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Kompendium: Solidarisierung

Mutterschutz, Fünftagewoche, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Rente, Urlaubsgeld, Tarife – ohne Solidarität wären das vielleicht heute noch Luftschlösser unrealistischer Träumer. In den vergangenen hundert Jahren ist viel passiert, was wir heute als selbstverständlich ansehen. Verantwortlich dafür: die Solidarität.

Kompendium: Solidarisierung

Gemeinsam mit den Gewerkschaften verschwand auch die Idee der Solidarität in den letzten Jahrzehnten. Fast schien es, als hätte das Konzept ausgedient. Doch die Coronakrise zeigt, dass die Idee noch gebraucht wird: Nur wenn alle mitmachen, kann das Kollektiv gewinnen.

Kompendium: Solidarisierung

Zu den Merkmalen der Solidarität zählt einerseits die Freiwilligkeit, andererseits aber auch die Verbundenheit der solidarischen Person mit der anderen. Ist dies nicht gegeben, lehnen sich Menschen gegen gefühlt „erzwungene“ Solidarität auf. Was aber, wenn sich jeder aussuchen könnte, wem seine Solidarität gilt und was seine Steuern finanzieren? Eine Zukunftsutopie wie die folgende könnte neue Wege der Solidarität eröffnen.

Kompendium: Solidarisierung

Was, wenn man die Menschen dazu bringen könnte, sich mit anderen solidarisch zu fühlen? In dieser fiktiven Zukunftsvision hat die Nanobiologie einen Weg gefunden, unsere Gefühle miteinander zu vernetzen. Wäre die Welt eine bessere, wenn wir zum Mitfühlen gezwungen wären?

Kompendium

Fortschritt braucht Zusammenhalt. Alles kann erreicht werden, wenn sich Menschen im Kampf um gemeinsame Ziele zusammenschließen. Ist der Zusammenhalt aber schwach oder stößt er auf taube Ohren, vermag er nichts zu verändern. Von den Webern im 19. Jahrhundert über die Gewerkschaften bis hin zu Fridays for Future & Black Lives Matter: Gibt es noch Solidarität – und wie sieht ihre Zukunft aus?

Kompendium: Solidarisierung

Ein früher Streik für mehr Arbeiterrechte fand Mitte des 19. Jahrhunderts in Schlesien statt. Die Geschehnisse beschäftigten das kollektive Gedächtnis nachhaltig und flossen Jahrzehnte später in weitreichende Veränderungen ein.

Kompendium: Solidarisierung

Weberaufstände: Wie mit kapitalistischen Strukturen Solidarität entsteht

Kompendium: Solidarisierung

Weberaufstände: Wie mit kapitalistischen Strukturen Solidarität entsteht

Bild: Die schlesischen Weber (Gemälde Carl Wilhelm Hübner, 1846) vin Machahn via Wikimedia Commons, gemeinfrei.

Ein früher Streik für mehr Arbeiterrechte fand Mitte des 19. Jahrhunderts in Schlesien statt. Die Geschehnisse beschäftigten das kollektive Gedächtnis nachhaltig und flossen Jahrzehnte später in weitreichende Veränderungen ein.

„Halsabschneider!“, „Schurken!“, „Leuteschinder!“, rufen die aufgebrachten Peterswaldauer Weber am 4. Juni 1844, während sie durch das schlesische Dorf zum Haus des örtlichen Textilverlegers ziehen. Der Verleger – so hießen damals Textilkaufleute – liefert den Webern die Rohstoffe, aus denen sie in Heimarbeit Stoffe weben. Diese kauft er ihnen ab und verkauft sie anschließend weiter. Doch aufgrund von ausländischer Konkurrenz und der Industrialisierung ist der Preis für ihre Produkte in den Keller gefallen.

Auf dem Weg stimmen sie ein Lied an:

„Hier wird der Mensch langsam gequält, / hier ist die Folterkammer, / hier werden Seufzer viel gezählt / als Zeugen von dem Jammer. / Ihr Schurken all, ihr Satansbrut! / Ihr höllischen Cujone! / Ihr freßt der Armen Hab und Gut, / und Fluch wird euch zum Lohne!

