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Kompendium: Disruption

Die Entwicklung des Kühlschranks revolutionierte die Haltbarkeit von Lebensmitteln, bereicherte den Speiseplan und ersparte den Menschen das Horten von Eisplatten oder den Gang in gemeinschaftlich genutzte Kühlhäuser.

Kompendium: Disruption

Der Leitsatz der Disruption, wonach neue Innovationen unablässig etablierte Produkte obsolet machen, wurde während des Aufstiegs von digitalen Bildern in die Praxis umgesetzt.

Kompendium: Disruption

Disruption gehört zum Ethos der Start-up- und App-Entwickler. Ganz vorne mit dabei sind Uber und Airbnb, die für ihre Unternehmenspraktiken von vielen Seiten scharf kritisiert werden.

Kompendium: Disruption

Im 3-D-Druck steckt das Potenzial, die Produktion verschiedenster Waren radikal zu verändern – von medizinischen Versorgungsartikeln über Korallenriffe bis hin zu Lebensmitteln.

Kompendium: Disruption

Banking wird sich in Zukunft fraglos weiter verändern und transformieren. Ein Exkurs zur Disruption des Finanzwesens.

Kompendium

Digitalkameras führten zur Insolvenz von Kodak, Amazon gefährdet die kleinen Buchhändler, 3-D-Drucker könnten die Bauwirtschaft auf den Kopf stellen. Der Begriff der Disruption gehört im Silicon Valley längst zum Ethos der Start-up- und App-Entwickler. Doch Disruption gab es schon lange vor dem Zeitalter der Digitalisierung. Was ist gute Disruption – und was schlechte?

Kompendium: Disruption

Ice Ice Baby: Die Erfindung des Kühlschranks stellt die Welt auf den Kopf

Kompendium: Disruption

Ice Ice Baby: Die Erfindung des Kühlschranks stellt die Welt auf den Kopf

Der Kühlschrank ist ein Musterbeispiel für disruptive Innovationen. Foto: Harris & Ewing, Library of Congress, via Wikimedia Commons, gemeinfrei.

Die Entwicklung des Kühlschranks revolutionierte die Haltbarkeit von Lebensmitteln, bereicherte den Speiseplan und ersparte den Menschen das Horten von Eisplatten oder den Gang in gemeinschaftlich genutzte Kühlhäuser.

Sie sind das Musterbeispiel für Disruption. In wenigen Jahrzehnten veränderten Kühlschränke die Lebensmittelwirtschaft radikal.

Vom Reagenzglas zum Designermöbel

Bereits im 18. Jahrhundert experimentierte der Mediziner und Chemiker William Cullen mit einer Substanz, die er durch Unterdruck zum Verdampfen brachte. Dem Reaktionsgefäß wurde Wärme entzogen und es entstanden geringe Mengen Eis. Obwohl das Experiment seiner Zeit wenig Beachtung fand, legte Cullen einen Grundstein für die Entwicklung künstlicher Kühlsysteme. Bis der Kühlschrank, wie wir ihn heute kennen, sich in Privathaushalten etablierte, sollten aber noch knapp 200 Jahre vergehen. Der Ingenieur Carl von Linde trieb seine Entwicklung durch ein technisches Verfahren zur Verflüssigung von Luft voran. Ein Modell, das dieses Verfahren mit einigen technischen Verfeinerungen in einen designten Kasten installierte, gehörte in den USA bereits in den 1930er-Jahren zur Standardausstattung von Küchen.

Bereits im 18. Jahrhundert legte der Mediziner und Chemiker William Cullen mit seinen Experimenten den Grundstein für moderne Kühlschränke. Foto: Gemälde von William Cullen, via Wikimedia Commons, gemeinfrei.

Eisblöcke mit Kühlfunktion

Bis der Kühlschrank in den Zwanziger- bis Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts massentauglich wurde, gab es in vielen Ortschaften und Gemeinden noch Gemeinschaftskühlhäuser, in denen Eis gelagert wurde. Darauf oder daneben bewahrten Gemeindemitglieder Gemüse, Fleisch und weitere Lebensmittel auf. Andere griffen auf einfache Eisblöcke zurück, die in Eisfabriken hergestellt und in Eisschränken gelagert wurden. Letztere waren hölzerne Kisten, die in ihrem Design schon dem Kühlschrank von heute ähnelten. Ausgefeilte Varianten besaßen mit Zink und Zinn versehene Fächer und waren mit Dämmstoffen ausgelegt, um die Korrosion des Kastens und das Austreten von Eiswasser zu verhindern. Um für ausreichende Luftzirkulation zu sorgen, wurde das Kühlgut darin auf Gitterrosten gelagert. In den USA florierte der Markt mit der Eisblockkühlung im 19. und frühen 20. Jahrhundert wie nirgendwo sonst. Im Winter wurden auf großen Seen im Nordosten des Landes gigantische Mengen Eis geschnitten, in Eisfabriken verarbeitet und von dort aus ins ganze Land verfrachtet.

