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Amazon Hospital
Short Q

Amazon plant Bau eigener Kliniken

Amazon plant offenbar, die Gesundheitsversorgung der Mitarbeiter selbst zu übernehmen. Anfang des Jahres hatte Apple ähnliche Schritte angekündigt. Wird der schwächelnde Wohlfahrtsstaat nun von Privatunternehmen aufgepäppelt?

Das amerikanische Gesundheitssystem gilt als eines der ineffizientesten der Welt. Die Versicherungskosten sind außergewöhnlich hoch, die Leistungen vergleichsweise gering. US-Sender CNBC zufolge plant der Versandhändler Amazon deshalb, eigene Kliniken für Mitarbeiter zu errichten. Dadurch sollen die Kosten gesenkt werden. Amazon hat dazu bisher keine Stellung bezogen.

Krankenkasse der Superreichen

Bereits Anfang des Jahres hatten Jeff Bezos, Gründer und CEO von Amazon, Investor Warren Buffet und JPMorgan-Chef Jamie Dimon, das amerikanische Gesundheitssystem kritisiert und angekündigt, eine eigene Krankenkasse gründen zu wollen. Die Krankenkasse solle nicht kommerziell betrieben werden.

“AC Wellness ist eine unabhängige medizinische Praxis. Sie verpflichtet sich einer mitfühlenden, effektiven Gesundheitsversorgung für alle Apple-Angestellten.” Screenshot: AC Wellness

Etwa zeitgleich, im Februar 2018, gab Apple bekannt, den Bau eigener Kliniken fast abgeschlossen zu haben. Dazu gründete das Technologieunternehmen eine Tochterfirma namens AC Wellness. Ihr zufolge soll die Behandlung weit über die Primärversorgung hinausgehen, sie soll “Concierge-artig” sein. Außerdem käme modernste Technik zum Einsatz.

Eigene Gesundheitsversorgung für Mitarbeiter

Fraglich ist nun, ob der Bau eigener Kliniken und Gerätschaften und das Anheuern von Ärzten ein erster Schritt auf dem Weg zur gemeinsamen, nicht profitorientierten Krankenkasse ist, wie von Bezos, Buffet und Dimon angekündigt. Oder ob Apple mit seinem Vorstoß einen Mittelweg gefunden hat, dem sich Amazon nun anschließt. Denn das augenscheinlich primäre Ziel der Unternehmen, die Kostenreduktion, ist schon damit erreicht, eine eigene, effizientere Gesundheitsversorgung zu errichten. Außerdem steigt die Attraktivität der Konzerne für Arbeitnehmer durch das Angebot, darauf deutet etwa die Ankündigung einer “Concierge-artigen”-Behandlung bei AC Wellness (Apple) hin.

Wie kann man diese Entwicklungen bewerten? Ist es der gute Wille der Wirtschaft, die Misswirtschaft im Gesundheitssystem zu beseitigen? Davon kann bisher nicht die Rede sein. Nach den jetzigen Plänen werden nur die eigenen Mitarbeiter behandelt. Und selbst wenn die zu Beginn des Jahres angekündigte Krankenversicherung noch kommen sollte, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass sie allen US-Bürgern offen stehen wird.

Teil der Lösung oder des Problems?

Vielmehr bauen sich die Konzerne ihre eigenen Parallelwelten auf: ihre gigantischen Hauptquartiere, bei Amazon inklusive Regenwaldbüro, mit eigener Infrastruktur und repräsentativem Antlitz. Die Tech-Giganten errichten ihre eigenen Monumente, und manövrieren nebenbei ihre Steuern am Staat vorbei.

Damit präsentieren sich diese Unternehmen als Teil der Lösung, obwohl sie Teil des Problems sind. Denn sie erhärten den Verdacht, das jetzige System sei zur Besserung nicht fähig. So erwecken sie den Anschein, etwas Gutes zu tun, während sie eigentlich die demokratischen Prozesse aushöhlen. Dabei müssten sie sich noch nicht einmal für eine bessere allgemeine Gesundheitsversorgung, Infrastruktur oder Arbeitsbedingungen einsetzen. Für den Anfang würde es reichen, wenn sie schlichtweg ihren Teil zur Gesellschaft beitragen und Steuern zahlen.


Headerbild: “Jeff Bezos” (CC BY 2.0) by jurvetson

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