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Kompendium: Financial Transparency

Inzwischen fordern auch institutionelle Anleger Transparenz über Investments, die Kunden sowieso. Der Klimawandel läutet eine Finanzwende ein, bei dem die Banken eine entscheidende Hebelwirkung einnehmen können.

Kompendium: Financial Transparency

Mit der Blockchain-Technologie transformieren sich die Banken von Vermögensverwaltern zu Technologie-Dienstleistern.

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Dank der Blockchain ist jede Transaktion nachvollziehbar – und auf jede Transaktion können automatisch Steuern erhoben werden.

Kompendium

Mit Nummernkonten und anderen Tricks der Steuerhinterziehung herrschte in der Finanzwelt bis vor Kurzem vor allem Intransparenz. Die Blockchain-Technologie und der Ruf nach grünen Banken bewirkt nun das Gegenteil: Totale Transparenz. Kann sie funktionieren?

Kompendium: Financial Transparency

Die Geschichte der Intransparenz begann bereits im alten Rom mit Steuertricks und Mauscheleien zwischen Amtsträgern.

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Schweizer Nummernkonten stellten Jahrzehnte lang das pure Gegenteil finanzieller Transparenz dar. Es war ein langer Weg, bis sich die Banken einigermaßen öffneten.

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Im alten Rom war Steuern zahlen einfach zu profan

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Im alten Rom war Steuern zahlen einfach zu profan

Die römischen Festmähler der Mäzenen waren im ganzen Abendland bekannt. Gemälde: Roberto Bompiani - via Wikicommons

Die Geschichte der Intransparenz begann bereits im alten Rom mit Steuertricks und Mauscheleien zwischen Amtsträgern.

Fehlende Transparenz gibt es nicht erst seit ein paar Jahrzehnten, sondern seit Jahrtausenden. Bereits im alten Rom im Jahr 750 v. Chr. waren die Menschen geizig mit dem Staat und großzügig mit den eigenen Ausgaben. Sie betrieben Steuerflucht, schleusten Geld an den Behörden vorbei und schon damals grassierte die Korruption. All diese finanziellen Vergehen haben laut dem Historiker Jochen Martin auch zum Untergang des alten Roms beigetragen. Das führt Martin in seinem Werk “Das alte Rom. Geschichte und Kultur des Imperium Romanum” aus. Die Römer gaben nicht nur Unmengen von Summen für ihre Hofschaften mitsamt Angestellten und Sklaven aus, sondern das Geld floss auch in eine aufgeblähte Bürokratie, von der zahllose Menschen profitierten, in dem sie die Steuern gleich in die eigene Tasche wirtschafteten oder erst gar nicht bezahlten.

Korruption gab es schon im alten Rom, wo Geistliche gerne “Gaben des Teufels” entgegennahmen, so wie hier von Giovanni di Paolo dargestellt. Bild: Giovanni di Paolo

Grundhaltung im alten Rom: Reiche zahlen doch keine Steuern

Vor allem die Großgrundbesitzer wollten keine Steuern zahlen. Das Perfide daran lag in der Begründung, die auch bei heutigen Steuerverweigerern immer wieder zu hören ist: Der Staat sei sowieso nicht fähig, das Geld richtig einzusetzen. Anscheinend hatten die Behörden schon im alten Rom Probleme, sich durchzusetzen und auf die Steuereinnahmen zu bestehen. Auch im Römischen Reich gab es bereits die ersten Steueroasen, man nannte sie dort Sonderwirtschaftszonen.

Laut Martin teilte sich die damals bekannte Welt in zwei Teile auf: Im Osten mit der Hauptstadt Konstantinopel war es anscheinend möglich, das Reich so zu führen, dass es von den Einnahmen des Staates weitere tausend Jahre florieren konnte. Im Westen hingegen, mit dem Zentrum Rom, tat sich schon damals eine unglaubliche Schere zwischen Reich und Arm auf. Der Staat brachte es nicht fertig, diese Schere zu schließen, indem er die Leute progressiv besteuerte oder die Steuern für das Allgemeinwohl einsetzen.