Ein frühes Beispiel von Disruption

Vor der Erfindung des Kühlschranks war die Möglichkeit, Lebensmittel zu kühlen oder einzufrieren, ein Luxus. Denn Eisblöcke waren nicht nur schwer und unhandlich zu tragen: Ihre Verwendung in Eisschränken war – zumindest in Europa – nur einer wohlhabenden Schicht vorbehalten. Selbstverständlich gab es für weniger privilegierte Menschen auch andere Möglichkeiten, die Haltbarkeit von Lebensmitteln zu verlängern: Man konnte diese etwa räuchern, pökeln, einmachen oder in Tongefäßen im Keller lagern. Generell ging man jedoch eher täglich auf den Markt anstatt wie heute wöchentlich oder monatlich und verkochte Lebensmittel direkt. Der Kühlschrank ermöglichte es, viele verschiedene Lebensmittel über längere Zeiträume nebeneinander zu lagern; seine Einführung bedeutete damit nicht nur eine Demokratisierung der Kühlmöglichkeiten, sondern auch eine größere Vielfalt im Speiseplan.

Vor der Erfindung des Kühlschrankes gehörte das Eisbrechen zum Alltag, um Lebensmittel daheim kühl lagern zu können. Bild: Eisbrechen auf einem See in Österreich, via Wikimedia Commons, gemeinfrei.

Letztlich durchlief die Eisindustrie Innerhalb von nur wenig mehr als 70 Jahren drei Revolutionen: Natürliches Eis, das meist von zugefrorenen Seen abgetragen wurde, wich Eisfabriken, in denen Eis maschinell hergestellt wurde. Diese wiederum wurden durch die Einführung von Kühlschränken überflüssig gemacht. Für Unternehmenskulturen lässt sich daraus ableiten, dass eine gewisse Grundflexibilität notwendig ist, um nicht von disruptiver Innovation überholt zu werden. Die erfolgreichsten Unternehmen sind offenbar oft diejenigen, die in der Lage sind, sich auf Disruption sowie Veränderungen einzulassen und sich ihnen anzupassen.

Die Zukunft des Kühlschranks

Neben Kunststoffen und Metallen sind moderne Kühlschränke oft auch Depots für eine Fülle von umweltschädigenden Stoffen. Insbesondere die vor 1995 hergestellten Geräte enthielten ozonschädigende Substanzen, potente Treibhausgase und FCKW-haltige Isolierstoffe. Deshalb kann ein alter Kühlschrank, wenn er einfach in den Müll geworfen und nicht sachgerecht recycelt wird, bis zu 3,7 Tonnen CO₂-Äquivalent freisetzen. Dies entspricht der Menge, die ein PKW auf einer Strecke von 17.500 km zurücklegt. Eine merkwürdige Ironie der Geschichte: Eine Innovation, die Eis erhalten sollte, könnte es letztlich zum Schmelzen bringen.

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Kompendium: Disruption

Der Fall Kodak: Erfinder und Opfer der digitalen Fotografie

Kompendium: Disruption

Der Fall Kodak: Erfinder und Opfer der digitalen Fotografie

Im 20. Jahrhundert wurde die Fotografie zu einem für alle gesellschaftlichen Bereiche maßgebenden Medium. Von der Kunst, dem Journalismus – bis hin zu privaten Familienereignissen. Foto: Jakob Owens

Der Leitsatz der Disruption, wonach neue Innovationen unablässig etablierte Produkte obsolet machen, wurde während des Aufstiegs von digitalen Bildern in die Praxis umgesetzt.

Die Revolution der Digitalfotografie ist eine historische Lehre dafür, wie schnell und effektiv der Wandel einer Industrie vonstattengehen kann.

Wie die Fotografie das Gedächtnis veränderte

„Heutzutage existiert alles, um eine Fotografie zu werden“, schrieb Susan Sontag bereits 1977 – lange vor dem Durchbruch der Digitalfotografie – in ihrem Standardwerk „Über Fotografie“. Sie sollte Recht behalten. Im 20. Jahrhundert wurde die Fotografie zu einem für alle gesellschaftlichen Bereiche maßgebenden Medium. Sie durchdrang die Kunst, den Journalismus und die Geschichtsbücher – bis hin zu privaten Familienereignissen. Die digitale Fotografie und spätestens die Einführung von Smartphone-Kameras machte uns zu Archivaren unserer selbst. Fotografieren wurde allgegenwärtig, omnipräsent. Der Moment des Fotografierens, so zeigt eine Studie von Linda Henkel im Magazin Psychological Science, beeinflusst inzwischen sogar unsere Gedächtnisfähigkeit. Am Beispiel von Museumstouren zeigt sie, dass Besucher, die Objekte fotografierten, sich später an weniger ihrer Details erinnern, als diejenigen, die sie nicht fotografieren.

Die Disruption frisst ihre Kinder

Die Allgegenwärtigkeit der Fotografie, wie wir sie heute von Instagram und Onlinemedien gewohnt sind, war jedoch nicht immer der Status quo. Vor digital war analog – und der Triumph des Digitalen hinterließ nicht wenige Opfer. Foto: Analoge Leica Kameras, © Kameraprojekt Graz 2015, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0.

