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Kompendium

Hygiene gehört in weiten Teilen der Welt zum Status quo. Doch in den letzten Jahren ist ein zunehmendes Bewusstsein für bisher unbeachtete Hygienerisiken festzustellen: ein Trend zur nahezu absoluten Sauberkeit. In Zeiten der drohenden Klimakatastrophe wird dieses Denken vermehrt auch auf unsere Umwelt angewendet. „Clean Tech” verspricht technologischen Fortschritt im Sinne ökologischer Nachhaltigkeit – allerdings nicht immer unter ethisch „sauberen” Bedingungen.

Kompendium: Cleantech

Fast alle sind von irgendetwas angewidert. Aber warum? Wie der Ekel in der Evolution des Menschen als Vehikel für unser Reinheitsverständnis herhielt und warum wir uns von Dingen, die uns anekeln, oft auch etwas angezogen fühlen.

Kompendium: Cleantech

Hygiene-Praktiken sind so alt wie die Menschheit. Die Aufklärung individualisierte die Hygiene – als Selbstsorge – und prägte ihren Stellenwert bis heute. Technologien wie Kanalisation in Städten setzten infolgedessen neue Standards der öffentlichen Hygiene.

Kompendium: Cleantech

Die großen Hoffnungen von Clean Tech liegen heute im Bereich der Wind- und Solarenergie. Doch können klimafreundliche Technologien den Klimawandel überhaupt noch stoppen? Eine Fallstudie: „The Ocean Cleanup”. 

Kompendium: Cleantech

  In der Elektromobilität liegt die Zukunft des Autoverkehrs. Doch wie „sauber” derartige Technologien tatsächlich sind, ist umstritten. In der Herstellung von Batterien für Elektroautos, Smartphones und Tablets wird etwa Kobalt benötigt. Doch dieser Rohstoff wird unter katastrophalen Bedingungen abgebaut.

Kompendium: Cleantech

Sterile Umgebungen steigern die Anziehungskraft kindlicher Dreck-Fantasien. Die Beliebtheit von Dreck-Events als schmutziger Ausgleich zur übersteigerten Sterilität städtischer Räume könnte in den nächsten 50 Jahren noch anwachsen.

Kompendium: Cleantech

Der Instinkt zur Sauberkeit: Evolution des Ekels

Kompendium: Cleantech

Der Instinkt zur Sauberkeit: Evolution des Ekels

Von Beginn an hatte der Ekel also eine Art instinktive Schutzfunktion, vor Krankheitsübertragung und gesundheitsschädlicher Nahrung. Foto: Manlake Gabriel.

Fast alle sind von irgendetwas angewidert. Aber warum? Wie der Ekel in der Evolution des Menschen als Vehikel für unser Reinheitsverständnis herhielt und warum wir uns von Dingen, die uns anekeln, oft auch etwas angezogen fühlen.

 Geekelt hat sich jeder schon mal. Vor Dingen mit aufdringlicher, scheinbar unausweichlicher, ja widerlicher Präsenz: vor dem Geruch von Kot, verdorbenem Fleisch oder gar vor Leichen. Vor dem Anblick von Schimmel, einer eiternden Wunde oder der Begegnung mit Ratten, Mäusen, Würmern oder Maden. Manchen Menschen reicht bereits ein zu starker Schweißgeruch oder zu viel Körperbehaarung, um ein ernsthaftes Ekelgefühl auszulösen. Die Empfindung des Ekels führt bei vielen zum sich-Abwenden, manchmal sogar zum Erbrechen oder bis zur Ohnmacht. Ekel ist universell. Und dennoch ist seine Empfindung nicht angeboren. Neugeborene ekelt tatsächlich nichts wirklich. Erst mit knapp zwei Jahren beginnen Kleinkinder sich zu ekeln – zu einem Zeitpunkt, an dem sie sich langsam aber sicher von ihren Eltern unabhängig machen.

Erst mit knapp zwei Jahren beginnen Kleinkinder sich zu ekeln – zu einem Zeitpunkt, an dem sie sich langsam aber sicher von ihren Eltern unabhängig machen. Foto: Jelleke Vanooteghem.

Der Ekel als Entwicklungsschranke des Menschen

    Lust und Ekel, schlussfolgert der Kulturtheoretiker Winfred Menninghaus in seiner Abhandlung „Ekel – Theorie und Geschichte einer starken Empfindung”, sind sich so gesehen viel ähnlicher als man es auf den ersten Blick vielleicht vermuten würde. Der Ekel sei eine fundamentale Erfahrung „ungewollter Nähe”, schreibt er. Wo die Funktion des Appetits und des Begehrens darin bestehe, eine zuvor bestehende Distanz zu überbrücken, gehe es beim Ekel ganz im Gegenteil darum, eine falsche Nähe abzuwehren, sich ihr geradezu gewaltvoll entgegenzustellen – wie eine Art instinktives Neinsagen, zum Zweck des Überlebens.