Die Weber haben Hunger und sind es leid, trotz ihrer harten Arbeit mit Hungerlöhnen und Hohn gedemütigt zu werden. Tagein, tagaus weben sie in Heimarbeit gegen neuartige Maschinen an, von denen eine einzige 100 von ihnen ersetzen kann. Sobald die Kinder der Weber mitarbeiten können, helfen sie ebenfalls. Doch auch das genügt nicht, um sich gegen die Konkurrenz aus dem Ausland und die Maschinen zu behaupten. Findet der Vorarbeiter des Verlegers den kleinsten Fehler in der Webarbeit, versucht er, den Preis derselben weiter zu drücken. Mütter müssen entscheiden, welche ihrer Kinder sie ernähren. Das Fass ist voll, die Weber fordern Gerechtigkeit.

Der Weberaufstand hinterlässt seine Spuren

Ein früher Streik für mehr Arbeiterrechte fand Mitte des 19. Jahrhunderts in Schlesien statt: die Weberaufstände. Skizze: Karikatur zum Schlesischen Weberaufstand in den 1840er Jahren, via Wikimedia Commons, gemeinfrei.

So kommt es in Peterswaldau und den umliegenden Gemeinden zu einer mehrtägigen Revolte, die zum Symbol für die Schattenseiten der Industrialisierung und des kapitalistischen Systems wird. Der Verleger und seine Familie können flüchten, doch das Haus wird verwüstet; in umliegenden Gemeinden trägt sich Ähnliches zu. Das herbeigerufene preußische Militär reagiert mit Gewalt und tötet insgesamt zehn Männer und eine Frau. Der Aufstand ist gescheitert, aber sein langfristiger Impact soll sich erst noch zeigen.

Zwar untersagt der preußische König der Presse, über den Vorfall zu berichten, doch das Thema beschäftigt die Gesellschaft weiterhin: Wie kann soziale Gerechtigkeit und Solidarität mit den Ärmsten aussehen? In der anschließenden Verhandlung zeigen sich die Richter verständnisvoll gegenüber den hungerleidenden Webern, sie führen in der Urteilsfindung die „drückende Not“ derselben als Milderungsgrund an, die Prozesskosten brummen sie den Gutsherren auf. Autoren wie Gerhart Hauptmann und Heinrich Heine verarbeiten die gescheiterten Weberaufstände in Literatur und Poesie. So tragen sie mit ihnen, wenn auch erst Jahrzehnte später, zu einer neuen gesellschaftlichen Idee bei: Solidarität.

Der Vormärz, also die Zeit zwischen 1830 und der Märzrevolution von 1848/49, beschert der entstehenden deutschen Gesellschaft neue Ideen wie Nationalismus, Liberalismus und Sozialismus. Es werden Arbeitervereine und Berufsverbände gegründet, die Druck auf die Arbeitgeber auszuüben vermögen und ihre Forderungen gesammelt artikulieren können. Arbeitskämpfe, Streiks und Boykotts werden zu den Werkzeugen dieser Bewegungen.

Streiks brauchen Solidarität, um zum Ziel zu führen

Die Weberaufstände zeigen: Ein Streik ohne weitreichende Solidarität ist „nur“ ein Aufstand, der niedergeschlagen werden kann. Presse und öffentliche Meinung sowie eine Regierung, die dem Volk Rechenschaft schuldig ist, sind notwendig, um politische Konsequenzen zu ermöglichen. Bild: Poster zur Bewerbung G. Hauptmanns Drama “Die Weber” von Emil Orlik, 1897, via Wikimedia Commons, gemeinfrei.

Die Weberaufstände zeigen: Ein Streik ohne weitreichende Solidarität ist „nur“ ein Aufstand, der niedergeschlagen werden kann. Presse und öffentliche Meinung sowie eine Regierung, die dem Volk Rechenschaft schuldig ist, sind notwendig, um politische Konsequenzen zu ermöglichen. Später ziehen gleich gesinnte Arbeiter Parallelen zu den schlesischen Webern, sodass sich eine immer stärker werdende politische Bewegung formiert. Auch wenn der Weberaufstand niedergeschlagen wurde, entwickelte er doch nachträglich Bedeutung für den Verlauf der Revolution 1848/49 und das Gemeinschaftsgefühl. Das Bürgertum wurde politisch aktiv und forderte die Gründung eines Nationalstaates mit Freiheits- und Grundrechten. Die fortschreitende Industrialisierung machte mehr und mehr Menschen zu Arbeitern, die unter ebenso prekären Umständen lebten wie die Weber. Menschen, die sich persönlich nicht kannten, verbrüderten sich für ein gemeinsames Ziel. In der Anzahl der Personen, die sich zusammenschließen, liegt Stärke. Diese Erkenntnis bildete schließlich die Grundlage für die Gründung von Gewerkschaften. Eine neue Idee war geboren: die Solidarität.

