Die Geschichte der Intransparenz begann bereits im alten Rom mit Steuertricks und Mauscheleien zwischen Amtsträgern.
Fehlende Transparenz gibt es nicht erst seit ein paar Jahrzehnten, sondern seit Jahrtausenden. Bereits im alten Rom im Jahr 750 v. Chr. waren die Menschen geizig mit dem Staat und großzügig mit den eigenen Ausgaben. Sie betrieben Steuerflucht, schleusten Geld an den Behörden vorbei und schon damals grassierte die Korruption. All diese finanziellen Vergehen haben laut dem Historiker Jochen Martin auch zum Untergang des alten Roms beigetragen. Das führt Martin in seinem Werk “Das alte Rom. Geschichte und Kultur des Imperium Romanum” aus. Die Römer gaben nicht nur Unmengen von Summen für ihre Hofschaften mitsamt Angestellten und Sklaven aus, sondern das Geld floss auch in eine aufgeblähte Bürokratie, von der zahllose Menschen profitierten, in dem sie die Steuern gleich in die eigene Tasche wirtschafteten oder erst gar nicht bezahlten.
Grundhaltung im alten Rom: Reiche zahlen doch keine Steuern
Vor allem die Großgrundbesitzer wollten keine Steuern zahlen. Das Perfide daran lag in der Begründung, die auch bei heutigen Steuerverweigerern immer wieder zu hören ist: Der Staat sei sowieso nicht fähig, das Geld richtig einzusetzen. Anscheinend hatten die Behörden schon im alten Rom Probleme, sich durchzusetzen und auf die Steuereinnahmen zu bestehen. Auch im Römischen Reich gab es bereits die ersten Steueroasen, man nannte sie dort Sonderwirtschaftszonen.
Laut Martin teilte sich die damals bekannte Welt in zwei Teile auf: Im Osten mit der Hauptstadt Konstantinopel war es anscheinend möglich, das Reich so zu führen, dass es von den Einnahmen des Staates weitere tausend Jahre florieren konnte. Im Westen hingegen, mit dem Zentrum Rom, tat sich schon damals eine unglaubliche Schere zwischen Reich und Arm auf. Der Staat brachte es nicht fertig, diese Schere zu schließen, indem er die Leute progressiv besteuerte oder die Steuern für das Allgemeinwohl einsetzen.
Eine andere Begründung für dieses Verhalten leitet sich ganz aus dem Sprichwort “Hochmut kommt vor dem Fall” ab: Die Römer, die sich als Herrscher der Welt oder zumindest des Abendlandes sahen, fanden, dass Steuern zahlen einfach zu profan sei. Dies wurde einfach ihrem dekadenten Lebensstil nicht gerecht. Die Römer profilierten sich viel mehr mit Mäzenatentums, aber das legte schon damals die Probleme offen, die auch heute noch bestehen. Beim Mäzenatentums bestimmt der Geldgeber, wo das Geld hinfließt und nicht der Staat, der zum Wohle der Gemeinschaft Sorge tragen sollte. Zudem war das Mäzenatentums genauso wie heute ein wohlklingender Trick, um das eigene Ansehen zu kultivieren und dabei aber Steuern zu vermeiden. Dabei gab es im alten Rom bereits eine Grundsteuer, also Steuern auf Grundstücke.
Dank Religion Steuern sparen
Doch auch die katholische Kirche forderte Abgaben. Der Trick der Großgrundbesitzer war dabei, dass sie sich ein kirchliches Amt erschlichen, so etwa als Bischof, um ihr Land dann anders beurkunden lassen zu können. Kurzum: Wer einen Posten in der Kirche besaß, musste keine Abgaben leisten. Hingegen zahlten die Römer sehr gerne Steuern, wenn es um die Umgehung des Wehrdienstes ging. Ab dem 4. Jahrhundert nach Christus war es den römischen Bürgern möglich, sich vom Armeedienst durch eine Ersatzsteuer freistellen zu lassen. Das führte jedoch dazu, dass die Armee, welche die einstige Stärke des Römischen Reichs ausmachte, vor allem nur noch aus «Barbaren» bestand. Auch dieser Steuertrick war unter anderem ein Grund für den Untergang des glorreichen Römischen Reichs.
Die Steuerhinterziehung setzte sich auch im Mittelalter fort: Die Kirche forderte von den Gläubigen damals die Abgabe eines “Zehnten”. Das bedeutete, dass sie jeweils zehn Prozent ihrer Erträge in Form von Geld oder Ernten an Geistliche abgeben mussten. Einige Bauern pfiffen darauf und ernteten ihr Getreide nachts, um die Abgaben zu umgehen. Ohne Risiko war das nicht. Damals mussten Steuerhinterzieher nicht nur mit Gefängnisstrafen wie heute rechnen, sondern mit Prügelstrafen.