    Dass die Lust der Gegenpart des Ekels ist und sich ihre Gegenstände sogar teils überschneiden, wir gegenüber Dingen, die uns anekeln, also oft auch eine sonderbare Art der Anziehung empfinden, zeigt Menninghaus anhand unseres Verhältnisses zu Körperflüssigkeiten und Fetischen. Für Freud, den Vater der Psychoanalyse, ist der Ekel sogar noch enger mit der Sexualität verknüpft. Er verstand den Ekel als Symptom einer Unterdrückung archaischer Sexualtriebe, einer „analen Erotik”, die auf eine kindliche Entwicklungsphase zurückging. Im „Trend zur Sauberkeit” des 20. Jahrhunderts erkannte Freud eine Tendenz, die zwar nach außen hin durch hygienische Erwägungen gerechtfertigt wurde, ihm zufolge aber ebenfalls als Ausdruck verdrängter Sexualität angesehen werden musste. 

Lust und Ekel sind sich so gesehen viel ähnlicher als man es auf den ersten Blick vielleicht vermuten würde. Foto: Cassie Lopez.

Die psychologische Erklärung des Ekelgefühls

    Heute sind sich Psychologen, was den evolutionären Ursprung des Ekelgefühls angeht, weitgehend einig: Seine Entstehung, so wird angenommen, sei eng mit dem Würgereflex verknüpft. Von Beginn an hatte der Ekel also eine Art instinktive Schutzfunktion, vor Krankheitsübertragung und gesundheitsschädlicher Nahrung. Simone Schnall, Cambridge-Dozentin für experimentelle Sozialpsychologie und Mitherausgeberin einer Studie zur „Entwicklung des Verhaltens zur Vermeidung von Krankheitserregern und Parasiten” vermutet, dass dem Ekel sowohl genetische, als auch erlernte Komponenten innewohnen. Zusammen mit ihren Kollegen versucht sie zu ergründen, warum manche Menschen anfälliger für Ekelgefühle sind als andere.

    Für die leichter angeekelte Gruppe sei es schlicht einfacher, Anzeichen gesundheitlicher Gefahren oder Krankheit zu erkennen, behauptet Schnall. In jedem Fall liege dem Ekel aber auch ein Lernprozess zugrunde: „Das ist so etwas wie: Ich habe das angefasst und es hat mich krank gemacht.“ Die Cambridge-Studie unterscheidet in sechs fundamentale Ekelkategorien, Säulen des Ekels, wenn man so will: An erster Stelle steht, kein Wunder, mangelnde Hygiene. Dazu kommen weitere Faktoren: ein atypisches Erscheinungsbild, krankheitsübertragende Tiere, sichtbare Verwundungen und Anzeichen einer Infektion, verfallende Lebensmittel und bestimmte sexuelle Handlungen.

Von Beginn an hatte der Ekel also eine Art instinktive Schutzfunktion, vor Krankheitsübertragung und gesundheitsschädlicher Nahrung. Foto: Ashkan Forouzani.

Der Ursprung des Ekels ist nicht klar datierbar

    Wann genau sich die Menschheit jedoch zu ekeln begann, und wie genau der Ekel auf die Hygiene-Bewegung zurückwirkt, das lässt sich kulturgeschichtlich nur sehr schwer bestimmen. Erste historische Erwähnungen des Ekels finden sich bereits in der Antike. Klar ist: Die Funktion des Ekels, nämlich den Menschen vor Dingen zu schützen, die ihm gefährlich werden könnten, leiten auch die Überlegungen zur Hygiene an. Weder der Ekel noch die Hygiene des Menschen lassen sich völlig unabhängig vom Überlebensinstinkt des Menschen verstehen. Gleichzeitig ist Ekel erlernt und kontextabhängig. Manche Vegetarier ekeln sich vor einem saftigen Steak so sehr wie manch andere vor dem Geruch toten Fleisches. Vorstellbar wäre, dass sich das Ekelgefühl der Menschheit evolutionär weiterentwickelt und wir uns vor rußenden Schornsteinen, verunreinigten Gewässern oder umweltschädlichen Verhaltensweisen einmal genauso sehr ekeln könnten wie wir das bereits heute vor potenziell krankheitsübertragenden Tieren oder starken Gerüchen tun.

Weiterlesen „Perfekte” Maschinen – Hygiene als Körperkult
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Credit: Alicia Kassebohm. Volker Brinkmann, CC BY 2.5. Rando Tuvikene, CC BY-SA 4.0. NEON ja, colored by Richard Bartz, CC BY-SA 2.5.
Kompendium: Cleantech

„Perfekte” Maschinen – Hygiene als Körperkult

Kompendium: Cleantech

„Perfekte” Maschinen – Hygiene als Körperkult

Wer sich nicht pflegt, vernachlässigt den Körper und verstößt gegen die Natur. Foto: Phuong Tran.