Die Allgegenwärtigkeit der Fotografie, wie wir sie heute von Instagram und Onlinemedien gewohnt sind, war jedoch nicht immer der Status quo. Vor digital war analog – und der Triumph des Digitalen hinterließ nicht wenige Opfer. Die nahezu vollständige Disruption des Markts war im Fall der Analogfotografie besonders deutlich spürbar. Obwohl sich die technologischen Anfänge der Digitalfotografie bis in die Fünfzigerjahre zurückverfolgen lassen, wurde sie erste zwischen Ende der Neunziger- und Anfang der Nullerjahre mainstreamfähig und erschwinglich. Alle Unternehmen, die einst analoge Kameras oder entsprechendes Zubehör – Filme, Fotopapier und Chemikalien – hergestellt hatten, mussten nun nahezu vollständig auf digitale Fotografie umstellen. Manche überlebten diese Umbruchsjahre, andere nicht. So gab die Marke Konica-Minolta das Kamerageschäft im Jahr 2006 auf. Das weltberühmte Unternehmen Leica stand mehrmals am Rande der Insolvenz, überlebte die Krise letztlich aber mit der Entwicklung ausgefeilter Digitalkameras im Retro-Look.

Wie bei Kodak Innovation ignoriert wurde

Es gleicht merkwürdiger Ironie, dass Steven Sasson – der Mann, der als Erfinder der ersten Digitalkamera gilt – für Kodak arbeitete. Kodak war lange Zeit das führende Unternehmen für Kameras und Fotoausrüstung, verlor beim Vormarsch der digitalen Bilder aber letztlich den Anschluss. Sasson bastelte schon als Kind gerne an alten Radios herum. Für Kodak entwickelte er 1975 eine 3,5 kg schwere Kamera, die ein elektronisches Bild aufnahm, das innerhalb von 23 Sekunden auf einer Kassette gespeichert und nach weiteren 30 Sekunden auf den Bildschirm eines angeschlossenen Fernsehers übertragen wurde. Die Chefs von Sasson zeigten sich wenig begeistert: Vielleicht, weil sie seine Idee unterschätzten – oder auch, weil sie bereits witterten, dass sie ihr Kerngeschäft untergraben könnte.

Steve Sasson arbeitete bei Kodak, als er die erste Digitalkamera erfand. Foto: Steve Sasson, Aljawad via Wikimedia Commons, CC BY 3.0.

„Was ich vorführte, war eine Kamera, die keinen Film brauchte und ihre Bilder nicht auf Papier druckte“, erinnert sich Sasson in einem Interview mit „STERN. Selbst 20 Jahre später, als die meisten Anbieter längst auf die Disruption der Fotoindustrie reagiert hatten, konzentrierte Kodak sich noch immer auf den Film – bis schließlich im Januar 2012 ein Insolvenzantrag gestellt wurde. Das Unternehmen schaffte es letztlich doch noch, sich neu zu erfinden: Heute spezialisiert es sich auf digitale Druckmaschinen. Trotzdem verloren knapp 100.000 Mitarbeiter bei Kodak ihren Job.

Chancen und Herausforderungen des Digitalen

Vom Standpunkt der Analogfotografie aus betrachtet bietet die Digitalfotografie unglaubliche Möglichkeiten. Fotos erscheinen heute sofort und sind unendlich oft korrigierbar. Die Fehlerquote geht quasi gegen null. Digitales Editing eröffnet die magischen Möglichkeiten der Nachbearbeitung. Traditionshäuser wie Hasselblad bieten heute sogar Mittelformatkameras – eine der Königsdisziplinen der Fotografie – in digitalen Versionen an. Die neuen Möglichkeiten bringen aber auch Schwierigkeiten mit sich. „Digital Natives“ – und auch ältere Menschen – gehen auf sozialen Medien nicht immer sonderlich verantwortungsvoll mit Bildern ihrer selbst und von anderen um. Darüber hinaus stellt die Speicherung des stetig wachsenden Datenvolumens eine Herausforderung für IT-Experten dar: Nicht selten verlieren Menschen alle ihre Fotos, weil eine Festplatte ausfällt – und damit gehen auch wertvolle Erinnerungen verloren.

Die Renaissance des Analogen

Fans setzen bei analoger Fotografie, ähnlich wie bei Schallplatten gegenüber CDs, auf nostalgische Feinheiten wie rustikale Körnigkeit oder auf das Mindset der Limitierung. Foto: Ramón Salinero.

Gleichzeitig erfreut sich die Community der „analogen Renaissance“ einer steigenden Mitgliederzahl. Diese Fans setzen, ähnlich wie im Falle von Schallplatten gegenüber CDs, auf nostalgische Feinheiten wie rustikale Körnigkeit oder auf das Mindset der Limitierung, die der Film mit sich bringt. So beschwören Millennials wie der Youtuber Willem Verbeeck aus New York beispielsweise die Schönheit klobiger Analogkameras.

