Wiege gelegt, war von ihrer Mutter davon inspiriert, in Discountern, Secondhand-Läden und auf Flohmärkten einzukaufen. Außerdem lebte sie ein bescheidenes Leben nahe der Natur, wie es im Buch Eco Pioneers beschrieben wird. Die beiden Frugalisten kamen zu dem Schluss, dass man mit nur einem Bruchteil des Geldes leben kann, das in einem gewöhnlichen Haushalt ausgegeben wird. Und das sollte nun die ganze Welt erfahren.

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Mr. Money Mustache erzählt wie man eine Anhängerschaft für seinen Blog aufbaut. Foto: Jeremy Vohwinkle

Frugalismus erlangt Popularität

2011, fast zwanzig Jahre nach der Buchveröffentlichung, wurde Peter Adeney alias Mr. Money Mustache dank seines Blogs zur Stimme der FIRE-Bewegung. Der Superstar des Frugalismus machte die Lebensphilosophie populär. Er selbst wurde mit 30 Jahren zum Frührentner – dank Geldinvestition und einem Lebensstil, der etwa 50 Prozent günstiger war, als der seiner Mitmenschen. Sein Blog avancierte zu der Anlaufstelle einer weltweiten Community, die es aus unterschiedlichsten Gründen in das Abenteuer Frugalismus zog. Fokussierte man früher noch, den Verbrauch zu senken und den Planeten zu schonen, spielten jetzt auch Faktoren wie die Abneigung gegenüber fremdbestimmter Arbeit eine größere Rolle.

FIRE hält dem Gegenwind stand

Adeney schrieb und schreibt noch immer über finanzielle Unabhängigkeit, verrät Finanz-Tipps und -Tricks, schreibt aber auch über die Philosophie des Glücklichseins, über eine DIY-Ethik und Umweltbewusstsein. Spätestens jetzt war klar, dass Frugalisten mehr als nur die Hippies der Finanzwelt sind, dass ihr bewusstes Leben mehr beinhaltet, als nur jeden Cent mehrmals umzudrehen. Trotzdem stieß FIRE nicht nur auf Zuspruch, sondern löste auch hitzige Debatten aus. Auf Blogs und in sozialen Netzwerken tauchen immer wieder folgende Kritikpunkte auf: Es sei ein Modell nur für Reiche, man lebe nicht im Hier und Jetzt, man müsse stets verzichten.

Das Feuer von FIRE ist trotz starken Gegenwinds nicht erloschen. Auch heute brennen immer mehr Menschen weltweit für ein bescheidenes Leben mit vollem Bankkonto.

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Einmal finanzielle Unabhängigkeit, bitte!

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Einmal finanzielle Unabhängigkeit, bitte!

Oliver Noelting und Lars Hattwig sind Frugalisten. Ersterer arbeitet noch auf die finanzielle Unabhängigkeit hin, Letzterer hat diese bereits erreicht. Beide leben, wie es der Frugalismus beschreibt, unter ihren finanziellen Möglichkeiten. Mit Qiio sprechen sie über ihren Alltag, Sparsamkeit und das eigene Lebensglück.

Fällt das Wort Glück, ist in unserer heutigen Konsumgesellschaft meist der Begriff Geld nicht fern. „Geld allein macht nicht glücklich, aber es ist besser, in einem Taxi zu weinen als in der Straßenbahn”, sagte mal der verstorbene Publizist Marcel Reich-Ranicki.

Oliver Noelting würde das wahrscheinlich nicht unterschreiben. Der 30-Jährige ist ein Frugalist durch und durch. Mit seinem Blog Frugalisten.de erlangte er medial enorm viel Aufmerksamkeit, es dauerte nicht lang, bis ich während meiner Recherche auf ihn stieß.

Der Softwareentwickler macht im Interview einen lebensfrohen Eindruck, spricht leidenschaftlich und voller Elan über sein Lebensmodell und den Traum von der Rente mit 40. Um sich diesen zu erfüllen, investiert er sein Geld in sogenannte ETFs, also börsengehandelte Fonds. Zum Finanzexperten hat er sich selbst ausgebildet. Außerdem lebt Noelting ein sparsames Leben, samt Freundin und Baby. Er gibt vielleicht ein Drittel dessen aus, was andere, durchschnittliche Haushalte ausgeben und konnte sich so bereits 110.000 Euro zur Seite legen. Rund 400.000 Euro würde für ihn die finanzielle Unabhängigkeit bedeuten.

Das ist Frugalist und Blogbesitzer von Frugalisten.de Oliver Noelting.