Hygiene-Praktiken sind so alt wie die Menschheit. Die Aufklärung individualisierte die Hygiene – als Selbstsorge – und prägte ihren Stellenwert bis heute. Technologien wie Kanalisation in Städten setzten infolgedessen neue Standards der öffentlichen Hygiene.

 Wer sich nicht pflegt, vernachlässigt den Körper und verstößt gegen die Natur. So zumindest predigte der dänische Gymnastiklehrer Jørgen Peter Müller zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Und die Natur, so Müller, „lässt keine Sünde ungestraft, sie rächt sich mit mathematischer Sicherheit”.

J.P. Müller schrieb eine Anleitung über Turnübungen und Handtuchabreibungen. Foto: Jørgen Peter Müller.

Müllers Buch, ‘Mein System’, eine Anleitung zu Turnübungen und Handtuchabreibungen, war zu seiner Zeit extrem erfolgreich. Selbst Franz Kafka soll zweimal täglich das Müllersche System absolviert haben. Reinigungspraktiken gibt es aber nicht erst seit dem 20. Jahrhundert. Hygienische Praktiken manifestierten sich, auch ohne so zu heißen, etwa in religiös geprägten Reinigungsriten. Derartige Rituale, deren Ursprung im Pflegeverhalten menschenähnlicher Primaten vermutet wird, wurden zwar mit religiösen Erzählungen und Regeln begründet, dienten faktisch aber meistens der Vorbeugung von Infektionen. Oft aber fußten manch frühe Hygiene-Praktiken, wie etwa das Verbot sexuellen Kontakts während der Menstruation, auf der Herabsetzung dessen, was als „unrein” angesehenen wurde – in dem Fall der weibliche Körper.

Die Aufklärung als „Game-Changer” der Hygiene bis in die Neuzeit

    Mit der Aufklärung änderte sich das Wissen um die Hygiene radikal. Hygiene wurde jetzt ganzheitlicher gedacht als es später, im 20. Jahrhundert, der Fall war: So betraf Hygiene im 18. und 19. Jahrhundert nicht nur die Körperpflege und das Waschen, sondern auch die Ernährung, Bewegung, Sexualität und Familie. Was zuvor von der Gemeinde geregelt wurde, sollte nun, so die Losung der Aufklärung, vom Individuum selbst verantwortet werden. Der Hygieneforscher Phillip Sarasin verortet den Ursprung dieser Überzeugung in Diderot’s und d’Alambert’s Encyclopédie, eine Schrift aus dem Jahr 1765. In den Artikeln „Hygiène” und „Santé” zeichnete sich das revolutionäre Programm der Aufklärer ab: Der Körper trat dabei ins Zentrum der politischen Sorgen. 

    Was dahinter stand, war die Idee der Perfektibilität des Menschen. Bürgerinnen und Bürger sollten ihre Körper regieren wie einen Staat. „Im 18. und frühen 19. Jahrhundert war Hygiene im Grunde ein Sammelbegriff für Gesundheitsprävention”, bestätigt auch Dr. Käthe von Bose, Soziologin und Geschlechterforscherin an der TU Berlin. „Hygiene bedeutete im breiten Sinne Selbstsorge”. Mit dem Aufkommen der Bakteriologie aber, und mit ihr der Keimtheorie und insbesondere mit der Sichtbarmachung von Keimen, so schreibt von Bose in ihrem Buch „Klinisch rein – Zum Verhältnis von Sauberkeit, Macht und Arbeit im Krankenhaus”, erfuhr das Hygieneverständnis eine extreme Zuspitzung. Die Hygiene sei infolgedessen auf eine einzige Funktion beschränkt worden, nämlich die, Krankheitserreger zu isolieren.

Mit dem Aufkommen der Bakteriologie und insbesondere mit der Sichtbarmachung von Keimen erfuhr das Hygieneverständnis eine extreme Zuspitzung. Foto: Michael Schiffer.

Die Funktion der Hygiene für die Moderne

    Wo die Naturwissenschaften den Einflussbereich des Glaubens ersetzten, trat tägliche Körperpflege quasi an die Stelle des täglichen Gebets. Der moderne Hygienediskurs, argumentiert Philip Sarasin, verwandelte den modernen Menschen in ein sich selbst disziplinierendes Wesen, wie neurotisiert von Ängsten um Sauberkeit, Grenzüberschreitung und Gleichgewichtsverlust. Diese Tendenzen wurden im 20. Jahrhundert bekanntlich radikalisiert: nämlich in der Eugenik. Die sogenannte „Rassenhygiene” kam Ende des 19. Jahrhunderts auf und ersetzte den Glauben an die Perfektibilität des Einzelnen durch eine kalte Ethik eines „reinen” Volkskörpers. In ihrem Buch zeigt von Bose auf, wie empfänglich das bakteriologische Vokabular für rassifizierende Einengungen war. So schreibt sie etwa über den Kolonialismus, „die Idee einer ›Reinhaltung‹ des ›Volkskörpers‹ vor den ›fremden‹ Kolonien“ habe mit Vorstellungen von einem von Bakterien bedrohten Körper korrespondiert.