Und auch Kodak veröffentlichte 2016 eine neue – analoge – Super-8-Kamera. Selbst in Hollywood verzichten inzwischen zahlreiche Filmemacher zugunsten der Retroästhetik auf Digital Effects. Vielleicht, so könnte die jüngste Geschichte der Fotografie im 21. Jahrhundert zeigen, ist disruptive Innovation letztlich doch keine Einbahnstraße, wie Silicon Valley uns in den letzten Jahrzehnten Glauben machen wollte.

Weiterlesen Wo liegt der Parameter für „Gute Disruption“?
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Kompendium: Disruption

Wo liegt der Parameter für „Gute Disruption“?

Kompendium: Disruption

Wo liegt der Parameter für „Gute Disruption“?

Gentrifizierung – ein Side-Effect der stetig wachsenden Vermietung privaten Wohnraums für Feriengäste durch Air bnb. Was macht Gut oder Schlecht bei Innovationen aus – und wer zahlt dafür? Foto: John Moeses Bauan.

Disruption gehört zum Ethos der Start-up- und App-Entwickler. Ganz vorne mit dabei sind Uber und Airbnb, die für ihre Unternehmenspraktiken von vielen Seiten scharf kritisiert werden.

Teils kann die Überwindung alter Industrien aber auch positive Folgen haben; so etwa im Bereich der erneuerbaren Energien.

Die Kritik der Disruption von Start-ups wie Amazon, Uber und Airbnb

In den letzten Jahren war vielerorts eine Posterkampagne mit dem Hashtag #boycottairbnb im Berliner Stadtbild zu sehen. Mit teils brachialer Symbolik warb sie gegen den Wohnraumanbieter. Das vielleicht einprägsamste Bild der Kampagne war ein Galgen in Form des Airbnb-Logos, begleitet von der Frage „Who pays for your holiday?“ und dem Slogan „Wenn du eine Wohnung buchst, denk an die steigenden Mieten und die Verdrängung der Anwohner.“ Was dort überspitzt formuliert wurde, weist auf ein echtes Problem hin: Disruptive Ökonomien stellen alte Märkte und Marktlogiken infrage – auf Kosten anderer Unternehmen. Während Amazon immer wieder Verkaufssteuern ignoriert, setzt sich Uber über örtliche Transportvorschriften hinweg und Airbnb vernachlässigt die Gesetzeslage im Hotelwesen.

Wer trägt den preis für Innovation? Foto: “Gentrification Zone: Shoreditch”, Matt Brown via Flickr, CC BY 2.0.

Darunter leiden jedoch oft nicht nur etablierte Unternehmer, sondern auch deren Angestellte sowie Geringverdiener. Airbnb wird etwa in vielen Großstädten besonders deshalb kritisiert, weil es mitverantwortlich sein soll für den grassierenden Wohnraummangel, die sogenannte Gentrifizierung und steigende Mietpreise. Sicher ist: Die Disruption tradierter Industrien wie Hotel- und Taxiunternehmen durch Start-ups ist heute spürbarer denn je. In zahlreichen Ländern verlieren die Anbieter derzeit ihre Lizenzen, damit sie etablierte Gewerbe nicht noch weiter schädigen.

Der Aufstieg der Disruption als Zielmarke der EU-Politik

Ganz so kritisch sehen das Thema Disruption aber keineswegs alle – insbesondere aufseiten politischer Vertreter weckt das Thema nicht nur Ängste, sondern auch Neugier und Zukunftsvisionen. Vor knapp zwei Jahren äußerte sich Emmanuel Macron auffallend affirmativ: „Mein Vorschlag ist, dass wir in den nächsten zwei Jahren eine europäische Agentur für disruptive Innovation aufbauen“, sagte er in seiner Sorbonne-Rede zur Zukunft Europas. Parallel präsentierte er gleich ein ganzes Bündel von Reformvorschlägen zum Thema. „Was in den USA während der Eroberung des Weltraums mit DARPA gemacht wurde – das muss unser Ziel sein.“ Ähnlich wie Start-up-Investoren heute gab die USA ihren Forschern mit DARPA einst größtmögliche Freiheit, ohne zu erwarten, dass jeder Dollar ein Ergebnis liefert – allerdings mit der Hoffnung, dass zumindest eines der Projekte einen durchschlagenden Erfolg bringen würde.

Letztlich schien sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel bei Macrons Innovationsvorfreude mitzugehen. Am Rande des EU-Gipfeltreffens in Sofia Mitte Mai 2018 brachten Deutschland und Frankreich ein entsprechendes, gemeinsames Positionspapier auf den Weg. Man wolle „flexible Instrumente zur Förderung bahnbrechender Innovationen auf nationaler Ebene einrichten“, heißt es darin. Deutschland und Frankreich schlugen darüber hinaus sogar die Gründung einer EU-weiten Innovationsagentur (EIC) vor.

Permissionless Innovation – wer braucht schon Gesetze?