Im Westen des römischen Reichs, mit dem Zentrum Rom, tat sich schon damals eine unglaubliche Schere zwischen Reich und Arm auf, die der Staat nicht schließen konnte. Bild: Photoholgic

Eine andere Begründung für dieses Verhalten leitet sich ganz aus dem Sprichwort “Hochmut kommt vor dem Fall” ab: Die Römer, die sich als Herrscher der Welt oder zumindest des Abendlandes sahen, fanden, dass Steuern zahlen einfach zu profan sei. Dies wurde einfach ihrem dekadenten Lebensstil nicht gerecht. Die Römer profilierten sich viel mehr mit Mäzenatentums, aber das legte schon damals die Probleme offen, die auch heute noch bestehen. Beim Mäzenatentums bestimmt der Geldgeber, wo das Geld hinfließt und nicht der Staat, der zum Wohle der Gemeinschaft Sorge tragen sollte. Zudem war das Mäzenatentums genauso wie heute ein wohlklingender Trick, um das eigene Ansehen zu kultivieren und dabei aber Steuern zu vermeiden. Dabei gab es im alten Rom bereits eine Grundsteuer, also Steuern auf Grundstücke.

Dank Religion Steuern sparen

Doch auch die katholische Kirche forderte Abgaben. Der Trick der Großgrundbesitzer war dabei, dass sie sich ein kirchliches Amt erschlichen, so etwa als Bischof, um ihr Land dann anders beurkunden lassen zu können. Kurzum: Wer einen Posten in der Kirche besaß, musste keine Abgaben leisten. Hingegen zahlten die Römer sehr gerne Steuern, wenn es um die Umgehung des Wehrdienstes ging. Ab dem 4. Jahrhundert nach Christus war es den römischen Bürgern möglich, sich vom Armeedienst durch eine Ersatzsteuer freistellen zu lassen. Das führte jedoch dazu, dass die Armee, welche die einstige Stärke des Römischen Reichs ausmachte, vor allem nur noch aus «Barbaren» bestand. Auch dieser Steuertrick war unter anderem ein Grund für den Untergang des glorreichen Römischen Reichs.

Die Steuerhinterziehung setzte sich auch im Mittelalter fort: Die Kirche forderte von den Gläubigen damals die Abgabe eines “Zehnten”. Das bedeutete, dass sie jeweils zehn Prozent ihrer Erträge in Form von Geld oder Ernten an Geistliche abgeben mussten. Einige Bauern pfiffen darauf und ernteten ihr Getreide nachts, um die Abgaben zu umgehen. Ohne Risiko war das nicht. Damals mussten Steuerhinterzieher nicht nur mit Gefängnisstrafen wie heute rechnen, sondern mit Prügelstrafen.

Weiterlesen Das Schweizer Nummernkonto – Paradebeispiel der Intransparenz
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Bild: Rebecca Stumpf
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Das Schweizer Nummernkonto – Paradebeispiel der Intransparenz

Kompendium: Financial Transparency

Das Schweizer Nummernkonto – Paradebeispiel der Intransparenz

Bild: Kotivalo

Schweizer Nummernkonten stellten Jahrzehnte lang das pure Gegenteil finanzieller Transparenz dar. Es war ein langer Weg, bis sich die  Banken einigermaßen öffneten.

In Hollywoodfilmen hat Deutschlands kleines Nachbarland, die Schweiz, einen großen Auftritt: Das Nummernkonto ist ein Protagonist zahlreicher Filme–  und zwar seit mehr als 100 Jahren. Wer kennt sie nicht, die Szenen aus James-Bond-Filmen, in denen entweder Geld auf ein Schweizer Konto transferiert wird oder Schweizer Bankiers mit Waffen zum Herausrücken der Codes für die Nummernkonten gezwungen werden.

Kund*innen konnten bis 2004 bei einer Schweizer Bank ein Konto unter einer Nummer oder einem Decknamen eröffnen. Damit war das Verschieben von Geld unter dem Deckmantel der Anonymität jederzeit möglich. Das Schweizer Bankgeheimnis wurde 1934 eingeführt und begründete damals auf einem humanen Mitgefühl. Ein Gesetzesartikel befasste sich dabei mit dem Kapitel «anonyme Chiffrekonten». Damit hatten die Nazis keine Möglichkeiten mehr auf jüdische Vermögen, die in der Schweiz gelagert waren, zuzugreifen. Wobei nach dem Krieg seitens der USA ein Verfahren eröffnet wurde, bei dem die Schweizer Banken eine Wiedergutmachung für verlorene jüdische Vermögen in der Zeit von 1933 bis 1945 zahlen mussten. Was am Anfang als edle Humanität daher kam, formte schließlich die Legenden, bei denen Koffer voller Geld von Bösewichten oder Drogenbaronen in die Schweiz geschleppt werden. Die Moral wurde für die Schweizer Banken Mittel zum Zweck. Je größer der Finanzplatz Schweiz wurde, desto mehr Arbeitsplätze waren damit verbunden. Diese Argumentation setzte die Finanzbranche als Druckmittel gegen mögliche Gesetzesänderungen gegen das Bankgeheimnis ein.