Die sogenannte „Rassenhygiene” kam Ende des 19. Jahrhunderts auf und ersetzte den Glauben an die Perfektibilität des Einzelnen durch eine kalte Ethik eines „reinen” Volkskörpers. Foto: Bundesarchiv, Bild 102-16748 / CC-BY-SA 3.0.

Aber auch heute noch, betont von Bose, bediene sich der Hygienediskurs hin und wieder undifferenzierter Metaphern. Das zeige sich insbesondere in den medialen Diskussionen um das Thema der multiresistenten Keime (MRE). Bakteriologische Unterscheidungen von ‘eigen’ und ‘fremd’ würden dabei zuweilen mit gesellschaftlichen Themen wie Arbeits- und Migrationspolitik und nationalen Bedrohungsszenarien vermischt, sagt von Bose.

 Die aufklärerische Idee der Perfektibilität des Menschen scheint übrigens wieder in Mode zu kommen. Die Dynamik von Genuss und Verzicht, Exzess und Askese, Verausgabung und Erholung, die Sarasin als „Selbsttechnologien” des vorletzten Jahrhunderts beschreibt, bestimmen heute wieder Fitness- und Wellness-Programme der Gegenwart. „Ich finde es interessant, wie der Hygienediskurs sich heute wieder weitet”, sagt von Bose. „Bleib gesund, fit, schlank und schön. So lautet der Appell an das Individuum.”

Weiterlesen „The Ocean Cleanup” im Kampf gegen den Klimawandel
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Credit: Alicia Kassebohm. Volker Brinkmann, CC BY 2.5. Rando Tuvikene, CC BY-SA 4.0. NEON ja, colored by Richard Bartz, CC BY-SA 2.5.
Kompendium: Cleantech

„The Ocean Cleanup” im Kampf gegen den Klimawandel

Kompendium: Cleantech

„The Ocean Cleanup” im Kampf gegen den Klimawandel

K önnen klimafreundliche Technologien den Klimawandel überhaupt noch stoppen?Foto: Agustin Lautaro.

Die großen Hoffnungen von Clean Tech liegen heute im Bereich der Wind- und Solarenergie. Doch können klimafreundliche Technologien den Klimawandel überhaupt noch stoppen? Eine Fallstudie: „The Ocean Cleanup”. 

Im Jahr 2012 begeisterte der damals 18-jährige Boyan Slat bei einem Ted-Talk – „How the Oceans can Clean Themselves” – mit seiner Erfindung eines Systems zum Auffangen des Plastikmülls im Meer. Slat visualisierte die rasante Ansammlung des Plastikmülls im Ozean und präsentierte dem Publikum Jahrzehnte alte Plastik-Artefakte, die er eigenhändig aus dem Pazifik gefischt hatte. Von den 260 Millionen Tonnen Plastik, die jährlich produziert werden, landen knapp 10 % im Ozean. Geschätzte 150 Millionen Tonnen sollen derzeit auf den Weltmeeren treiben. Plastikmüll ist extrem giftig – für das Meeresleben, aber auch für den Menschen. Die Zahlen verdeutlichen: Wir brauchen ein neues Hygiene-Verständnis. Eins, dass sich nicht lediglich auf unsere eigene Gesundheit, sondern auf das Wohlbefinden des gesamten Planeten auswirkt. Und zwar dringend. 

Von den 260 Millionen Tonnen Plastik, die jährlich produziert werden, landen knapp 10 % im Ozean. Foto: Brian Yurasits.

 Slats Idee war eine Art Meeresrechen, der in seiner Form an ein gigantisches „U” erinnert und den Plastikmüll sukzessive aus dem Meer fischen soll. Darunter gleitet ein Unterwassernetz, das Plastik fangen und Tiere unversehrt lassen soll. Slat hat hierfür inzwischen rund 40 Millionen Dollar Spendengelder eingesammelt. Und das, obwohl der erste Versuch seines Anti-Plastik-Projekts weniger erfolgreich verlief: Nach wenigen Monaten im Pazifik musste „The Ocean Cleanup” zurück an Land geschleppt werden: Ein 18 Meter langes Endstück hatte sich gelöst.

Wie Cleantech der Klimakatastrophe entgegenwirken sollte

    Clean Tech meint Technologien und Verfahrensweisen, durch deren Einsatz eine Emissionsreduktion und Ressourcenschonung erzielt werden kann. Prominente Beispiele für Clean Tech sind erneuerbare Energiesysteme wie Windräder oder Solarzellen sowie Verfahrenstechnologien zur Verringerung der Luft-, Gewässer- oder Bodenverschmutzung. Das Ziel, zumindest in der Theorie, lautet: eine vollständige Vermeidung klimaschädigender Emissionen in der Atmosphäre.