Dass Merkel und Macron damit die teils fragwürdigen Praktiken von Unternehmen wie Airbnb legitimieren wollen, ist eher unwahrscheinlich. Vielmehr wirkt es, als würde der Begriff Disruption insgesamt unscharf und teils eben synonym mit „Innovation“ verwendet werden. „Die Idee der disruptiven Innovation ist ja nicht neu“, bestätigt Prof. Dr. Jeanette Hofmann, Forschungsdirektorin am Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft. „Was innoviert, ersetzt etwas anderes – das wusste der Ökonom Joseph Schumpeter schon lange vor der Digitalisierung. Nur hieß das bei ihm eben ‚schöpferische Zerstörung‘.“

Neu, sagt Hofmann, sei eher eine bestimmte Spielart der Innovation, die aus Kalifornien stammt und „Permissionless Innovation“ genannt wird. Die Idee der Silicon-Valley-Vertreter sei, dass man Innovation gewähren lässt – selbst wenn sie gegen die geltenden Gesetze verstößt. Schließlich würde man ihr sonst quasi den Sauerstoff entziehen. „Ich persönlich finde den Schlachtruf der ‚Permissionless Innovation‘ auf eine unangenehme Weise neoliberal, eben weil er suggeriert, dass Regularien gar keine Rolle spielen.“

Hofmann will sich jedoch nicht als Innovationsgegnerin verstanden wissen. Ganz im Gegenteil: „Was wir bei der Digitalisierung sehen, ist, dass sie jeden Stein anhebt und umdreht. Als Sozialwissenschaftlerin finde ich es sehr interessant, wie dabei bestehende Regeln infrage gestellt und in Erinnerung gerufen werden. Was ist etwa ein Hotel? Was darf es? Und was darf es nicht? Diese Dinge wurden irgendwann einmal geregelt und dann vergessen. Dass wir uns heute wieder mit solchen Fragen beschäftigen, finde ich persönlich sehr gut.“ Deshalb, so erklärt sie, lehne sie es auch nicht prinzipiell ab, dass die Digitalisierung etablierte Märkte herausfordert. Sie solle das nur eben nicht abseits der gesetzlichen Rahmenbedingungen und Schutzkräfte tun.

Disruption für den guten Zweck

Wie das Beispiel der erneuerbaren Energien zeigt, kann die Disruption eines bestehenden Marktes auch Vorteile für Umwelt, Gesellschaft und den Planeten mit sich bringen. Foto: Dirk Goldhahn via Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.5.

Wie das Beispiel der erneuerbaren Energien zeigt, kann die Disruption eines bestehenden Marktes – der sich im Falle der Energiegewinnung heute noch immer vorwiegend auf Kohle stützt – positive Konsequenzen für unseren Planeten haben. So würde die Umstellung von Kohle auf Erdgas den Wasserverbrauch der Industrie erheblich verringern. Für jedes Megawatt Strom, das mit Erdgas anstelle von Kohle erzeugt wird, sinkt das Wasservolumen, das Flüssen und dem Grundwasser entnommen wird. Zudem ist die Verbrennung von Kohle, insbesondere Braunkohle, für rund die Hälfte der jährlichen CO2-Emissionen weltweit verantwortlich. Die Umstellung auf Solar- und Windkraft könnte die Einsparungen noch weiter verstärken. Vielleicht müsste die Frage letztlich nicht lauten: „Soll Disruption stattfinden?“, sondern vielmehr: „Wie soll Disruption stattfinden?“

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Kompendium: Disruption

Wie 3-D-Drucker den Häuserbau auf den Kopf stellen werden

Kompendium: Disruption

Wie 3-D-Drucker den Häuserbau auf den Kopf stellen werden

3D gedrückte Häuser könnten in Zukunft den Hausbau revolutionieren. Vom Maurer über den Trockenbaumonteur bis zum Fliesenleger könnten ganze Berufszweige überflüssig werden. Foto: Tera - Moonshine, Plomp.

Im 3-D-Druck steckt das Potenzial, die Produktion verschiedenster Waren radikal zu verändern – von medizinischen Versorgungsartikeln über Korallenriffe bis hin zu Lebensmitteln.

In der Zukunft könnten 3-D-Drucker auch den Häuserbau revolutionieren.

Wie das Wohnhaus der Zukunft im Drucker entsteht

Innovatoren versuchen schon seit Langem, die Kosten, die Umweltbelastung und die Gefahren des Hausbaus zu verringern. Denn bei allem technischen Fortschritt blieben diese in den letzten Jahrhunderten relativ unverändert. Bei der 3-D-Druck-Technologie werden Fertigungstechniken adaptiert, bei denen ein digitaler Dispenser formbares Material ausspuckt, das sich dann beispielsweise zu einer Rohrverschraubung oder einer Wand verfestigt.

Momentan müssen die Materialien nach dem Druck meist noch manuell zusammengesetzt werden. Ziel ist es, dass ein und dieselbe Maschine eines Tages ein ganzes Gebäude erstellen kann – inklusive aller Komponenten. Gedruckte Häuser hätten neben einer höheren Umweltverträglichkeit (Stichwort: ökologischer Fußabdruck) und mehr Sicherheit für die Beteiligten aber auch noch weitere Vorteile: Die Geschwindigkeit, mit der die Gebäude errichtet werden können, macht die Technologie ideal für den Bau von Notunterkünften, Häusern zur Unterbringung von Obdachlosen oder für den zügigen Wiederaufbau in Kriegs- und Krisengebieten.