In Hollywoodfilmen hat das Schweizer Nummernkonto oft einen großen Auftritt: Filmszenen, in denen entweder Geld auf ein Schweizer Konto transferiert wird oder Schweizer Bankiers mit Waffen zum Herausrücken der Codes für die Nummernkonten gezwungen werden. Bild: Leonid Ljubimow

Diskretion als Geschäftsmodell

Von der Entstehung des Schweizer Nummernkontos bis zu seiner Abschaffung vergingen Jahrzehnte. Die Banken sträubten sich gegen finanzielle Transparenz, weil sie befürchteten, sie könnte ihr Geschäftsmodell sabotieren und gegenüber anderen Finanzplätzen ins Hintertreffen geraten. Angriffe auf den „Finanzplatz Schweiz“ betrafen fast ausnahmslos die Kritik am herrschenden Bankgeheimnis. Das Bankgeheimnis diene einzig und allein der Steuerhinterziehung von vermögenden ausländischen Kund*innen, lautete die Kritik etwa aus den Vereinigten Staaten.

Doch nicht nur das: In den neunziger Jahren kam neben anonymen Konten ein weiterer schwerwiegender Vorwurf hinzu. Schweizer Banken hätten nachrichtenlose Vermögen von Opfern des Holocaust systematisch den Erben verschwiegen und sich sogar daran bereichert. Auch hier verwiesen die Banken auf das Bankgeheimnis. Diese Vorwürfe wurden dann zwar Ende 1999 von der Volcker-Kommission entkräftet, trotzdem hinterließen sie einen schalen Beigeschmack und erweckten den Eindruck undurchsichtiger Methoden.

Bank in Winterthur (1862-1912), Vorgänger der UBS. Wer hier ein Konto hatte, konnte jederzeit anonym Geld verschieben. Bild: Union Bank of Switzerland / “J. Ziegler”.

Langer, zäher Weg bis zur Transparenz

Ein paar Jahre später kam endlich Bewegung in die Sache: 2004 trat in der Schweiz eine Geldwäschereiverordnung in Kraft, die dem Nummernkonto ein Ende setzte. Es war der Anfang der Aufweichung des Schweizer Bankgeheimnisses. Obwohl die Schweizer Landesregierung noch gedroht hatte, man werde sich “am Bankgeheimnis die Zähne ausbeißen”, knickte sie auf den Druck der US-Steuerbehörde ein, die ein Amtshilfegesuch stellte. Damit wollte sie Steuerbetrüger bei der Großbank UBS auffliegen lassen. Die UBS zahlte in einem Vergleich dann 780 Millionen Dollar. Die zunehmende Transparenz zog sich bis 2017, als sich die Schweiz verpflichtete, am automatischen Informationsaustausch auf internationaler Ebene teilzunehmen.

Trotz dieser Maßnahmen ist die Schweiz noch immer bei Steuerbetrügern und Geldwäschern beliebt. “Die meisten Manager von Schweizer Banken glauben, dass sie schlauer sind als ihre Konkurrenten im Ausland und lassen sich daher weiterhin für Geschäfte begeistern, die gegen die Steuergesetze verstoßen”, sagt Sergio Rossi, Professor für Makroökonomie und Geldpolitik an der Universität Fribourg in der Schweiz. “Das liegt daran, dass diese Art von Aktivitäten oft höhere und kurzfristige Renditen mit sich bringen als Transaktionen, die sich an die Gesetze auf nationaler und internationaler Ebene halten.”