Der Weg zur finanziellen Unabhängigkeit

Trotz des Fokus auf Sparsamkeit unterscheide sich sein Alltag nicht signifikant von anderen, sagt er im Qiio-Interview. Frugalismus ist kein Aussteigermodell! „Ich wohne in einer ganz normalen Wohnung, gehe zur Arbeit, fahre in den Urlaub, treffe mich mit Freunden, mache Sport. Der Hauptunterschied zu anderen ist, dass ich meine Ausgaben unter der Haube optimiert habe. Ich schaue genau, was ich brauche und was nicht.” Noelting führt ein strenges Kassenbuch.

Er lacht herzlich, als er von seinem kaputten Geschirrspüler erzählt. Mithilfe von Tutorials packte er lieber selbst an, anstatt einen Neuen zu kaufen. Diese DIY-Mentalität schafft finanzielle Überschüsse, vor allem aber positive Erinnerungen. Auch in der Freizeit ist Aktivität statt passiven Konsums angesagt: „Ich bezahle nicht für meine Unterhaltung, sondern sorge selbst dafür.” Fahrradfahren statt Kino, Skateboarden statt Shoppingtour. Von Verzicht sei sein Leben entgegen mancher Annahmen dennoch nicht geprägt: „Ich würde nicht mehr Geld ausgeben wollen, weil mein Lebensstil ein ganz anderer ist. Ich vermisse nichts.” Es scheint ihm wichtig, das zu betonen.

Das Leben nach der Rente mit 44

Lars Hattwig hatte zunächst kein Händchen für Finanzen. Knapp 20 Jahre ist es her, dass er pleite vor einem Geldautomaten stand. Heute kann er darüber lachen. Der 48-Jährige wirkt gefestigt. Aus gutem Grund! Er stellte mit Disziplin sein komplettes Leben auf den Kopf, wurde Frugalist und ist nun seit vier Jahren in Rente und finanziell unabhängig. Seitdem kann er frei über seine Arbeitszeiten entscheiden. Klar, zunächst hatte sich Hattwig eine mehrwöchige Auszeit gegönnt, wie er Qiio erzählt. Doch die wurde schnell langweilig. Deswegen liegt er heute nicht auf der faulen Haut, sondern teilt als Finanzcoach seine Erfahrungen. „Es ist wichtig, sich eine Aufgabe zu suchen, die einem Sinn gibt”, sagt er.

Das ist Lars Hattwig, Frugalist und Frührentner mit nur 44.

Hattwig gönne sich alles, was er braucht und möchte, Ansprüche an Luxusgüter habe er aber auch trotz seines vollen Bankkontos nicht. Irgendwie sympathisch. Durch Berlin düst er deswegen nicht mit Auto, sondern mit Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln. Ähnlich wie Noelting empfindet auch er keinen Verzicht: „Ich mache das nicht mehr bewusst. Da ich schon eine Weile so lebe, sind für mich viele Anschaffungen gar nicht so wichtig”, erklärt der autodidaktische Finanzexperte. Dank eines Sparsystems mit mehreren Konten, hat er stets einen Überblick auf seine Finanzen und kann seinen Konsum besser steuern. Man hört ein Lächeln heraus, als er von Freuden fernab des Shoppings erzählt: „Ich kann mich ins Grüne setzen und finde das toll. Ich muss in keinen Club gehen und Champagner trinken. Mir reicht es, dass ich meinen Seelenfrieden habe.”

Wird Frugalismus zum kommerziellen Trendmodell?

Seit der finanziellen Unabhängigkeit hat sich Hattwig viele Gedanken um den Sinn des Lebens und das Lebensglück gemacht. Gedanken, die auch Noelting durch den Kopf gehen. „Ein großes Missverständnis ist, dass viele Menschen Lebensglück und das Ausgeben von Geld miteinander in Beziehung setzen”, findet der 30-Jährige. „Sie sehen meine Ausgaben und denken, der kann kein glückliches Leben führen. Ich glaube aber, dass die beiden Faktoren nur wenig in Zusammenhang stehen und man mit geringen Ausgaben tatsächlich ein glückliches Leben führen kann, mit sehr hohen Ausgaben hingegen ein unglückliches – und umgekehrt. Zufriedenheit ist meiner Meinung nach, eine innere Einstellung, man kann sie nicht kaufen.”

Es ist eine Philosophie, die sich auch fernab vom Frugalismus immer mehr in der breiten Masse entwickelt. Die Wegwerf-Gesellschaft schlägt eine neue, bewusstere Richtung ein. Eine, die mit frugalistischen Prinzipien einhergehen kann. Ist der Frugalismus also der große gesellschaftliche Trend von Morgen?

