In den 80er-Jahren bricht die Videospielindustrie zusammen, um direkt darauf einen Neuanfang zu schaffen. Damals werden die Grundlagen geschaffen, auf denen die Games noch heute stehen.
Die Videospielindustrie ist auf einem Mythos gebaut, der in einer Sandgrube in der Wüste von New Mexico beginnt. Dort hat Atari 1983 um die 700.000 Exemplare des Spiels „E.T. the Extra-Terrestrial“ vergraben. Das Spiel erscheint 1982 für die Konsole Atari 2600 und ist ein gigantischer Flop. Von Kritiker*innen verrissen, von Spieler*innen ignoriert. Es soll den großen Videospiel-Crash der 80er-Jahre begründet haben, so der Mythos, und wird als mahnendes Beispiel dafür genutzt, was passieren kann, wenn der Markt von zu vielen Konsolen und zu vielen Spielen geflutet wird.
Die ersten Videospiele gab es aber schon viel früher. Bereits in den 50ern wurden simple Spiele entwickelt, die die Rechenstärke und Funktionsweise von Computern demonstrieren sollten. Rudimentäre Tennisspiele etwa, in denen Lichtpunkte hin und her bewegt wurden. Das 1972 erschienene „Pong“ basiert auf diesem Prinzip. Seit ihrer Entstehung ist die Videospielindustrie ein Innovationstreiber; eine Fusion von Technologie und Kreativität, der aus anderen Industrien hervorgeht und diese wiederum rückwirkend verändert.
Nach dem Crash der Neuanfang
Bis die Industrie Anfang der 80er ihren Crash erlebt. Immer mehr, teils billig produzierte Konsolen, schwemmen den Markt. Atari, Coleco, Intellivision, Magnavox – etliche Geräte mit Spielen, die kaum noch innovativ programmiert werden. 1983 liegen die Einnahmen der Games-Industrie noch bei 3,2 Milliarden Dollar. Zwei Jahre später sind es nur noch 100 Millionen. Durch die Unmengen schlecht produzierter Hardware verlieren die Konsument*innen den Überblick, Spieler*innen die Lust am Zocken. Der seit Anfang der 70er-Jahre neu geschaffene Videospielmarkt kollabiert – und „E.T.“ landet in einer Sandgrube. Doch dann taucht ein japanisches Unternehmen auf dem Bildschirm auf – wortwörtlich. Nintendo veröffentlicht 1983 das Nintendo Entertainment System, kurz NES, in Japan. 1985 findet es seinen Weg in die USA, 1986 nach Europa. Begleitet wird es mit großen Werbekampagnen. In die Köpfe der Kund*innen soll dringen: Mit Nintendo spielt man anders. Über Jahre dominiert Japan den Markt, der vorher durch die USA vorangetrieben wurde.
Neben der Konsole veröffentlicht das Unternehmen allerlei Zubehör. So zum Beispiel einen Roboter, der jedoch nur mit zwei Spielen kompatibel ist. Mit Lichtsensoren kann „R.O.B.“ Signale aus dem Spiel erkennen und entsprechend reagieren. Dann bewegt er etwa Plastikllötzchen im Wohnzimmer, um den Spieler*innen auf dem Bildschirm den Weg freizumachen. Auch ein Handschuh, der „Power Glove“, findet seinen Weg in die Regale. Mit allerlei Knöpfen ausgestattet, können Spieler*innen mit ihm diverse Games steuern. In dem Kinofilm „Joy Stick Heroes“, in dem Toby McGuire 1989 sein Filmdebut hatte, wird der „Power Glove“ samt dem Spiel „Super Mario Bros. 3“ massentauglich beworben. Es ist der Beginn von Werbekampagnen zu Blockbuster-Spielen, die oft mehr kosten als die Produktion der Games selbst.
Das NES verkaufe sich knapp 62 Millionen Mal und begründet den Videospielmarkt von heute. Seitdem hat Nintendo etliche Konsolen und Handhelds veröffentlicht. 1985 folgt Sega und wird zum direkten Konkurrenten von Nintendo. Beide Unternehmen bekriegen sich über Jahre mit teils aggressiven Werbeslogans, bis sich Sega 2001 aus dem Hardware-Markt zurückzieht und zum reinen Softwarehersteller wird. Ihre letzte Konsole, die Dreamcast, verkauft sich in zu geringer Stückzahl.
Playstation revolutioniert erneut
Damals entstehen Spielgrundlagen, die noch heute Bestand haben. Es geht nicht mehr nur darum, wer die meisten Punkte sammelt, wie etwa bei den vielen Spielhallenautomaten. Mit einem Spiel wie „The Legend of Zelda“ können vielmehr richtige Abenteuer erlebt werden – inklusive einer Geschichte und der Möglichkeit, zu speichern. Immersion steht im Mittelpunkt, das Eintauchen in ein Spiel mit eigener Welt. Trotz all des Zubehörs sind es die neuen Spielerlebnisse, die zum Kauf anregen. Anstatt sich ständig neue Konsolen anzuschaffen, stehen die Geräte für viele Jahre unter dem Fernseher und werden stets mit neuen Spielen versorgt, die auf Cartridges gespeichert und in Pappschachteln verpackt bunt prangend im Spielzeughandel angeboten werden.
1994 dringt Sony mit der Playstation auf den Markt vor. Die Konsole entsteht, weil ein Deal zwischen Nintendo und Sony bezüglich einer Konsole mit Disk-Laufwerk platzt. Die Parteien konnten sich nicht einig werden, wer die Rechte an den CD-Rom-Spielen halten sollte. Also veröffentlicht Sony kurzum eigene Hardware. Heute ist Playstation die erfolgreichste Konsolenmarke. Damals revolutionierte das Unternehmen den Markt erneut durch die massenhafte Verbreitung von CDs als Speichermedium. Vergraben wurde seither kein Spiel mehr – weitere Flops folgten aber.