Obwohl diese Technologien bereits seit mehreren Jahrzehnten im Gespräch sind, hat das in den letzten Jahren deutlich gewachsene ökologische Bewusstsein und der Druck seitens der Politik der Clean-Tech-Ökonomie entscheidende Impulse gegeben. Im deutschen Kontext überbieten sich Großindustrie-Betriebe derzeit in demonstrativen Bemühungen, ihre Fabriken in kommenden Jahren zu dekarbonisieren und Deutschland so zu einem Clean-Tech-Leitmarkt werden zu lassen. So etwa die Salzgitter AG, ein Stahlkonzern mit 25.000 Beschäftigten und 9,3 Milliarden Euro Umsatz, die eigentlich als einer der größten Verursacher von Treibhausgasen bekannt ist. Rund acht Millionen Tonnen Kohlendioxid stoßen Salzgitters Hochöfen jährlich aus – ca. ein Prozent sämtlicher Emissionen in Deutschland. Ausgerechnet dieses Unternehmen hat sich nun vorgenommen, Stahl zukünftig „grüner” herzustellen. Der Plan lautet: nach und nach von Kohle auf Wasserstoff umzustellen. Bis 2025 soll der kleinste von drei Hochöfen ersetzt und der CO²-Ausstoß so um ein Viertel verringert werden. Auch Salzgitters Wettbewerber Thyssenkrupp will 2050 klimaneutral sein, Mercedes hat als Zielmarke das Jahr 2038 angegeben, Bosch peilt sogar an, schon im kommenden Jahr so weit zu sein. 

Prominente Beispiele für Clean Tech sind erneuerbare Energiesysteme wie Windräder oder Solarzellen sowie Verfahrenstechnologien zur Verringerung der Luft-, Gewässer- oder Bodenverschmutzung. Foto: Brian Yurasits.

    Auch in der Politik ist der Wille zur CO²-Regulierung deutlich gestiegen. In den USA kämpfen junge Politikerinnen wie Alexandria Ocasio-Cortez in diesen Tagen für die Implementierung des sogenannten „Green New Deal” – ein Gesetzesentwurf, der in erster Linie durch wirtschaftliche Anreize erneuerbare Energien und -Ressourcen fördern soll. Und die Ergebnisse der diesjährigen EU-Wahlen ließen, allen voran in Ländern wie Deutschland und Frankreich, auf einen Bewusstseinswandel beim Thema Klimawandel und grüne Politik schließen. 

Clean Tech könnte die bestehende Energiegewinnung ersetzen

Optimistisch denkende Experten gehen heute davon aus, dass sich die Energiesysteme unseres Planeten innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte massiv verändern könnten. Clean-Energy-Systeme wie Wind- und Solarenergie könnten die bislang dominierenden Stromquellen Kohle- und Atomenergie nahezu gänzlich ablösen. Auch die Mengen an Öl, die wir zum Tanken unserer Autos verwenden, könnten, durch Fortschritte in der Elektromobilität, erheblich abnehmen.

    Ein 661 Seiten langer Bericht der International Energy Agency (IEA), dem sogenannten „World Energy Outlook”, der die globalen Energietrends bis ins Jahr 2040 hinein prognostiziert, belegt den Trend zu Clean Tech in unserer jüngsten Vergangenheit. In den letzten fünf Jahren, so heißt es dort, sind die durchschnittlichen Kosten für Solarenergie um 65 Prozent und die Kosten für Onshore-Windkraft um 15 Prozent gesunken. Die IEA geht davon aus, dass diese Preise sogar noch dramatischer sinken werden, sobald sich Technologien verbessern und Regierungen die „cleaneren” Systeme subventionierten. Solaranlagen, heißt es weiter, seien bereits heute in der Lage, Kohlekraftwerke in der Stromerzeugung zu übertreffen.

    Doch selbst, wenn diese optimistische Zukunftsvision eintritt, so schlussfolgert die IEA im selben Bericht, wären wir ohne entscheidende Maßnahmen zur Reduzierung der Kohlendioxidemissionen nicht in der Lage, eine gefährliche Erwärmung zu verhindern. Clean Tech, so scheint es, ist nicht die Lösung des Problems, sondern nur ein Zahnrad eines massiven gesellschaftlichen Wandels, und wird ohne Druck seitens Politik und Wirtschaft, welche umweltfreundliche Technologien fördern, verhältnismäßig wenig bewirken.

Geschätzte 150 Millionen Tonnen Plastikmüll sollen derzeit auf den Weltmeeren treiben. Foto: U.S. Fish and Wildlife Service Headquarters, CC.