Weiterlesen Robo-Advisor für die Frugalisten von Morgen
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Robo-Advisor für die Frugalisten von Morgen

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Robo-Advisor für die Frugalisten von Morgen

Sinkende Impulskäufe und ein wachsendes Bewusstsein rund um Nachhaltigkeit prägen die Sparsamkeit von Morgen. Vor allem Robo-Advisor werden für Kleinanleger*innen immer interessanter. Welche Möglichkeiten es mit den digitalen Helfern gibt, um in der nahen Zukunft vom Angesparten zu profitieren, erfahren wir von Finanzexpertin Sabine Grube.

Kontrolliertes Sparen mit Ausblick auf die Frührente oder das Geld wahllos aus dem Fenster werfen? In den nächsten Jahren hat, vermute ich, ein gesunder Mittelweg die Nase vorn. Allein aufgrund des wachsenden Interesses am Umweltschutz und im Sinne der Ressourcenschonung könnte das Thema Sparsamkeit immer relevanter und selbstverständlicher werden. Demnach setzen Konsument*innen Prioritäten und geben nicht mehr jedem Wunsch impulsartig nach – das macht sich auch auf dem Bankkonto bemerkbar.

Und wohin mit dem Überschuss? Trotz Niedrigzinsen gehören Spar- und Tagesgeldkonten auch in der nahen Zukunft noch nicht der Vergangenheit an. Um persönlichen Profit herauszuschlagen, müssen sich die hierzulande sonst so risikolosen Kleinanleger*innen von der klassischen Geldanlage abwenden und den Sprung in das lukrative Abenteuer Kapitalmarkt wagen – zum Beispiel mithilfe von Robo-Advisorn. Welche Rolle die Maschinen künftig spielen, erklärt Expertin Sabine Grube, Finanzpartnerin vom Quartier Zukunft.

Die Finanzexpertin Sabine Grube. Foto: Deutsche Bank.

Schon früh in Rente zu gehen und finanziell unabhängig zu werden, dürfte für viele Menschen interessant klingen. Denken Sie, der Frugalismus könnte ein neues gesellschaftliches Trendmodell werden?

Das könnte auf Dauer ein unbequemes Leben bedeuten. Ich weiß nicht, ob die Gesellschaft schon so weit ist, diese Bequemlichkeit aufzugeben. Man muss ja auch viel Zeit zu investieren. Ich könnte mir schon vorstellen, dass es mehr Leute geben wird, aber es wird kein massenhaftes Lebensmodell werden.

Das frugalistische Lebensmodell ist ja in den Vereinigten Staaten entstanden, obwohl Sparsamkeit eigentlich eher hierzulande groß geschrieben wird. Bleibt das Sparen auch künftig eine deutsche Tugend?

Ja! Die Deutschen sparen viel, aber falsch, weil sie keinerlei Risiken eingehen wollen. Das heißt, sie sparen auf dem Sparkonto, aber per se wird das Geld dort weniger. Oder werden wir doch noch mehr in die Richtung gehen, Geld am Kapitalmarkt anzulegen, um netto mehr herauszubekommen? Wie in Amerika, wo eine ganz andere Kultur herrscht. Das finde ich mit Hinblick auf die Zukunft ganz spannend.

Der Kapitalmarkt ist ein gutes Stichwort. Welche ersten Schritte können denn Frugalist*innen und Kleinanleger*innen von Morgen bei der Geldinvestition gehen?

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten. Man kann sich bei der Bank beraten lassen. Dort findet eine intensive Risikoaufklärung statt, wozu wir auch gesetzlich verpflichtet sind. Anschließend bekommt man je nach Risikopräferenz, die im Gespräch festgestellt wird, Vorschläge. Das können z.B. Investmentfonds, Einzelaktien oder Sparkonten sein.

Oder man findet das Thema so spannend und bildet sich in diesem Bereich selber fort – da gibt es wunderbare Websites, wo erklärt wird, wie der Kapitalmarkt funktioniert, wo Chancen und Risiken sind. Dann kann man sein Geld über einen Online-Broker kostengünstig investieren und trifft Entscheidungen eigenständig.

Die dritte Variante wäre einen wäre eine digitale Vermögensverwaltung (Robo-Advisor) zu nutzen, die immer stärker im Kommen ist. Mit ihr muss man sich nicht um die Einzelanlage-Entscheidungen kümmern. Man gibt den Anlagehorizont und das Risikoprofil an – und dementsprechend wird das Geld angelegt und gemäß des Risikoprofils täglich angepasst.