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„Solidarisch ist man nicht alleine“ – die Kraft der Gewerkschaft

Kompendium: Solidarisierung

„Solidarisch ist man nicht alleine“ – die Kraft der Gewerkschaft

Organisierte Gewerkschaften, anständige Löhne, Arbeitsschutz: Das sind alles Errungenschaften des letzten Jahrhunderts. Es hat sich seit den Weberaufständen einiges getan, aber reicht das? Foto: Protestmarsch der Drucker und Setzer in Köln während des Streiks der Gewerkschaft IG Druck und Papier, 1973, von Monster4711 via Wikimedia Commons, gemeinfrei.

Mutterschutz, Fünftagewoche, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Rente, Urlaubsgeld, Tarife – ohne Solidarität wären das vielleicht heute noch Luftschlösser unrealistischer Träumer. In den vergangenen hundert Jahren ist viel passiert, was wir heute als selbstverständlich ansehen. Verantwortlich dafür: die Solidarität.

„Samstags gehört Vati mir!“: Mit diesem Slogan werben Gewerkschaften in den 50er Jahren für die Fünftagewoche – und ziehen so die Öffentlichkeit auf ihre Seite. Auf dem Werbeplakat prangt ein Gesicht wie früher auf der Zwiebackpackung. Ein kleiner weißer Junge mit blondem Bubikopf und Pausbäckchen, der sich zu Wort meldet. Welcher Unmensch könnte diesem Wonneproppen schon seinen Wunsch nach mehr Quality-Time mit Papa abschlagen?

Heinrich Nordhoff, der Generaldirektor der VW-Werke, war jedenfalls dagegen: „Sicher wäre ein freier Samstag für viele ein schönes Geschenk, aber für viele auch ein Fluch. Die meisten Menschen leben ohnehin auf der Flucht vor sich selbst. Ihnen wäre ein fehlender Arbeitstag kein Segen, sondern die Leere würde noch vergrößert. Und die trostlose Flachheit, mit der die meisten ihre freie Zeit vertrödeln, würde noch stärker zutage treten.“ 

Ein kleiner weißer Junge mit blondem Bubikopf und Pausbäckchen, der sich zu Wort meldet, weil er mehr Zeit mit seinem Vater verbringen möchte. Bild: ‘Samstags gehört Vati mir’. Werbung des deutschen Gewerkschaftsbundes für Arbeitszeitverkürzung. Plakat zum 1. Mai 1956. 2-P71-A2-1956-B (182834) DGB/Arbeitszeitverkürzung/Plakat 1956, Politik: Gewerkschaften.

Sein Einwand war nicht unbegründet. Nach dem Krieg hatten viele Deutsche versucht, sich mit Arbeit und Wiederaufbau von dem, was da passiert war, abzulenken. Einhergehend mit dem aufkommenden Wirtschaftswunder waren die Arbeitszeiten stark gestiegen. 1948 arbeiteten die Deutschen circa 42 Wochenstunden, zwei Jahre später bereits 48. Aber in den 50ern, als der Wohlstand einsetzte, wurden Forderungen nach mehr Freizeit lauter. Und so kam es 1956 zur Aktion „Samstags gehört Vati mir“. Es dauerte ein paar Jahre, doch die 40-Stunden-Woche, verteilt auf fünf Tage, setzte sich durch. Zuerst im Steinkohlebergbau (1959), dann bei Versicherungen (1960), bei Banken (1961), in der Holzverarbeitung (1963) sowie schließlich in der Druck- und Metallindustrie (1967 und 1969). „Lohnmaschinen“ nannte man die Gewerkschaften damals auch, weil sie den Arbeitern am laufenden Band neue Erfolge bescherten.