Die Disruption der Bauwirtschaft durch 3-D

Häuserbau, Raketenbau – alles auf Knopfdruck? Diese 3-D-Drucker sollen es bald vielleicht möglich machen. Foto: Robotic 3-D Printer, Relativity Space, Inc. via Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0.

Welche Folgen die Etablierung des 3-D-Häuserdrucks für die Bauwirtschaft von heute hätte, lässt sich leicht ausmalen: Der effiziente Materialeinsatz und die automatisierte Arbeit würden die Kosten für den Häuserbau extrem senken. Vom Maurer über den Trockenbaumonteur bis zum Fliesenleger könnten ganze Berufszweige überflüssig werden. In der Traumvorstellung der 3-D-Druck-Utopisten braucht es letztlich nur noch eine einzige Person, um ein Haus zu bauen – und zwar die, die den Druckschalter betätigt. Selbst wenn die Technologie anfangs nur kleinere Hauseinheiten übernimmt – und noch keine ambitionierten Brücken- und Hochhausprojekte –, würde sie die Bauwirtschaft der Welt bereits erheblich auf den Kopf stellen.

Der Wohlers Report“ gilt heute als Bibel des 3-D-Drucks. Seit 24 Jahren veröffentlicht die Beratungsfirma Wohlers Associates jährliche Analyseberichte zum Stand der 3-D-Druck-Industrie. Dem jüngsten Bericht aus dem Jahr 2019 zufolge sind die Wirtschaftsprognosen für ebendiese Branche blendend: Ihr Wert soll bis 2024 auf 35,6 Milliarden Dollar steigen. Der Großteil ist dabei auf die Nachfrage aus Nordamerika und Europa zurückzuführen. Doch auch China ist in Sachen 3-D-Bau weit vorne: In Peking soll ein chinesisches Unternehmen mit nur einem einzigen 3-D-Drucker in nur 45 Tagen eine 400 Quadratmeter große Villa errichtet haben.

Die Zukunft des Wohnens: ein Bumerang der Geschichte?

Schön und funktional: die Häuser des Project Milestone. Foto: Houben /Van Mierlo Architecten.

In den Niederlanden errichten Architektur- und Bauunternehmen unter Einbeziehung von Forschern der Technischen Universität Eindhoven derzeit eine Gruppe 3-D-gedruckter Betonhäuser, die „Project Milestone“ getauft wurde. Der Drucker besteht aus einem Roboterarm mit beweglicher Druckdüse, die lagenweise einen speziell angerührten Zement aufträgt. Der Vorteil des Druckens, so der Projektvertreter der Firma Van Wijnen gegenüber „The Guardian, sei, dass insgesamt viel weniger Zement für den Bau benötigt werde. 3-D-Druck für den Hausbau zu verwenden, ist letztlich auch eine ausgefeilte Art und Weise, durch Hightech auf Praktiken der Vormoderne zurückzugreifen: In der Praxis würde man nach Aussage der Vertreter immerhin mehr mit lokalen Materialien und dynamischen Bauformen arbeiten. Der 3-D-Trend wirkt so wie ein Bumerang der Geschichte, der uns gleichzeitig nach vorne bringt und in die Vergangenheit zurückwirft.

Gedruckte Häuser für den Mars

Eins der derzeit populärsten Experimente in Sachen 3-D-Häuserdruck hört auf den Namen TERA. Die Vision: ein autonomer Mars-Roboter, der auf dem roten Planeten Material findet, sammelt, verarbeitet – und druckt. Das Design stammt aus den Büroräumen der AI SpaceFactory, einem Architekturstudio in New York, und ging aus dem NASA-Förderprojekt Marsha (Mars Habitat) hervor. Marsha sollte potenziellen Lebensraum für den Mars vorbereiten. Die Marsatmosphäre, die etwa 100-mal dünner ist als jene der Erde, bestimmt die zylindrische Form der vorgestellten Gebäude (wenn auf dem Mars der Druck in der Struktur ausgeglichen wird, dann wölbt sich die Gebäudehülle, so die Macher). Für die Konstruktion soll vulkanisches Basaltgestein verwendet werden.

Das Entwerfen von Gebäuden für derart extreme Bedingungen im All würde bei der Lösung von Problemen hier auf der Erde helfen, meint David Malott, Mitbegründer und Geschäftsführer von AI SpaceFactory. Die Strategie, Häuser vor Ort mit lokalen Materialien zu bauen, bringe vor allem extreme Umweltvorteile für unseren eigenen Planeten. Seine Idee lautet, die TERA-Gebäude der Allgemeinheit schon heute über Airbnb zur Verfügung zu stellen. „So wollen wir das Engagement der Öffentlichkeit erhöhen und das Bewusstsein für die Notwendigkeit erneuerbarer Materialien und Technologien fördern“, sagt Malott.