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Teamleiter Stephan Dietzel auf der Future.Challenge im Quartier Zukunft. Foto: Alicia Kassebohm

Fungieren solche Robo-Advisor ganz ohne menschliche Beratung?

Es gibt unterschiedliche Varianten. Es gibt klassische Robo-Advisor, die nur nach dem Algorithmus vorgehen. Es gibt aber auch Angebote wie ROBIN von der Deutschen Bank, bei dem wir die Marktmeinung von unserem Chefanlagestrategen haben. Der sagt grundsätzlich, in welchen Regionen angelegt werden sollte. Dann kommt die Risikopräferenz des Kunden hinzu und anschließend wird ein Algorithmus darübergelegt. Dort wird täglich eine Risikoanpassung getätigt. Das heißt: Ein Computer empfiehlt etwas und der Portfolio-Manager schaut, ob es Sinn macht.

Bleibt dieser Mix aus Persönlichem und Digitalem bestehen oder fällt das Menschliche bald weg?

ROBIN steht für „Robo-Invest“ und ist eine Mischung aus Mensch und Maschine, Technologie und Kapitalmarktwissen. Er ist also eine digitale Vermögensverwaltung und kein einfacher Robo-Berater. Die Technologie ermöglicht eine automatische Analyse der Anlage, aber auch die Prognosen unserer Analysten und Anlagestrategen fließen mit ein. Das letzte Wort hat bei unserer Beratung mit Robo-Advisor immer noch der Mensch.

Ich denke, dass das auch der weitere Weg beim grundsätzlichen Thema Banking in der Zukunft sein wird – so digital wie nötig, aber so menschlich wie möglich. Heutzutage kann man sich enorm viele Informationen aus dem Internet holen, um eine Grundlage für die Entscheidungsfindung der richtigen Anlage zu finden. Letztendlich erlebe ich es aber täglich, dass unsere Kunden doch das persönliche Gespräch wünschen, um eine individuelle Unterstützung in der Entscheidungsfindung zu bekommen, wie bei einem Coach.

Sabine Grube berät eine Kundin im Quartier Zukunft. Foto: Deutsche Bank.

 

Das klingt beruhigend. Welche weiteren technologischen Möglichkeiten werden sich in den nächsten Jahren rund um das Thema Sparen entwickeln?

Aktuell können wir mit Robo-Advisorn Geld einmalig anlegen und monatlich sparen. Hierbei  ist es natürlich auch möglich, jederzeit Geld zu entnehmen. Gibt es aber bereits Robo-Advisor, die das „Magische Dreieck der Geldentnahme“ als Rechengrundlage haben? Welche Rechenmodelle können automatisiert angewendet werden, um eine möglichst hohe mit einer möglichst gleichmäßigen Entnahme zu kombinieren, ohne Gefahr zu laufen, das Vermögen vorschnell aufzubrauchen?“

Das ist aus meiner Sicht auch eine interessante Facette des Themas Sparen für die Zukunft, die man nicht außer Acht lassen sollte. Ich würde mich natürlich sehr freuen, diese und weitere möglichen Entwicklungen und Lösungsmöglichkeiten in meinen Kundengesprächen zu diskutieren und umsetzen zu können.

Danke für das Gespräch, Frau Grube!

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Wenn Wirtschaft das Sparen wieder neu definiert

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Wenn Wirtschaft das Sparen wieder neu definiert

Die ersten Roboter für den Privatgebrauch helfen den Menschen von Übermorgen nicht nur beim Sparen, sondern auch bei der Entwicklung neuer Lebensmodelle. In der Gegenwart prophezeit Trendforscher Tristan Horx, dass sich Sparsamkeit mit dem Rückgang des Wirtschaftswachstums verändert.

YourAid, Serienummer 773 x4124452

15. Mai 2051

„An Tag 3 wurde ich mit einem Update aufgestockt, das es mir ermöglicht, die Finanzen meiner Besitzerin Emma zu übernehmen und ihren neuen Lebensstil zu planen. Zunächst starte ich mit einer Analyse ihrer Einnahmen und Ausgaben der letzten zehn Jahre, konzentriere mich dann auf die vergangenen zwei, um ihr ein passendes und ganzheitliches Modell herauszuarbeiten. Anschließend stelle ich ihr ein Portfolio aus verschiedenen Einzelinvestments zusammen. Im Fokus stehen neben Finanzen auch ihre Interessen, Bedürfnisse, persönliche Entwicklung, das Umfeld und soziales Engagement. Schon mein erster Scan bestätigt, dass ihre Ausgaben und der bisherige Lebensstil nicht ihrem Ich entsprechen. Diese Sofortmaßnahmen müssen akut gestartet werden: Anpassung des Haushaltsbuchs, vorläufige Reduzierung der wöchentlichen Ausgaben, Verwaltung von passiven Fonds.”