“Die meisten Manager von Schweizer Banken glauben, dass sie schlauer sind als ihre Konkurrenten im Ausland und lassen sich daher weiterhin für Geschäfte begeistern, die gegen die Steuergesetze verstoßen”, sagt Sergio Rossi, Professor für Makroökonomie und Geldpolitik an der Universität Fribourg in der Schweiz. Bild: Maurizio Solari

Das Problem ist für Rossi nicht das Gesetz selbst, sondern dessen Anwendung. “Es ist die Aufgabe der Banken, verdächtige Fälle an die Behörden weiterzuleiten, aber oft tun sie es nicht, weil sie Angst haben, vermögende Kunden zu verlieren”, so Rossi. Das Bankgeheimnis sei noch immer ein Geschäftsmodell der Schweizer Banken, weil geglaubt wird, es sei der entscheidende Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Finanzplätzen auf der Welt, so Rossi.

Laut dem Professor sei ein radikaler Wandel angebracht. Er empfiehlt, dass die Schweizer Banken eine “grüne Wende” vollziehen sollten, so wie es auch in anderen Branchen geschieht. Dazu sollten sie nur noch in Unternehmen investieren oder Kredite vergeben, die den ESG-Kriterien entsprechen, kurzum Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance).

“Die Profitabilität des Finanzplatzes würde zwar ein paar Jahre lang sinken, aber langfristig würde die Schweiz die Nase vorn haben.” Mit der Entstehung einer nachhaltigen Finanzwirtschaft kann sich die Finanzbranche neu positionieren, indem sie transparent aufzeigt, wohin Investitionen fließen. Transparenz kann das neue Asset der Banken bei einer heranwachsenden Zielgruppe werden. Diese wünscht sich nicht nur bei Lebensmitteln oder Fashion absolute Transparenz, sondern auch bei ihren Finanzgeschäften.

Weiterlesen Ohne Transparenz gibt es keine grüne Finanzwende!
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Ohne Transparenz gibt es keine grüne Finanzwende!

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Ohne Transparenz gibt es keine grüne Finanzwende!

Foto: Fox

Inzwischen fordern auch institutionelle Anleger Transparenz über Investments, die Kunden sowieso. Der Klimawandel läutet eine Finanzwende ein, bei dem Banken eine entscheidende Hebelwirkung einnehmen können.

In allen Bereichen des Lebens wird Nachhaltigkeit und Transparenz inzwischen großgeschrieben: Essen, Fashion, Mobilität, Konsum. Vermehrt stellt sich bei Konsument*innen nun auch die Frage: Welchen Footprint hat mein Geld? Das Thema Nachhaltigkeit hat inzwischen eine Branche erreicht, die sich damit lange Zeit kaum aktiv befasste. Die neuen Bedürfnisse der Kunden zwingen die Banken dazu, ihre Investments offenzulegen. Sie haben verstanden, dass sie die ökologische Wende entscheidend mitgestalten können. Einerseits mit Krediten an nachhaltig agierende Unternehmen, aber auch mit grünen Anlageprodukten. Mit ihrer Hebelwirkung können sie den Geldfluss hin zu umweltfreundlichen Wirtschaftsaktivitäten lenken.

Damit die grüne Wende im Banking gelingt, müssen Regulatoren und Finanzinstitute intensiv zusammenarbeiten, fordert Henrike Pfannenberg, Head von ESG und Impact Transparency bei der Deutschen Bank. “Damit Nachhaltigkeit der neue Standard in der Wirtschaft wird, braucht es verlässliche Vorgaben.” Pfannenberg betont, dass Banken in die Verantwortung gezogen werden müssen: “Der öffentliche Sektor kann die Finanzierung der grünen Wende nicht allein leisten. Klare Regeln sollten den Privatsektor über die Banken als Intermediäre ermutigen, in nachhaltige Unternehmen zu investieren.” Es ist absehbar, dass Banken, die als erste zur grünen Wende beitragen, langfristig höhere Gewinne erzielen und vor Klima- und Reputationsrisiken geschützt sind.

“Damit Nachhaltigkeit der neue Standard in der Wirtschaft wird, braucht es verlässliche Vorgaben”, fordert Henrike Pfannenberg, Head von ESG und Impact Transparency bei der Deutschen Bank. Bild: Deutsche Bank 

Das neue «Green Banking»

Dass es einigen Banken ernst ist, zeigt ein Commitment aus dem Jahr 2019: Dabei haben 130 internationale Banken die “Principles for Responsible Banking”, eine Initiative der Vereinten Nationen zu mehr Nachhaltigkeit und Transparenz in der Finanzwirtschaft, unterschrieben. Darunter auch mehrere deutsche Finanzinstitute wie die Deutsche Bank. Beim Thema Steuerhinterziehung wurden die Banken gefordert, mehr Transparenz an den Tag zu legen, bei der grünen Wende können sie nun proaktiv vorgehen.