The Ocean Cleanups zweiter Versuch

    „The Ocean Cleanup” startete währenddessen im Juni dieses Jahres seinen zweiten Anlauf, mit dem „System 001b”, das von San Francisco in Richtung des Great Pacific Garbage Patch, einen gigantischen Plastikstrudel, segelte. Slats Projekt erntete allerdings auch viel Kritik. Der Plastikmüll bewege sich viel zu tief, als dass man ihn einfach so von der Meeresoberfläche weg fischen könnte, kritisierten Meeresforscher. Das System könnte höchstens einen verschwindenden Bruchteil einfangen und tauge – wenn überhaupt – als medienwirksame Werbemaßnahme zum Umdenken beim Thema Plastik. Und überhaupt: Das für Menschen besonders gefährliche Mikroplastik könne es nicht fangen. Die Popularität von Ideen wie „The Ocean Cleanup” zeigt dennoch: Clean Tech, sprich klimafreundliche oder zumindest klimaneutrale Technologien, sind auf dem Vormarsch und ein Bewusstseinswandel – eine Art klimatischer Hygiene – hoffentlich absehbar.

Weiterlesen Clean Tech: Reinheit ohne Gleichheit?
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Credit: Alicia Kassebohm. Volker Brinkmann, CC BY 2.5. Rando Tuvikene, CC BY-SA 4.0. NEON ja, colored by Richard Bartz, CC BY-SA 2.5.
Kompendium: Cleantech

Clean Tech: Reinheit ohne Gleichheit?

Kompendium: Cleantech

Clean Tech: Reinheit ohne Gleichheit?

In der Elektromobilität liegt die Zukunft des Verkehrs. Foto: Ricardo Gomez

  In der Elektromobilität liegt die Zukunft des Autoverkehrs. Doch wie „sauber” derartige Technologien tatsächlich sind, ist umstritten. In der Herstellung von Batterien für Elektroautos, Smartphones und Tablets wird etwa Kobalt benötigt. Doch dieser Rohstoff wird unter katastrophalen Bedingungen abgebaut.

    Hunderttausende Tonnen Kobalt, Lithium und Nickel werden jedes Jahr für die Herstellung unserer Batterien und Akkus verbraucht. Die Nachfrage soll sich künftig vervielfachen. Wenn man dem Trend zur Elektromobilität-Wende glaubt, könnte der Kobaltbedarf der Autobauer im Jahr 2026 bereits fünf Mal so hoch sein wie heute. Doch entgegen der Verlautbarung von Herstellern ist „sauberes“ Kobalt nicht leicht zu bekommen. An die 60 Prozent des weltweiten Bedarfs stammen aus dem Kongo, wo bis zu 90 Prozent der Kobaltminen direkt oder indirekt von Warlords verwaltet werden, die mit diesen Erträgen oft Folge-Konflikte des kongolesischen Bürgerkriegs finanzieren. 

Hunderttausende Tonnen Kobalt, Lithium und Nickel werden jedes Jahr für die Herstellung unserer Batterien und Akkus verbraucht. Foto: Max Phillips.

In mangelhaften Kleinbergwerken arbeiten Menschen meist ohne Sicherung. Fast täglich werden die Arbeiter dabei unter den Erdmassen begraben. Und Kinderarbeit steht an der Tagesordnung. Das Kinderhilfswerk UNICEF schätzt, dass 2014 an die 40.000 Jungen und Mädchen in Minen im Süd-Kongo arbeiten mussten – der Großteil in der Kobalt-Gewinnung. Wie insbesondere Elektroauto-Hersteller und -Nutzer den Widerspruch rechtfertigen, in vermeintlich bewusste Technologien zu investieren, für die andere mit dem Leben bezahlen, ist nur schwer nachzuvollziehen.

Umweltschutz muss man auch sozialverträglich umsetzen    

„Saubere” Energie gegen „dreckigen” Rohstoffhandel in Afrika? Mit derartigen Widersprüchen werde man im Clean-Tech-Bereich immer wieder konfrontiert, sagt Roby Stancel, der im Bereich Design Thinking und Renewable Energies als Entwickler und Berater tätig ist. „Ich persönlich würde zum Beispiel die Kohle-Energie mit sofortiger Wirkung durch Renewables ersetzen wollen. Wenn man aber einfach so ‘Stopp’ sagt, hätte, um mal beim Beispiel Deutschland zu bleiben, die ganze Lausitz morgen nichts mehr zu essen. Die Leute würden dann vermutlich geschlossen die AfD wählen. Das mag im Verhältnis zur drohenden Klimakatastrophe wie eine harmlose Konsequenz wirken. Trotzdem muss man sich fragen, wie man Umweltschutz nicht nur technisch, sondern auch sozialverträglich umsetzen kann.”

Nano-Cellulose aus Pflanzenfasern, ein möglicher Ersatz für erdölbasierte Kunststoffe. Foto: Pacific Southwest Region 5.