Individuelles Sparen dank künstlicher Intelligenz

Es sind die Ausschnitte des Gedankenprotokolls eines Roboters der YourAid-Serie, der erste Roboter mit menschenähnlicher Gestalt für den Privatgebrauch. Wöchentlich muss er Protokolle in die Cloud hochladen, die von Sicherheitsalgorithmen geprüft werden. Nur ein kleiner Fehler wäre fatal. Schließlich ist die Maschine nicht nur Helfer*in, sondern auch Mentor*in. „Du weißt, was du willst. YourAid weiß, was du brauchst”, steht seit der Markteinführung in den jeweiligen Sprachen auf den riesigen Hologrammen in den Innenstädten von Berlin über Tokio bis hin zu New York geschrieben. Der Slogan ist Programm: Denn der Spezialist mit KI weiß nicht nur, wie sparsam der Mensch sein will, sondern wie unterschiedlich sparsam der Mensch ganz individuell sein soll. Finanzberater*in und Lebenscoach gibt’s jetzt in einem.

Aber der Roboter kann noch mehr: YourAid-Halter*innen schicken ihren maschinellen Helfer mit Tiefblick zur Arbeit oder beauftragen ihn mit Freelance-Jobs, um zusätzliches Geld für das eigene Sparkonto einzuheimsen. Der Roboter imitiert die gesamten Qualifikationen und Fähigkeiten seine*r Käufer*innen. Doch YourAid ist nicht billig und auch bei den kostspieligen Updates glüht die Kreditkarte. Vor dem Sparen ist also erst einmal ansparen angesagt.

Die Wirtschaft bestimmt die Zukunft des Sparens

Doch die Zukunftsmusik von diesem Phantasie-Szenario verstimmt schon heute. „Die Chance, dass sich der ‘kleine Bürger’ Geld zusammengespart und sich den Roboter gekauft hat, bevor längst große Firmen/ Menschen den Zugang hatten und das Ganze ausgereizt haben, ist unwahrscheinlich”, findet Tristan Horx, Trendforscher vom Zukunftsinstitut. „Wir arbeiten oft mit folgender These: Wenn etwas Digitales entsteht, kommt auch wieder ein Gegentrend, also etwas Menschliches. Wenn der Roboter die ganzen Jobs der Finanzberater*innen ersetzt, dann kommt auf der anderen Seite wieder eine Bewegung der Jobs zurück, die sich auf das Zwischenmenschliche konzentrieren. Die Zukunft besteht immer aus einer Synthese.“

So könnte ein humanoider Spar-Roboter auf einer Einkaufsstraße in Tokyo aussehen. Foto: Lukas.

Eine Trendwende sieht der Trendforscher schon in unserer Generation: Sie drückt sich durch die abnehmende sogenannte Konsumgeilheit und ein bewusstes Konsumverhalten aus, welche langfristig auch das Sparverhalten der nächsten Generationen verändern und prägen können. Die Zukunft des Sparens spiegelt sich künftig in der Wirtschaft wider, die neue Qualität und Dimensionen erlangt.

Horx geht davon aus, dass sich das Sparverhalten gemeinsam mit dem Konsumverhalten verändern wird. Er erklärt: „Wir betrachten das Verhältnis von Sparen und Leben sowie Lebensqualität – das entwickelt sich natürlich auch stark mit der Konjunktur. Unsere grundlegende These ist, worüber wir auch den Report „Next Growth“ geschrieben haben, dass das ewige Wirtschaftswachstum als solches immer mehr abflacht. Das globale Wirtschaftswachstum wird zurückgehen. Das heißt natürlich, dass man auch ein paar andere Lebensmodelle entwickeln muss, um damit umzugehen, dass nicht immer alles wieder mehr wird. Da wird sich im individuellen, persönlichen Haushalt viel verändern müssen.”

Veränderungen sind immer eine Chance. In diesem Falle kann der moderne Anspruchsmensch neue, vor allem aber gesündere Maßstäbe für das materielle Wohlstandsniveau entwickeln. Genügsamkeit könnte dann der Schlüssel zu einem erfüllten Leben sein. Davon profitieren Mensch und Umwelt gleichermaßen.

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