Damit dieses Vorhaben aber nicht nur ein Lippenbekenntnis oder «Greenwashing» bleibt, braucht es klare Richtlinien und Transparenz. Bislang gibt es keine einheitliche und verbindliche Definition dessen, was im Banking als nachhaltig beziehungsweise “grün” angesehen werden kann, heißt es im “Trendradar: Banking – Be Green!” vom Handelsblatt Research Institut und der Deutschen Bank.

Die EU arbeitet derzeit an einer Taxonomie zum Thema Green Banking. “Dieser Klassifikationsrahmen soll eine gemeinsame Sprache für die Definition von ökologisch nachhaltigen Wirtschaftsaktivitäten aufzeigen”, heißt es. Die Banken sollen sich dabei an die ESG-Kriterien halten. “Die Taxonomie ist das Herzstück der Nachhaltigkeitswelle”, sagt Henrike Pfannenberg. Dabei müsse die Taxonomie aber auch flexibel bleiben, um die Innovation nicht zu bremsen. Letztlich entscheide die Zusammenarbeit über alle Sektoren hinweg über den Erfolg, von der Wissenschaft zu den Lieferanten bis hin zu den Kunden, sagt Pfannenberg. “Alle müssen dieselbe Vision verfolgen.”

Bank und Nachhaltigkeit: Kann das zusammenpassen? Mehr zu diesem Thema findet ihr hier

Weiterlesen Die Blockchain als Tool für eine radikale Transparenz
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Die Blockchain als Tool für eine radikale Transparenz

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Die Blockchain als Tool für eine radikale Transparenz

Bild: Paolo Gregotti

Mit der Blockchain-Technologie transformieren sich die Banken von Vermögensverwaltern zu Technologie-Dienstleistern.

Die zurzeit größte Wette für die Zukunft der Finanzbranche liegt in der Blockchain-Technologie. Sie soll nicht nur die erhoffte Transparenz von Geldflüssen erbringen, sondern die Demokratisierung der Finanzbranche vorantreiben. “Die Blockchain steht noch ganz am Anfang, ist aber eine große Veränderung, vergleichbar mit dem E-Commerce vor 15 Jahren”, sagt Rino Borini. Der 43-Jährige ist Experte für Digital Finance und Mitgründer des ersten Lehrgangs für Krypto-Banking in der Schweiz.

Trotz der Lobeshymnen der Kryptojünger sieht Borini auch andere Entwicklungen: “Ein großes Thema ist Datenethik: Was passiert mit meinen Daten wirklich?”, sagt Borini. Er mahnt, dass Banken vor allem auch Geld mit Spreads verdienen, wenn Anleger ausländische Aktien kaufen. Das sind Gebühren für Wertschriftenkäufe. Das gilt auch für den Zahlungsverkehr und das Kreditkartenbusiness. Diese undurchsichtigen Gebühren werden dann wegfallen, genauso wie die Gebühren für Krypto-Spekulationen. Es wird viel mehr eine Art Abo bei den Banken entstehen, welches komplett transparent ist. “Es geht um Offenlegung von Konten, von Geldflüssen, aber auch die Produkte für die Anleger. Auch in diesem Bereich sei digitale Ethik entscheidend”, sagt Borini. “Was geschieht mit meinen Daten, wie ist der Algorithmus aufgebaut, wer steckt dahinter?” Das sind drängende Fragen, die Kund*innen nicht unbeantwortet lassen wollen.

“Ein großes Thema ist Datenethik: Was passiert mit meinen Daten wirklich?”, sagt Borini,Experte für Digital Finance und Mitgründer des ersten Lehrgangs für Krypto-Banking in der Schweiz. Bild: HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich

Die Dezentralität gibt dem Individuum mehr Rechte über seine Daten, seine Privatsphäre und macht es mündiger. Sie werden künftig mehr Einblicke über Gebühren, die bei Transaktionen erhoben werden, erhalten. Bei den gängigen Plattformen wie Coinbase oder Bitpanda fallen teilweise hohe Gebühren bei Transaktionen mit Kryptowährungen an. Der Grund ist, dass diese Plattformen, ähnlich wie die Banken, bei herkömmlichen Fiat-Währungen wie Dollar oder Euro als Vermittler fungieren. Wenn sich Digitalwährungen aber künftig noch mehr etablieren werden, dann werden Personen direkt zwischen ihren Wallets Transaktionen durchführen und nicht mehr auf einen Intermediär angewiesen sein.