Wochenlange Arbeitskämpfe um mehr Rechte

Aber das geschah nicht von selbst. Damit all diese Dominosteine hintereinander fielen, wurde hart verhandelt, gestritten und gestreikt. 16 Wochen verweigerten die Werftarbeiter 1956 in Schleswig-Holstein für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ihre Arbeit. Beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) liest man vom zweiwöchigen Arbeitskampf in der baden-württembergischen Metallindustrie 1963: 120.000 Streikende gingen auf die Barrikaden, die Arbeitgeber konterten und sperrten 250.000 Arbeitnehmer aus. In einem solchen Fall muss die Gewerkschaft die Gehälter der Ausgesperrten zahlen, was natürlich auf die Finanzen geht und mürbemachen soll. Dennoch setzten sich die Streikenden durch und erreichten ihr Ziel: fünf Prozent mehr Lohn, weitere zwei Prozent im Jahr 1964.

 Und wenn das jetzt so klingt, als hätten die Arbeitgeber bei der ganzen Sache den Kürzeren gezogen, keine Sorge. Es war eher eine Win-win-Situation für alle Beteiligten, denn der Konsum stieg an. Ein Auto für Wochenendausflüge, Möbel und Gartengeräte, Freizeitangebote und Sportartikel mussten angeschafft werden – die entsprechenden Wirtschaftssparten profitierten vom freien Familienwochenende und der gestiegenen Kaufkraft. 

Solidarität braucht kollektive Erlebnisse

Diese Erfolgserlebnisse schweißten die Arbeiter natürlich zusammen. Aber das Gefühl der Gemeinschaft entstand schon davor. Einer der ersten Filme, die jemals gedreht wurden, handelt von einem Fabrikschluss im Jahr 1895. Was die Aufnahme der Brüder Lumière zeigt, ist das kollektive Erleben des Arbeiterdaseins – und des Feierabends –, das uns heute abhanden gekommen ist. Die Arbeiterklasse hatte eine gemeinschaftliche Welt: dröge Arbeitstage, Knochenarbeit und schlechte Entlohnung, aber eben auch die Freude über die wohlverdiente Freizeit und das Wissen, dass die eigene Arbeit zu einem gemeinsamen Ziel beitrug. Durch die geteilte Lebensrealität gab es unter den Arbeitern ein starkes Wirgefühl.

Streiks nerven einfach nur!

Heute bekommt man davon nur selten etwas mit. Streiks nerven: Wenn bei den Paketauslieferern von Amazon gestreikt wird, kommen die Päckchen später an als erwartet, und bei Protesten im Flug- sowie Bahnbetrieb reagieren viele mit Unverständnis. Die Solidarität mit den Streikenden ist so niedrig wie nie. Die Gewerkschaften spüren das auch – sie erleben einen immer stärkeren Mitgliederschwund. Im Jahr 2000 waren noch 35,5 Prozent der Europäer gewerkschaftlich organisiert, 2012 nur mehr 28,9 Prozent.

„Es gibt keine soziale Politik ohne eine starke soziale Bewegung.“, sagte Pierre Bourdieu einst. Oder eben: Solidarisch ist man nicht alleine, es braucht eine Gemeinschaft. Foto: Austrian national gallery.

Daran mitschuldig: die Praxis des Union-Busting. Der Begriff stammt aus den USA, wo Gewerkschaften besonders verpönt sind. Das Ziel ist es, die Gewerkschaften (engl.: unions) zu sprengen. Dabei werden sie systematisch geschwächt, indem zum Beispiel Gerüchte gestreut werden. Auch die Kündigung von Kandidaten oder Einschüchterungsversuche zählen zum Handwerkszeug der Union-Buster. Der amerikanische Traum vom hemmungslosen Geldscheffeln wird durch lästige Sozialbewegungen eben nur gestört. „Die Bedeutung des Betriebsverfassungsgesetzes und die Rolle der Gewerkschaften scheinen bei einem Teil der Arbeitgeberseite an Anerkennung zu verlieren; sie sehen das deutsche Modell der Mitbestimmung in erster Linie als Kostenfaktor und Relikt einer vergangenen Epoche“, schreibt die Otto Brenner Stiftung in einer Studie zum Thema Union-Busting.