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Kompendium: Disruption

Mirjam Pütz: Disruption heißt gleichzeitig effizient und flexibel zu sein

Kompendium: Disruption

Mirjam Pütz: Disruption heißt gleichzeitig effizient und flexibel zu sein

Mirjam Pütz arbeitet bei der Deutschen Bank als Head of Customer Experience sprach mit uns über die Zukunft des Bankings und den Stellenwert von Disruption. Foto: Mirjam Pütz.

Banking wird sich in Zukunft fraglos weiter verändern und transformieren. Ein Exkurs zur Disruption des Finanzwesens.

Facebooks Online-Währung Libra wirft schon heute die Frage auf, wie Innovationen im Bereich der Kryptowährungen das Bargeld in den Schatten stellen und unseren Umgang mit Geld sowie Banking-Systemen ganz allgemein verändern könnten.

Wir sprachen mit Mirjam Pütz, die bei der Deutschen Bank als Head of Customer Experience tätig ist, über die Zukunft des Bankings und den Stellenwert von Disruption.

Mirjam, wie würdest Du Deinen Job beschreiben?

Mein Tätigkeitsgebiet – die Customer Experience – ist im Bereich Banking ja noch recht neu. Bei uns gilt absolute Kundenzentrierung. Wir repräsentieren den Kunden bei der Entwicklung neuer Services und Produkte, im Zweifelsfall auch durch ein Vetorecht. Das Ziel ist es, ein individualisiertes Erlebnis mit und für unsere Kunden zu schaffen, das insgesamt weniger stark an Zeit und Ort gebunden ist. Insofern ist meine Arbeit vergleichbar mit der Struktur eines erfolgreichen Start-ups: Da wird ja auch in erster Linie über die Bedürfnisse der Kunden nachgedacht.

Wie lassen diese Bedürfnisse sich im Banking-Bereich bemessen?

Der Net-Promoter-Score – kurz NPS – liefert da einen guten Anhaltspunkt. Dabei werden Kunden abhängig von ihrem Erlebnis gefragt, wie wahrscheinlich es ist, dass sie die Bank weiterempfehlen werden. Für uns zählt da im Prinzip nur die Angabe der vollen Punktzahl „Zehn“.

Und wie lässt sich diese erzielen?

Indem wir Dinge in den Kontext setzen und Lösungen, Technologien sowie Produkte neu kombinieren, die zuvor noch nicht zusammengeführt wurden. Nehmen wir das Beispiel MP3-Files, diese wurden ja auch erst mit dem iPod mainstreamfähig. Customer Experience steht für eine ideale Nutzbarkeit hervorragender Produkte und Services.

Was hat das mit Disruption zu tun?

Wie werden sich Geld und Banking in Zukunft verändern – und wie können Banken an diesem Prozess teilhaben? Foto: Khara Woods.

Disruption heißt in meinem Bereich nicht notwendigerweise, Altes zu zerstören. Ich verstehe den Begriff eher im Sinne der Ambidextrie, also der Fähigkeit, gleichzeitig effizient und flexibel zu sein. In der Customer Experience heißt das, den Alltag neu zu denken: Wie kriegt man Millennials dazu, die Deutsche Bank gut zu finden? Wir müssen Banking in den Kontext setzen und an die Kundenbedürfnisse anpassen.

Welche Innovationen werden in Deinen Augen unser Leben verändern und dieses möglicherweise disruptiv beeinflussen?

Generell geht es nie nur um einzelne Innovationen, sondern die Kombination mehrerer. So werden etwa Daten in Zukunft in Kombination mit Analytics und neuer Technologie eine große Rolle spielen. Je mehr Daten vorhanden sind, desto zielgenauer lassen sich Angebote für unsere Kunden erarbeiten. Auch das Thema Identität ist zentral. Vermögen meint ja heute nicht nur Haus und Geld, sondern auch Gesundheit, Instagram-Follower usw. Für Kunden, die ihre Werte dahingehend neu definieren, müssen wir als Bank aufholen.

Hast Du keine Bedenken in Sachen Datenschutz?

Mit der Datenschutz-Grundverordnung verfügen wir ja bereits über einen sinnvollen Rahmen. Wenn man sich mit Social Media auseinandersetzt, sieht man, wie viele Daten bereits heute absolut freiwillig ins Netz gegeben werden. Und trotzdem pochen wir auch seitens der Bank auf das Thema Datenschutz. Übrigens: Sicherheit kann auch „cool“ sein. Kunden schenken uns ihr Vertrauen, eben weil wir einen hohen Level an Sicherheit bieten.

Und wie steht es um die Themen Robotik und Künstliche Intelligenz?

Ich sehe prinzipiell weniger die Gefahren, sondern es geht für mich darum, das große Ganze zu verstehen. Die Deutsche Bank hat Innovation Labs auf der ganzen Welt, die sich mit neuen Technologien auseinandersetzen und erarbeiten, wie sich diese einsetzen und weiterentwickeln lassen. Am Ende ist es aber essenziell, diese mit einer menschlichen Note zu versehen: Kunden wünschen sich nicht das eine oder das andere, sondern eine Fusion aus digital und analog.