Besitz wird sich zerstückeln

Nutzer könnten sich gegenseitig Strom verkaufen, Geld ausleihen oder in kleine Start-ups investieren. Die Blockchain-Technologie führt zu einem Comeback von kleineren Gemeinschaften und Peer-Groups. Die Kreditvergabe über die Blockchain ist eines der großen Zukunftsfelder der Technologie. Wer Geld hat, kann es ausleihen, wer Geld braucht, kann es anfordern. Dabei können Privatpersonen die Konditionen über einen “Smart Contract” auf der Blockchain festlegen, der dann die entsprechenden Schritte selbständig auslöst.

Die Kreditvergabe über die Blockchain ist eines der großen Zukunftsfelder der Technologie. Wer Geld hat, kann es ausleihen, wer Geld braucht, kann es anfordern. Bild: Shubham Dhage

Aber auch die Tokenisierung von Besitztümern ist ein Bereich, der die gesamte Finanzbranche auf den Kopf stellen wird. Weil Projekte und Besitz tokenisiert werden, kann jede*r Teilhaber*in von einem Unternehmen, Start-up oder einer Immobilie werden. Tokenisierung bedeutet, dass etwa ein Haus in kleinste Teil heruntergebrochen wird und ein “Smart Contract” über die Blockchain zwischen Privatpersonen abgeschlossen werden kann. Jede Transaktion ist auf der Blockchain sichtbar, jeder Cent Gebühren erfasst.

Die Bank als Dreh- und Angelpunkt

Die Blockchain wird Bankengeschäftsmodelle grundlegend verändern, aber sie nicht obsolet machen. Dabei wird sich vor allem die technische Infrastruktur der Banken weiterentwickeln. Statt Banking- und Wertpapierhandel werden Banken zu Knotenpunkten für Blockchain-Anwendungen. Sie bieten und betreiben Wallets, der Kapitalmarkt wird über die Blockchain vernetzt und die Vergabe von Krediten werden in “Smart Contracts” festgehalten. Diese Mechanismen werden die Banken künftig vollziehen, da sie sonst von Start-ups aus der Kryptobranche abgelöst werden. Der entscheidende Unterschied in Zukunft wird sein, dass nicht mehr die Banken die Konditionen für diese digitalen Verträge vorgeben, sondern die Stakeholder selbst. Die Banken werden lediglich die Technologie zur Verfügung stellen, welche zur sicheren Durchführung solcher “Smart Contracts” notwendig ist.

Mehr zur Token-Economy auch in diesem Interview mit Katharina Gehra der Gründerin des BlockChainFonds.

Weiterlesen Eine Mini-Steuer für jede globale Transaktion könnte die Welt retten
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Eine Mini-Steuer für jede globale Transaktion könnte die Welt retten

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Eine Mini-Steuer für jede globale Transaktion könnte die Welt retten

Foto: Monstera

Dank der Blockchain ist jede Transaktion nachvollziehbar – und auf jede Transaktion können automatisch Steuern erhoben werden.

Berlin, es ist der letzte Tag des Februars 2098. Felix bucht einen Flug nach New York zu seiner Freundin, mit der er eine Fernbeziehung führt. Wobei Fernbeziehung relativ geworden ist, da der Flug am Ende des 21. Jahrhunderts nur knapp drei Stunden dauert. Alles, was Felix für die Buchung machen muss, ist Zielort, Tag und Wunschplatz laut sagen. Mit einem Wimpernschlag wird die gesamte Buchung samt Zahlung auf seiner iLense ausgelöst und Hunderte von Smart Contracts erstellt. Die Blockchain ist dank Nanorechnern nachhaltig und ultraschnell geworden. Die Anfänge der Blockchain-Technologie in den 2010er-Jahren wirken so ungelenk wie die Rechner von IBM in den 1960er-Jahren. Die Blockchain hat das Online-Konto ersetzt, das Metaverse den Browser, die VR-Kontaktlinse das Smartphone. Jede Transaktion ist ein Smart Contract, der sich von Anfang bis Ende lückenlos verfolgen lässt. Steuerbetrug und Geldwäscherei gehören der Vergangenheit an.