    Stancel antizipiert diverse Möglichkeiten, mit denen man dem Klimawandel bereits heute entgegenwirken und die Menschheit somit vor ihrer eigenen Abschaffung bewahren könnte. Er spricht über Nano-Cellulose aus Pflanzenfasern, ein möglicher Ersatz für erdölbasierte Kunststoffe; über die Konstruktionen künstlicher Korallenriffe, die zur Sauerstoffbildung beitragen sollen. Oder auch über synthetisch erzeugte Proteine als Alternative zum Fleisch, durch welche sich, zumindest in der Idealvorstellung, die Welt ernähren ließe, ohne dass Unmengen klimaschädlicher Methangase produziert würden. „Es gibt heute unzählige Möglichkeiten für eine klimafreundliche Zukunft durch technische Innovation”, sagt er. 

Das größte Problem läge woanders, und dieser Zukunftsausblick Stancels wirkt wiederum nicht gerade optimistisch: „Es gibt schlichtweg zu viele Menschen auf unserem Planeten. Wir müssen eben auch bei der Bildung der Menschen ansetzen und Perspektiven schaffen, damit sie eine andere Art von Rente sehen, als nur Kinder in die Welt zu setzen.”

Zusätzlich muss man sich fragen, wie man Umweltschutz nicht nur technisch, sondern auch sozialverträglich umsetzen kann. Foto: American Public Power Association.

Politik in die Verantwortung nehmen

    Die Bedingungen für die Herstellung von Lithium-Batterien auf dem afrikanischen Kontinent bezeichnet Stancel selbst als „katastrophal”. Während Tesla und BMW zumindest den Kobalt-Gehalt ihrer Elektrobatterien zwischenzeitlich stark verringert haben, benötigen VWs Batterien noch einen sehr hohen Anteil des Rohstoffs. BMW kündigte zudem an, ab dem Baujahr 2020/21 kein Kobalt mehr aus dem Kongo beziehen zu wollen und stattdessen auf Vorkommen in Südamerika zurückzugreifen. Dabei ist die Wirtschaft des Kongos inzwischen vom Kobalt-Bergbau abhängig. Die einzige Möglichkeit, Clean Tech sozial und nachhaltig durchzusetzen, sagt Stancel, liege bei der Politik. „Politiker lassen sich noch immer zu sehr von wirtschaftlichen Lobbys beeinflussen. Wenn wir weltweit Schaden begrenzen wollen, am Klima und in anderen Bereichen, dann muss sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren einiges tun.”

Weiterlesen Schlammschlachten fürs Überleben: „Back to Dreck.”
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Credit: Alicia Kassebohm. Volker Brinkmann, CC BY 2.5. Rando Tuvikene, CC BY-SA 4.0. NEON ja, colored by Richard Bartz, CC BY-SA 2.5.
Kompendium: Cleantech

Schlammschlachten fürs Überleben: „Back to Dreck.”

Kompendium: Cleantech

Schlammschlachten fürs Überleben: „Back to Dreck.”

Dreck: Ein Trend, der uns hilft, unseren Alltag ganzheitlicher zu meistern und gleichzeitig unser Immunsystem stärkt. Foto: Kyle Ellefson.

Sterile Umgebungen steigern die Anziehungskraft kindlicher Dreck-Fantasien. Die Beliebtheit von Dreck-Events als schmutziger Ausgleich zur übersteigerten Sterilität städtischer Räume könnte in den nächsten 50 Jahren noch anwachsen.

    In den sogenannten Industrieländern herrscht heute ein Standard übertriebener Sauberkeit. Seifen sind antibakteriell. Haushaltsreiniger versprechen, 99,9 % aller Keime mit sofortiger Wirkung abzutöten. Desinfektionsmittel gehören an öffentlichen Orten zur Mindestausstattung. Mikroben, darunter Viren und Pilze, gelten als schädliche Krankmacher. Die sogenannte Mysophobie – die krankhafte Angst vor Schmutz oder Ansteckung mit Bakterien – führt bei vielen Menschen zum obsessiven Waschzwang. 

Parallel dazu werden schon heute Technologien entwickelt, die einem gesteigerten Bedürfnis nach Hygiene gerechter werden sollen. So berichtet etwa das European Cleaning Journal von Anstrengungen zur Entwicklung selbstreinigender Metalle, deren flüssigkeitsabweisende und antibakterielle Oberflächen in der Zukunft in Form von sich selbst reinigenden Töpfen, Toiletten und Geschirrspülern eine alltägliche Verwendung finden könnte. Oder auch vom Einsatz von Nanotechnolgie zur Reinigung der Plastik-Tabletts, auf denen wir in Flughafen-Sicherheitskontrollen Wertgegenstände wie Laptops, Gürtel und Geldbörsen ablegen – nämlich durch Licht. 

Sterile Umgebungen steigern die Anziehungskraft kindlicher Dreck-Fantasien. Foto: Chris Yang.

