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Mini-Roboter für Zimmerpflanzen
Short Q

Sukkulenten-Sitter: Mini-Roboter passt auf Zimmerpflanzen auf

Ein chinesischer Ingenieur baut einen Mini-Roboter, der Pflanzen mobil und mitteilsam macht. Das Projekt ist eine gute Metapher auf die sich wandelnde Beziehung von Mensch und Natur.

Pflanzen sind faszinierende Lebewesen. Alles, was sie zum Leben brauchen, ziehen sie aus dem Licht, der Luft und dem Boden. Von ihnen gibt es Schätzungen zufolge (denn es wurden längst nicht alle entdeckt) 500.000 verschiedene Arten. Und sie neigen sich sogar: zur Sonne hin, um Photosynthese zu betreiben, und wieder von ihr weg, um sich nicht zu verbrennen.

Über Jahrmilliarden haben sich Pflanzen perfekt an ihre Umgebung angepasst. Wir Menschen wählten aber den umgekehrten Weg. Immer da, wo uns das scheinbare Chaos der Tier- und Pflanzenwelt unangenehm wurde, haben wir sie gewaltsam gefügig gemacht – oder vernichtet. Insbesondere während der Industrialisierung wurde ohne Rücksicht auf Verluste umgesetzt, was Gewinn versprach.

Versöhnung von Mensch und Natur

Doch mit steigendem Wohlstand wurden postmaterialistische Ideale massentauglich. Überall in der westlichen Welt begannen sich Umweltbewegungen zu formieren, wodurch ein gesellschaftliches und bald auch politisches Umdenken stattfand. Heute sprechen wir zunehmend über externe Kosten, etwa bei der Agrarwirtschaft und in Energiekraftwerken. Und wir überlegen, wie Mensch und Natur wieder versöhnt werden können – ohne den errungenen Fortschritt aufgeben zu müssen.

Ist Fortschritt ein Wert an sich? Das bleibt fraglich. Oftmals wirkt es, als würden unsere Erfindungen so unbalanciert in unserer eigentlich so perfekt austarierten Umwelt wüten, dass wir nicht mehr sind als ein Elefant im Porzellanladen. Und dennoch dringen wir mit U-Booten bis zu den tiefsten Meeresgründen vor, fliegen im Stundentakt Menschen durch die Lüfte um den Globus und haben unsere Fußstapfen sogar schon auf dem Mond hinterlassen.

Sechsbeiniger Mini-Roboter: Roboteranzug für Pflanzen

Wie könnte man also Fortschritt, Mensch und Natur verbinden? Der sechsbeinige Mini-Roboter wirkt wie der Prototyp einer perfekten Symbiose. Wenn man uns Menschen Flügel und Taucheranzüge verleihen kann, um unser gewohntes Terrain verlassen zu können, warum nicht auch Pflanzen Beine? Das in etwa war der Gedanke des chinesischen Robotikers Sun Tianqi. Ausgehend von dem Modell der Firma Vincross, bei der er angestellt ist, hat er diesen kleinen Roboteranzug für Zimmerpflanzen gebaut. (Hier stellt er sein Projekt vor.)

Mini-Roboter für Zimmerpflanzen

Gif: Tianqi Sun/Vincross

Ein dauerhaft schattiges Plätzchen, früher lebensbedrohlich, kann die Robopflanze nach Belieben verlassen. Und wenn Wassermangel herrscht, führt sie einfach einen Regentanz auf. So erinnert uns der kleine mechanische Sechsbeiner an unsere häuslichen Pflichten.

Mini-Roboter für Zimmerpflanzen

Gif: Tianqi Sun/Vincross

Doch auch zu viel Sonne ist gefährlich. Deshalb flüchtet der Mini-Roboter zurück in Kühle, wenn der Bedarf gedeckt ist.

Mini-Roboter für Zimmerpflanzen

Gif: Tianqi Sun/Vincross

Metapher für unser Verhältnis zur Pflanzenwelt

Die Idee hinter diesem kleinen Gimmick kann auch im großen Stil Anwendung finden. Dazu müssen wir nicht gleich alle Bäume, Sträucher und Gräser in Roboteranzüge stecken. Wenn Pflanzen im urbanen Raum mit Sensoren ausgestattet würden, könnte man ihre Wasser-, Licht- und Mineralienzufuhr intelligent steuern. Letztlich ließe sich so das vermeintliche Chaos der Pflanzenwelt regeln. Wäre so nicht auch eine massive Begrünung von Städten möglich?

Was dabei verloren ginge, wäre das Unberechenbare, das Natürliche an der Pflanzenwelt. Besser als Asphaltwüsten wäre es allerdings allemal.

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