Es ist das Jahr 2098: Die Blockchain hat das Online-Konto ersetzt, das Metaverse den Browser, die VR-Kontaktlinse das Smartphone. Bild: Tezos

Auf das Flugticket von 700 D-euro, der digitale Euro, der 2030 eingeführt wurde, wird automatisch eine Transaktionssteuer von 0,5 Prozent erhoben. Die 3,5 D-euro fließen direkt in die Staatskasse. Genauso wie die 0,6 D-euro, die eine Minute später in denselben Topf gehen, da Felix sein Streaming-Abo erneuert hat. Eine Bank hat Felix schon lange nicht mehr. Er besitzt nur noch ein Wallet, bei dem er virtuelles Geld erhält oder versendet. Die Bank stellt die Infrastruktur für das Wallet, aber das Geld liegt nicht mehr dort. Außer Felix willigt ein, dass seine Bank sein Vermögen im Kapitalmarkt einbringen darf. Wohin das Geld fließt, hat ein Algorithmus anhand von Felix Konsumwertesystem festgelegt. “Green Banking”, dieser Begriff aus den frühen 2000er-Jahren, der an eine Zeit erinnert, in der die Menschen noch den Planeten mit fossilen Energieträgern zerstörten, ist obsolet geworden.

Jede Transaktion, die weltweit stattfindet, wird erfasst. Kein Cent geht am Fiskus vorbei. Egal, ob jemand einen Kaugummi kauft oder ein Milliarden-Merger zwischen zwei Unternehmen stattfindet. Auf jede Transaktion gibt es eine Steuer, die in jedem Land der Welt 0,5 Prozent beträgt. Steuerparadiese existieren nicht mehr.

Die Idee einer globalen, transparenten Steuer auf alle Transaktionen ist nicht neu: John Maynard Keynes beschrieb 1936 die globale Transaktionssteuer in seinem Buch “General Theory of Employment, Interest and Money”. Bild: National Portrait Gallery, 1933

Eine alte Idee endlich umgesetzt                  

Diese Idee einer globalen, transparenten Steuer auf alle Transaktionen scheint aus heutiger Sicht total utopisch. Jedoch ist diese überhaupt nicht neu. Einer der wohl bedeutendste Makroökonom aller Zeiten, John Maynard Keynes, hatte vor über 100 Jahren genau dieses Szenario einer globalen Transaktionssteuer beschrieben. In seinen Augen wäre es die “brauchbarste Reform”, die Spekulationen über Unternehmen einzuschränken, schrieb Keynes im Jahre 1936 in seinem Buch “General Theory of Employment, Interest and Money”.

Wie auch schon in den 1970er-Jahren vom Ökonomen James Torbin vorgeschlagen, sollte eine Finanztransaktionssteuer auf Börsengeschäfte ein Hebel sein, “die Auswirkungen einzudämmen, die das Kapital durch die ungehemmte Möglichkeit der Verschiebung auf die realen wirtschaftlichen Kosten der Länder beziehungsweise Volkswirtschaften haben kann.”

Eine Utopie für eine gerechtere Welt

Zurück zu unserem utopischen Szenario in dem Felix im Jahr 2098 lebt:

Mit der Einführung der Transaktionssteuer in über 200 Ländern, darunter die größten Volkswirtschaften der Welt, verändert sich die Welt komplett. Die Staaten haben viel mehr Steuergelder zur Verfügung, um die marode Wirtschaft, vor allem in den Ländern der südlichen Hemisphäre, wieder auf Vordermann zu bringen. Auf der Gegenseite kann niemand mehr durch intransparente Geschäfte oder Machenschaften sein Geld vermehren oder vererben. Es gibt nun ein Mittel, die Reichen nach einem Jahrhundert der ständigen Geldvermehrung in die Verantwortung zu ziehen.

Kritiker bemängeln, diese hundertprozentige Transparenz durch die Blockchain schränke das Individuum im Umgang mit seinem Geld ein. Die Einführung der Transaktionssteuer hat aber zu einem neuen Verständnis von Geld geführt – im Einklang mit dem neuen Anspruch an Besitztümer im 21. Jahrhundert. Die Steuer führte dazu, dass der ökologische Kollaps Mitte des 21. Jahrhunderts knapp verhindert werden konnte. Weil sie am wichtigsten Hebel der Menschheitsgeschichte ansetzt: Dem Geld.

Zum Anfang Im alten Rom war Steuern zahlen einfach zu profan
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