Welchen Mehrwert bietet disruptives Denken und Handeln für Kunden?

Idealerweise einen viel dynamischeren Innovationsprozess. Wir möchten die Kunden von Anfang an mit einbinden. Schon während wir uns einem neuen Thema annähern, sagen wir: „Lass uns gemeinsam überlegen – würdest du so einen Service nutzen?“ Dabei helfen uns etwa Technologien wie Eye-Tracking und Sensor-Tracking, beispielsweise bei der Website-Entwicklung.

Disruptive Innovation fordert etablierte Märkte oft heraus. Wie gewinnt man dafür Vertrauen, auch bei älteren Kundengruppen?

Unsere Kunden haben in der Regel eine langjährige Beziehung zu ihrem Berater. Wir müssen beweisen, dass wir es wirklich verdient haben. Wir lösen das, indem wir versuchen, noch individueller auf die Kunden einzugehen. Dabei sind Verlässlichkeit, Qualität, Service, aber auch Begeisterung entscheidend für den Erfolg unserer Arbeit. Es wurde ein Wettbewerb um Vertrauen entfacht – heute reicht es nicht mehr aus, nur gute Produkte zu liefern.

Welche aktuellen Trends beobachtest Du momentan in Deiner Arbeit?

Der wahrscheinlich stärkste holistische Trend ist der zum Contextual Banking, also Banking, das stärker auf den Alltag unserer Kunden ausgerichtet ist. Ob online oder offline, per Laptop oder Smartphone: Alles muss einfach und bequem funktionieren, am besten unsichtbar im Hintergrund. Natürlich spielen auch Technologien wie AI, Data Analytics und Blockchain eine große Rolle. Was wir außerdem beobachten, sind neue, mobile Arbeitsweisen und ein starker Trend hin zur Nachhaltigkeit. Dahingehend versuchen wir unsere Kunden schon heute zu sensibilisieren.

Was genau verstehst Du unter Nachhaltigkeit im Banking-Bereich?

Anhand von Anlagewerten und Kontotransaktionen unserer Kunden können wir schon heute CO2-Werte berechnen. Auch prüfen wir viel stärker die Mittelherkunft und unseren eigenen ökologischen Fußabdruck als Bank sowie den unserer Kunden. Die UN hat bis 2030 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung festgelegt und dazu leisten auch wir ebenfalls unseren Beitrag.. Privatkunden haben schon heute die Möglichkeit, bei der Deutschen Bank in nachhaltige Innovationen zu investieren. Wir nehmen das Thema sehr ernst und wollen unseren Kunden dabei helfen, ebendiesen Weg zu gehen – es ist kein Trend, der irgendwann verschwindet, sondern eine weitreichende Veränderung unserer Lebensweise.

Facebooks Kryptowährung Libra steht derzeit in der Kritik. Sind Kryptowährungen die Zukunft des Geldes? Werden sie Bargeld ersetzen?

“Kryptowährungen bieten diverse Möglichkeiten, die leider oft in den Hintergrund geraten. Grundsätzlich kann Libra vor allem eine Möglichkeit sein, mehr Menschen am Finanzsystem teilhaben zu lassen.” Foto: Franki Chamaki.

Ich denke, Kryptowährungen bieten diverse Möglichkeiten, die in dieser Diskussion leider oft in den Hintergrund geraten. Grundsätzlich sehe ich Libra vor allem als eine Möglichkeit, mehr Menschen am Finanzsystem teilhaben zu lassen, auch ohne Konto. Stichwort „unbanked people“ in den heutigen Entwicklungsländern. Ob Bargeld dadurch obsolet wird, kann man noch nicht so recht sagen. Ähnlich wie bei der Diskussion „Print vs. Online“ werden wir wahrscheinlich auch beim Geld einen Trend zu „online“ beobachten können. Phänomene wie Apple Pay zeigen ja schon heute, dass Technologien sich in diese Richtung entwickeln. Auf der anderen Seite bietet Bargeld den Vorteil der Anonymität. Datenschutzvertreter sind deshalb meist sehr bargeldaffin.

Wie sähe für Dich eine ideale Zukunft im Bereich Banking aus?

Wir beobachten, erleben und lernen von Customer Experience der führenden Unternehmen in der digitalen Welt. Jeff Bezos sieht seine Kunden als geladene Gäste einer Party, auf der er der Gastgeber ist – dieses Denken wollen wir ins Banking übertragen.

Für mich ist besonders wichtig, dass Banking im Alltag unserer Kunden relevant ist, aber ganz selbstverständlich nebenbei passieren kann. Das bedeutet, dass Banking einfach, menschenorientiert und individuell ist. Dass meine Bank weiß, was ich zu welchem Zeitpunkt benötige und mich das ein oder andere Mal mit einem „Wow“-Moment überrascht. Wir sind auf den Weg in Richtung Zukunft und denken Banking gemeinsam mit unseren Kunden weiter.

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