Jeder kämpft für sich

Arbeit hat sich verändert und individualisiert, die wenigsten stehen heute noch in Fabriken am Fließband. Stattdessen sitzen sie vor ihren Computern, gerne (wie damals die Weber) in Heimarbeit. Jeder handelt seinen eigenen Lohn aus, jeder bestimmt seine Arbeitszeiten selbst. Fährt die Creative Class von heute damit besser? Programmierer, Social-Media-Manager, Content-Creators, Consultants, Marketingleute – wird es zukünftig Gewerkschaften für sie und für andere Freelancer geben? Falls ja, dann nur, wenn wir erkennen, dass wir im selben Boot sitzen. Wie Pierre Bourdieu schon sagte: „Es gibt keine soziale Politik ohne eine starke soziale Bewegung.“ Oder eben: Solidarisch ist man nicht alleine.

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Kompendium: Solidarisierung

Das Coronavirus bringt ein erneuertes Wirgefühl

Kompendium: Solidarisierung

Das Coronavirus bringt ein erneuertes Wirgefühl

Die aktuelle Covid-19 Pandemie zwingt uns auf ihre ganz eigentümliche Weise, solidarisch zu sein. Und das nicht nur auf nationaler Ebene. Bild: United Nations Covid-19 Response.

Gemeinsam mit den Gewerkschaften verschwand auch die Idee der Solidarität in den letzten Jahrzehnten. Fast schien es, als hätte das Konzept ausgedient. Doch die Coronakrise zeigt, dass die Idee noch gebraucht wird: Nur wenn alle mitmachen, kann das Kollektiv gewinnen.

Solidarität, das klingt spätestens seit den 80er Jahren verstaubt. Der Yuppie hat den rührseligen Hippie abgelöst. In der zunehmend partikularisierten und individualisierten Welt war die Verbundenheit mit anderen und der Zusammenhalt mit Gleichgesinnten uncool geworden. Im Gegenteil hat die Konkurrenz, die das Gegenstück zur Solidarität bildet, seit den 80er Jahren eine positive Umdeutung erfahren. „Greed is good“ – so lautete das Motto des damaligen Helden der Stunde, Gordon Gekko. Das Gegeneinander hatte das Miteinander abgelöst.

Seither versuchten mehrere Bewegungen, die Solidarität wiederzubeleben. „Occupy Wall Street“ beispielsweise gelang es nicht, die Solidarität der Menschen lange genug aufrechtzuerhalten, um ihre Ziele durchzusetzen. Die „Fridays for Future“-Bewegung hatte mehr Glück, was den Rückhalt aus der Bevölkerung anging. Und was die Klimakrise alleine nicht schaffte, hat nun die Coronakrise möglich gemacht. Auf einmal ist sie wieder da: Der Begriff der Solidarität erlebt eine Renaissance.

„Die Krise betrifft jeden, aber sie betrifft nicht jeden gleich“, sagt Autorin Dr. Carolin Emcke. Foto: Andreas Labes

„Die Krise betrifft jeden, aber sie betrifft nicht jeden gleich“, sagt Carolin Emcke. Die Publizistin und Friedenspreisträgerin hat sich schon in ihrer Dissertation mit dem Thema „Kollektive Identitäten“ auseinandergesetzt, nun schreibt sie für die Süddeutsche Zeitung ein Journal zur Coronakrise und spricht in verschiedenen Interviewformaten über das neue Wirgefühl. Im Gespräch mit Peter Darbrock, Professor für Systematische Theologie (Ethik) am Fachbereich Theologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und bis vor Kurzem Vorsitzender des Deutschen Ethikrates, diskutierte sie die Frage, ob Solidarität zumutbar sei.

Gerade wenn Freiheitsrechte eingeschränkt werden, stellt sich die Frage nach der Rechtmäßigkeit sowie Angemessenheit der getroffenen Maßnahmen und danach, wie lange die Menschen bereit sind, für andere zu verzichten. Kurz formuliert geht es um den Kernkonflikt „Freiheit gegen Sicherheit“, so Darbrock, und zwar mit einer zeitlichen Komponente. Die Solidarität sei ein „Zwitterbegriff zwischen Gerechtigkeit und Empathie/Fürsorge“, sagt der Ethikexperte. Sie ist zwar schwer zu greifen, doch „nichtsdestotrotz hat der Begriff etwas Erhebendes, weil er Bindungen andeutet, aussagt, dass ich etwas mit jemandem teile.“ Im Ethikrat sprach man von einem Grundgefühl des gemeinsamen Betroffenseins.

In einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk erinnert Carolin Emcke an ein Szenario, das Jean-Paul Sartre entworfen hat. Darin geht es um „Menschen, die morgens an der Bushaltestelle auf den Bus warten, und sie stehen jeden Morgen da, immer um dieselbe Uhrzeit, weil sie immer diesen einen Bus erwischen müssen, um zur Arbeit zu kommen.“ Diese Menschen warten dort, jeder für sich, und reden nicht miteinander. Bis zu dem Tag, an dem der Bus einmal ausfällt. In diesem Beispiel werden die Menschen, die nur zufällig ein gemeinsames Interesse haben – nämlich um eine gewisse Uhrzeit mit demselben Bus zu fahren –, durch eine kollektive Problematik daran erinnert, dass sie eine Schicksalsgemeinschaft sind. Allerdings löst sich diese solidarische Gemeinschaft auch wieder auf, nachdem das Problem behoben ist.

So zeigen die Proteste in Deutschland und weltweit aber auch, dass die Solidarität, also das Verbundenheitsgefühl, das man anderen gegenüber in dieser Krise hat, begrenzt ist. Was also kann und wird bleiben von dem neuen Wirgefühl – und wie lange? Darbrock erhofft sich „ein erneuertes Verständnis über die Wichtigkeit eines funktionierenden Gemeinwesens“, für dessen Fortbestand und Wirksamkeit mitunter ein kontinuierliches Steuerzahlen aller notwendig ist. In der solidarischen Annahme, dass „ich auch einmal in die Situation geraten“ könnte, und andererseits auch in Bezug auf das „Mitgefühl mit dem anderen“.

Carolin Emcke meint, dass die Krise überdeutlich gezeigt habe, dass es mehr Investition in Digitale Bildungsangebote, nachhaltige Mobilität und die Stärkung der sozialen Infrastruktur braucht. Bild: United Nations Covid-19 Response.

Wenn die ganze Welt gleichzeitig durch eine so persönliche Erfahrung wie die Coronakrise geht, muss das nachhaltig etwas verändern, oder? Carolin Emcke sagte im Tagesspiegel: Es muss schon eine soziale, ökologische Lehre aus dieser Zeit gezogen werden.“ Die Krise habe „triftige Gründe“ geliefert, sich „dringend für eine nachhaltige Mobilitätswende einzusetzen, eine Stärkung der sozialen Infrastruktur und Sicherungssysteme zu finanzieren sowie dramatisch mehr in Bildung und Digitalisierung zu investieren.“

Emcke hält es daher für „politisch fatal, immer von vornherein jede gesellschaftliche Veränderung für unmöglich zu erklären. Das ist autodestruktiv. Da amputiert man sich seine politischen Utopien. Es braucht immer beides: den politischen Unmut, die öffentliche Kritik, aber auch eine politische, soziale, kulturelle Sehnsucht.“

Selbst wenn sich sonst nichts verändern sollte, so kann man doch davon ausgehen, dass diese gemeinsam durchlebte Situation zumindest eine bleibende Wirkung hat: nämlich, dass man sich nun miteinander identifiziert hat und sich zukünftig im Bus grüßt. Ein Wirgefühl bleibt.

Weiterlesen Solidarität per Mausklick: Steuergelder für die besten Vorhaben
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Solidarität per Mausklick: Steuergelder für die besten Vorhaben

Kompendium: Solidarisierung

Solidarität per Mausklick: Steuergelder für die besten Vorhaben

Was wäre, wenn jeder Bürger sich aus den aktuellen Projekten der Ministerien und Politiker jene aussuchen könnte, denen seine Solidarität gilt? Foto: The New York public library.

Zu den Merkmalen der Solidarität zählt einerseits die Freiwilligkeit, andererseits aber auch die Verbundenheit der solidarischen Person mit der anderen. Ist dies nicht gegeben, lehnen sich Menschen gegen gefühlt „erzwungene“ Solidarität auf. Was aber, wenn sich jeder aussuchen könnte, wem seine Solidarität gilt und was seine Steuern finanzieren? Eine Zukunftsutopie wie die folgende könnte neue Wege der Solidarität eröffnen.

