
Mit zunehmender Verzweigung der Gehirnwindungen wuchs im Frühmenschen der Drang, sich künstlerisch zu betätigen. Der steinzeitliche Höhlenmensch verewigte sich gerne an den Wänden von Höhlen, um den anderen Mitgliedern des Rudels Geschichten von der Jagd zu erzählen. Sozusagen eine Höhlenmensch-Diashow: Die Jagd war ein sehr beliebtes Motiv, denn ihr Erfolg entschied über das Überleben der ganzen Sippe. Auch wurden Weizenähren und andere Pflanzen dargestellt, welche uns einen kleinen Einblick in den täglichen Speiseplan geben können und uns heute noch einen wunderbaren Eindruck über damalige Gewohnheiten vermitteln.
In Europa änderte sich die bildhafte Darstellung von Essen mit der Veränderung der Lebensbedingungen in der Jungsteinzeit. Zunächst wurden Nutztiere domestiziert, später kam dann die Auslagerung der Nahrungsbeschaffung durch den Ackerbau und die damit verbundenen landwirtschaftlichen Berufe hinzu. Es bildeten sich unterschiedliche gesellschaftliche Schichten.
Die köstliche Antike – festgehalten auf Tonvasen

Steinzeitmalerei. © David Stanley from Nanaimo, Canada (Prehistoric Rock Paintings) [CC BY 2.0]
Zur Zeit der Antike wurde es dann sehr viel opulenter – zumindest was die Verköstigung der oberen Zehntausend anbelangte. Gerade in den ärmeren Schichten wurde gegessen, was eben da war. Während im römischen Reich das gemeine Volk auf optisch weniger außergewöhnliche Gerichte, wie einen Brei aus Dinkel und Brot aus Gerste und Weizen setzte, waren ausschweifende Festmahle in den oberen Gesellschaftsschichten zu festlichen Anlässen keine Seltenheit. Dazu gab es immer Wein. Fleisch wurde eher zu besonderen Anlässen verspeist, dieMahlzeiten der Römer waren überwiegend vegetarisch. Großzügige Bankette wurden zu besonderen Anlässen und zur Stärkung der Geschäftsbeziehungen ausgerichtet. Hierbei speisten die wichtigen Männer im Liegen auf einem Speisesofa. Gegessen wurde mit den Händen, welche zwischen den einzelnen Gängen gewaschen wurden oder an den Köpfen der Sklavenkinder abgewischt (praktisch!). Diese gesellschaftlich wichtigen Ereignisse wurden auf Tonvasen, Fresken und Tellern festgehalten und zeigten dadurch deutlich den Status der Auftraggeber und dargestellten Persönlichkeiten auf, bzw. wiesen darauf hin, in welchem Haus/bei welcher Familie man gerade speist.
Die Kunst des Mittelalters – Darstellung von Essen in den Klosterschriften
Das Mittelalter brachte durch erhebliche technische Fortschritte einige Innovationen auf die Teller. Mühlen, Dreifelderwirtschaft und der Kulturaustausch mit dem Orient (Kreuzzüge!) ermöglichten eine bis dato nie da gewesene Vielfalt. Auch hier wurden Getreidebreie und Grütze als Hauptnahrungsmittel verspeist. Kochen und Viehzucht wurde effektiver und der Handel erlaubte eine ungeahnt breite Nahrungspalette. Nachdem die Pest gut 30 % der Bevölkerung in Europa dahingerafft hatte, konnte man mehr auf Fleisch als Energielieferant setzen. Es gab genug zu essen.

Mittelalterliche Darstellung der Zubereitung von Tieren. © Wikimedia Commons
Diese Vielfalt machte sich auch in der Darstellung von Nahrungsmitteln in Kochbüchern und – ganz wichtig – in den Schriften der Klöster bemerkbar. Die Klöster spielten eine sehr wichtige Rolle, waren sie doch das Hirn des Mittelalters. Kirsten Schlegel-Matthies hat in dem Essay „Zum Wandel der Esskultur in Deutschland” die Bräuche aus der Zeit ausführlich beschrieben. Im frühen Mittelalter spiegelte eher die Menge der konsumierten Lebensmittel den sozialen Stand wider, im Verlauf des Mittelalters änderten sich die Regeln und es wurde wichtiger, welche Lebensmittel für welchen Stand vorgesehen waren. Ein ausführliches Regelwerk legte in vielen Städten fest, welche Nahrungsmittel und Zubereitung beispielsweise für Dienstboten und welche für den Mittelstand vorgesehen waren. Fleischgerichte wurden mit zunehmendem Stand immer raffinierter. Letztendlich war allerdings der Zugang zu Handel und Kapital ausschlaggebend dafür, was eine Person tatsächlich verspeiste. Wohlstand drückte sich hier schon im Speiseplan aus und wohlhabende Menschen zeigten sich auf Gemälden gerne mit neuen exotischen Speisen oder Gewürzen oder bei der Jagd. Damals wurden Regeln für das gesellschaftliche Leben aufgeschrieben. Darunter gab es auch Regeln, die vorgaben auf welche Art und Weise bestimmte Gesellschaftsschichten ihre Nahrung aufnehmen sollten beziehungsweise durften. Auch was und wann sie essen sollten wurde in den Regeln vorgegeben.. Dargestellt wurden Ackerbau und Viehzucht, Dienstboten bei der Arbeit, Bäcker, Köche, Feuerstellen und Öfen.
Im Barock schmeckt man die opulente Eitelkeit
Ganz besonders schön sind die aufwendigen Vanitas-Stillleben des Barock (17. Jahrhundert), welche auch die heutige Bildsprache in der Food-Fotografie maßgeblich prägen. Neben der Jagd, menschlichen Schädeln und Blumen, waren Nahrungsmittel wie Früchte, Fleisch und Fisch heiß begehrte Motive der (meist) holländischen Meister. Auch das eine oder andere Insekt krabbelte über perfekt arrangierte Bildwelten. Vanitas bedeutet Eitelkeit und die Gemälde sollen die Vergänglichkeit der irdischen Existenz verdeutlichen und bei der Meditation über den Tod und das ewige Leben als Gedächtnisstütze dienen. Typisch für das barocke Zeitalter war die kontrastive Gegenüberstellung von Leben und Tod, resultierend aus den damaligen Verhältnissen. Zum einen waren die Menschen lebensfroh, zum anderen bestand eine permanente Bedrohung durch den Tod. Auch ein Aspekt von Vanitas: der Kreislauf des Lebens, an dessen Ende die Würmer uns Menschen auffressen. Nicht ästhetisch aber allemal bildgewaltig.