Vor etwa 10 000 Jahren begann der Mensch, systematisch Getreide anzubauen. Ackerbau und Viehzucht machten aus den nomadisierenden Sammlern und Jägern, die sich von Fleisch und essbaren Pflanzenteilen ernährten, sesshafte Menschen. Pflanzen wurden nicht nur angebaut, sondern im Laufe der Zeit auch domestiziert. Ein Beispiel dafür ist der Reisanbau in Korea seit ca. 3000 Jahren und die damit zusammenhängende Veränderung ganzer Landstriche. Der Beginn des menschlichen Umweltfußabdrucks.
Unwissentlicher Eingriff durch den Menschen
Als die Menschen vor etwa 10 000 Jahren begannen, Wildpflanzen anzubauen, begannen sie auch unwissentlich, die jeweiligen Pflanzen zu verändern. In Asien war es Reis, in Amerika Mais, in Afrika Hirse, in Vorderasien Emmer (ein Vorläufer des Weizen) und in nordischen Regionen Gerste und Roggen. Die schrittweise Domestizierung war in allen Regionen ähnlich: Pflanzen mit größeren Körnern wurden kleineren Körnern vorgezogen. Reife Körner, die nicht so schnell zu Boden fielen, wurden mehr gesammelt als jene von Pflanzen, deren reife Körner schnell zu Boden fielen, denn das Aufsammeln vom Boden war weniger bequem. Als der Mensch die gesammelten Körner dann auch aussäte, begann er, bestimmte Eigenschaften der Pflanzen zu selektieren. Für die Wildpflanzen war es weiterhin von Vorteil, ihre Körner schnell zu verstreuen, bei den vom Menschen angebauten Pflanzen hingegen war es besser, wenn die Körner lange an der Pflanze verblieben. Leichte Aussaat, leichte Ernte und höherer Ertrag lösten die natürliche Selektion ab. Im Laufe von Jahrtausenden entstanden Kulturpflanzen, die heute gänzlich von menschlicher Pflege abhängen. Die systematische Domestizierung hat unsere Beziehung zum Boden und zu den Pflanzen grundlegend verändert.
Der Weg zur Sesshaftigkeit
Klima, Boden und landwirtschaftliche Tradition haben jeweils ihre ganz eigenen Formen und Besonderheiten der Kultivierung des Korns hervorgebracht. Wie beim Reisanbau deutlich wird, haben sie dabei auch immer die Landschaft geprägt. Es stellte sich heraus, dass es vorteilhaft war, den Boden von anderen Pflanzen zu befreien, bevor man gezielt Körner säte. Für den Anbau von Reis wurde die Bewässerung immer wichtiger, für die menschliche Strukturen wie Wasserreservoirs und Dämme notwendig wurden. Die Menschen benötigten für die immer stärkeren Eingriffe in die Landschaft nun eine Infrastruktur, die ein Nomadenleben unmöglich machte. Zudem wuchsen mit steigenden Ernten auch die Bevölkerungszahlen, sodass die Menschen letztlich auf eine sesshafte Lebensweise angewiesen waren, um ausreichend Nahrungsmittel produzieren zu können.
Erster Nassanbau von Reis
Für den Reisanbau entstanden mit der Zeit spezielle Terrassensysteme, die sich in die Landschaft schmiegten, als wären sie natürlich gewachsen. Der genaue Ursprung des Reisanbaus ist umstritten. Die ersten eindeutigen Nachweise für den großflächigen Nassanbau von Reis vor ca. 3000 Jahren finden sich in Korea in Form von speziell angelegten Reisfeldern mit Terrassenbauweise und stetiger Wasserzufuhr. Über Kanäle, Tunnel und Aquädukte wurde Wasser zu den Reisfeldern geführt und es wurden hochgelegene Wassersammelbecken angelegt, um den Anbau des pflegebedürftigen Getreides zu ermöglichen. Heute sind Reisterrassen etwa auf Bali, den Philippinen und in Japan beliebte Touristenattraktionen. Aufgrund der Hanglage vieler Reisfelder war und ist viel Handarbeit notwendig und damals wie heute wurden häufig Wasserbüffel eingesetzt, um die Felder zu pflügen. Die künstlich angelegten Systeme benötigen intensive Pflege durch den Menschen, weshalb heute viele Reisterrassen infolge der Verstädterung dem Verfall überlassen sind.
Der Beginn des menschlichen Umweltfußabdrucks
So harmonisch die Reisterrassen aussehen mögen, ihre Auswirkungen auf die Umwelt sind schon lange erheblich und nehmen weiter zu. Heute stammt 90 % des weltweit angebauten Reis‘ aus Südasien, insbesondere aus China, Indien und Thailand. Pro Kilogramm geernteten Reis sind im Nassanbau 3000 bis 5000 Liter fließendes Wasser notwendig. Zudem ist der wassergetränkte, sauerstofffreie Boden idealer Nährboden für methanbildende Organismen, wodurch der Reisanbau einen erheblichen Anteil am Treibhauseffekt hat, denn Methan ist rund 25-mal klimaschädlicher als CO₂. Am Reisanbau zeigt sich, wie das Land und der Boden zur Ressource für das menschliche Wachstum wurden. Die Weltbevölkerung wuchs explosionsartig und damit auch die Ansprüche an die Ökosysteme. Mit der Domestizierung von Nahrungsquellen veränderte sich das Selbstverständnis des Menschen, der sich die Natur immer mehr zu untertan machte. Die natürliche Umwelt war nicht mehr nur Lebensraum, sondern wurde als Ressource wahrgenommen, um die menschliche Bevölkerung zu versorgen. Diese Abhängigkeit von der Landwirtschaft war nicht nur der Beginn unseres Umweltfußabdrucks, der bis heute kontinuierlich ansteigt, sondern auch von der Entfremdung zwischen den Menschen und allen anderen Organismen der Erde.