Samstagmorgen, der Geruch von Kaffee steigt Max in die Nase. Haaach, Wochenende! Er kuschelt sich tiefer in die Kissen, die Sonne scheint. Ein Tag ohne Verpflichtu–! „Oh, Mist“, fiel es ihm siedend heiß wieder ein: „Ich muss heute meine Steuerverteilung machen.“ „Aber“, dachte er, „ich habe viel Gutes über das neue System gehört, ich werde ihm eine Chance geben.“

Seit diesem Jahr ist das neue digitale Vergabesystem namens Tax-O-Mat Pflicht. Jeder Bürger kann sich aus den aktuellen Projekten der Ministerien und Politiker jene aussuchen, denen seine Solidarität gilt. Ähnlich wie früher Kickstarter- oder GoFundMe-Kampagnen werben diese nun beim Steuerzahler selbst um Finanzierung ihrer Projekte. In den letzten Wochen hatte Max bestimmt Hunderte Erklärungsvideos zu bescheuerten Vorschlägen weggeklickt, die ihm in seinen sozialen Medien unterbreitet wurden. Manche fand er aber ganz gut. Immerhin waren laut FORSA-Umfrage 69 Prozent der Deutschen mit dem neuen Verteilsystem zufrieden.

Max hielt das für ein gutes Ergebnis. Vielleicht wird es ja gar nicht so nervig. Er schälte sich aus dem Bett, zog seine Homeoffice-Loungewear-Klamotten an, holte seinen Kaffee in der Küche ab, schaltete den Bildschirm ein und öffnete den Tax-O-Mat.

Das ist Max. Max darf mit seinem neuen digitalen Steuerbuddy selbst entscheiden, wo seine Steuergelder hinfließen – ist das die Zukunft des Steuerzahlens? Foto: Oleg Ivanov

„Hallo Max“ erscheint auf dem Bildschirm.

Ich bin Robbie, dein Steuerbuddy. Wie ich sehe, bist du heute zum ersten Mal hier.

AUSWAHL: JA

„Hier kommt ein Tutorial für dich!“, kündigte der Bildschirm an. Innerlich rollte Max mit den Augen. Äußerlich vielleicht auch. Ein Video mit lustigen Illustrationen wird abgespielt. Eine PDF-Datei mit den Einnahmen und Ausgaben von Max erscheint auf dem Bildschirm. Nach ein paar Klicks und Angaben wird ein Endbetrag angezeigt.

Deine Steuerlast für das Jahr 2031 liegt bei 15.000 Euro. Ist das korrekt?

AUSWAHL: JA

Okay, was liegt dir am Herzen? (Mehrfachnennungen möglich)

  • Infrastruktur
  • Bildung und Forschung
  • Landwirtschaft
  • Sicherheit
  • Gesundheit
  • Familie, Frauen, Senioren und Jugend
  • Kunst und Kultur
  • Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
  • Meine Kommune
  • I’m feeling lucky

AUSWAHL: MEINE KOMMUNE

In deiner Kommune gibt es nur mehr ein Projekt, für das noch Steuergelder fehlen: die Erneuerung des Stadtbrunnens. Hier sind alle Informationen dazu. Möchtest du dafür spenden?[A1] 

Max wusste aus einem Video von dem Projekt: eine wirklich dumme und völlig überteuerte Idee eines Lokalpolitikers, den er nicht mochte. „Projekte, mit denen niemand solidarisch ist, werden zum Glück nicht finanziert“, dachte sich Max. Sie können aber in Berufung gehen. Wenn sie vor einem unabhängigen Schiedsgericht als wichtig für das Allgemeinwohl eingestuft werden, gibt es Gelder aus dem „I’m feeling lucky“-Topf.

AUSWAHL: NEIN

Deine Kommune ist dieses Jahr schon voll finanziert. Kann ich dich für eine andere Auswahl begeistern?

AUSWAHL: KUNST UND KULTUR

Würden die Leute mehr für wohltätige Zwecke spenden, wenn das System transparenter wäre? Foto: United Nations Covid-19 Response.

Gute Wahl. Im Bereich Kunst und Kultur kannst du noch für folgende Projekte spenden.

Max klickt auf eine bunte Schaltfläche – sofort erscheint ein Video, in dem eine Theatergruppe ihr Projekt vorstellt.

Möchtest du für dieses Theater spenden?

AUSWAHL: JA

Sehr schön, Max. Vielen Dank. Bleiben noch 12.275 Euro. Wie willst du sie ausgeben?