In Zukunft würden die Böden der Tabletts mineralische Nanokristalle enthalten, die in der Reaktion mit Licht eine selbstreinigende Oxidation auslösen und organische Verunreinigungen so kontinuierlich abbauen würden. Heute, so wird vermutet, befinden sich in den Tabletts oft mehr krankheitsübertragende Keime als auf öffentlichen Toiletten. Der Dreck darin ist quasi unsichtbar. 

Tough Mudder der Zukunft

Die Beliebtheit von Hindernisläufen „Tough Mudder” folgt bereits heute einem Modell, den Sport aus dem sterilen Fitnessstudio-Kosmos herauszuholen, ihn also von seiner sauberen Außenschale zu befreien und zu den „Basics” zurückzukehren – den Grundlagen des Sports, die schon unsere prähistorischen Vorfahren fit hielten: eine aktive Mischung aus Laufen, Springen, Kriechen und Klettern. Das Erfolgsmodell von Tough Mudder und vergleichbarer Veranstaltungen ist das Versprechen einer perfekten Figur als Konsequenz einer ausgewogenen Portion Schlamm-Bewältigung. Der Dreck ist nicht Nebenprodukt, sondern Quintessenz solcher Events. 

Denkbar wäre, dass Hindernisläufe wie Tough Mudder schlicht ihren abenteuerlichen „Boot Camp”-Charakter verlieren und das Modell als solches alltagsfähig gemacht wird: das exzentrische Schlamm-Studio für die Mittagspause, in der man den Kiss-of-Mud-Pfad wie auf einer Bowlingbahn dahin robbt, bevor man sich zurück an den Arbeitsplatz macht. Ähnlich wie im Bereich der Sexualität könnte das Dreckige und Entgrenzte auch hier eine gesonderte Anziehungskraft entwickeln: Ein Trend, der uns hilft, unseren Alltag ganzheitlicher zu meistern und gleichzeitig unser Immunsystem stärkt. 

Der Dreck ist nicht Nebenprodukt, sondern Quintessenz solcher Events. Foto: Quino Al.

Die Dreck-Therapie für ein gesünderes Leben

Überhaupt, mahnen Wissenschaftler schon heute, sei ein Zuviel an Sauberkeit aus gesundheitlicher Perspektive kontraproduktiv. So wird etwa vermutet, dass Menschen, die unter extrem sauberen Bedingungen aufwachsen, oft einem höheren Risiko unterliegen, Asthma und Allergien zu entwickeln. Eine Allergie ist in den meisten Fällen eine Überreaktion unseres Immunsystems, das die Wahrnehmung einer eigentlich harmlosen Substanz als Angriff interpretiert. Unsere Körper, argumentiert etwa die US-Biologin Dorothy Matthews, neigen zu solchen Überreaktionen, weil unser Immunsystem vergessen hat, mit ihnen zu leben. 

Wer also in Zukunft zum Arzt geht – etwa um eine akute chronische Krankheit behandeln zu lassen – könnte, neben klassischer Medikation, schlicht eine Woche in der „dreckigen” Natur verschrieben bekommen oder ein Wochenende im Schlamm-Camp. Immerhin: Städte sind „Hotspots” chronischer Krankheiten. Damit ist nicht nur der in der U-Bahn oder im Bus eingefangene Winter-Schnupfen gemeint: Fettleibigkeit und Diabetes belasten die Städter genauso sehr wie Stress und Depressionen. Gelegentliche Dreck-Therapie könnte, ganz im Sinne einer Ursachen- anstatt bloßer Symptombekämpfung, die Menschen zufriedener machen. Sie könnten lernen, aktiver mit ihrem Körper umzugehen und ihre Hygiene-Maßstäbe kritisch zu hinterfragen – anstatt blind das Ideal keimfreier Perfektion zu verfolgen. Im Umkehrschluss könnte der gesundheitliche Mehrwert „Dreck-wertschätzender” Naturerfahrungen für den Menschen auch das Bewusstsein für den Naturschutz stärken. 

Angehörige der Air Force ziehen sich während des “Tough Mudder” durch den Dreck. Foto: U.S. Air Force.

Diese ‘neue Hygiene’ – eine Art holistisches Update der aufklärerischen Losung „Zurück-zur-Natur” – wäre so gesehen eben nicht mehr nur ausschließlich auf die Vermeidung des Kontakts mit Bakterien und Krankheitserregern und die makellose Instandhaltung unserer Körperoberflächen aus, sondern würde auch psychische, sportliche oder gar familiäre Aspekte abdecken. Überhaupt: Wer will oder kann schon perfekt sein, ohne jemals auch nur ein bisschen imperfekt gewesen zu sein? Und wer fühlt sich restlos sauber, ohne sich ab und an mal so richtig dreckig gefühlt zu haben?

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Credit: Alicia Kassebohm. Volker Brinkmann, CC BY 2.5. Rando Tuvikene, CC BY-SA 4.0. NEON ja, colored by Richard Bartz, CC BY-SA 2.5.