Max war happy. Er mochte Theater. Er spendete außerdem noch für ein Filmprojekt, eine Schule und ein Projekt für interkulturelle Verständigung. 8.000 Euro stellte er dem Bereich Bildung und Forschung frei zur Verfügung, schloss aber Projekte aus, die von der rechten Partei initiiert oder mitgetragen wurden. Die letzten 1.000 Euro wollte er kreativ anlegen.

AUSWAHL: I’M FEELING LUCKY

Okay. Deine Auswahl ist „I’m feeling lucky“.

Auf dem Display erscheinen drei sich drehende Rädchen und ein roter Knopf – wie bei einem Spielautomaten.

Bitte drücke dreimal auf den roten Knopf, um die Rädchen anzuhalten.

Er drückte. Die Rädchen hielten an und machten lustige Geräusche.

Bing, bing, dong, dong. Ka-ching!

Du zahlst deine Steuern an: Militärausgaben!

AUSWAHL: VETO

Du hast noch zwei Vetos.

Bing, bing, dong, dong. Ka-ching!

Du zahlst deine Steuern an: die Kirche!

AUSWAHL: VETO

Du hast noch ein Veto.

Bing, bing, dong, dong. Ka-ching!

Du zahlst deine Steuern an: Administratives!

„Na gut“, dachte Max, „irgendwer muss ja auch die finanzieren.“

AUSWAHL: OKAY

Vielen Dank, Max. Wir sehen uns nächstes Jahr!

Max schaltet den Computer aus. Endlich Wochenende!

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Wenn alle den Weltschmerz fühlen

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Wenn alle den Weltschmerz fühlen

Stell dir vor, sämtlicher Schmerz der Weltbevölkerung würde von allen Menschen gleichermaßen mitgetragen – würde uns das zu besseren Menschen machen? Foto: Naomi August.

Was, wenn man die Menschen dazu bringen könnte, sich mit anderen solidarisch zu fühlen? In dieser fiktiven Zukunftsvision hat die Nanobiologie einen Weg gefunden, unsere Gefühle miteinander zu vernetzen. Wäre die Welt eine bessere, wenn wir zum Mitfühlen gezwungen wären?

Ihr wurde schwarz vor Augen. Heftige Schmerzen packten sie. Es pochte vor ihren Augen. So etwas hatte sie erst einmal gefühlt, damals, als der letzte Bürgerkrieg ausgebrochen war. Zwei Tage lang hatte sie nichts essen können, sie hatte sich vor Schmerzen auf dem Bett zusammengerollt und war bei jedem Geräusch zusammengezuckt. Eine Bevölkerungsgruppe in einem weit entfernten Land hatte eine andere bekämpft. Weltweit hatten die Menschen, die bereits über einen Chip verfügten, den kriegerischen Konflikt genau wie sie am eigenen Leib gespürt. Zum Glück war die internationale Staatengemeinschaft sofort eingeschritten und hatte dem Blutbad ein Ende bereitet, indem sie eine Sondereinsatztruppe entsendete. Es war die letzte kriegerische Auseinandersetzung, die weltweit für Mitleiden gesorgt hatte.

Geteilter Schmerz ist halber Schmerz

Nanochips vernetzen die Gefühle aller Menschen auf der Welt miteinander. So wird Leid für jeden spürbar und Empathie zum höchsten Gut, das der Gesellschaft zur Verfügung steht. Foto: Robynne Hu.

Danach hatten ausnahmslos alle einen Chip erhalten. Wer jemandem absichtlich wehtat, spürte den Schmerz zehnfach selbst. Sie gehörte jener ersten Generation an, die von Geburt an einen Nano-Chip eingesetzt bekommen hatte und sich gar nicht erinnerte, wie es ohne gewesen war. Der Chip hatte viele Vorteile und sparte den Menschen jede Menge Zeit, etwa bei der Steuer (die man vorher – so wurde ihr berichtet – selbst machen musste, ugh!) oder beim Einkauf, der Kommunikation mit der Umwelt. Besonders hatte er aber für Frieden und Sicherheit weltweit gesorgt. Wenn in der Welt das Gewaltvolumen eine gewisse Schwelle überschritt, spürte sie es. Wenn in ihrer nahen Umgebung jemand physisch litt, litt sie mit und hatte das größte Bedürfnis, zu helfen. Seit alle Menschen jede ausgeübte Gewalt am eigenen Körper spürten, war diese fast gänzlich versiegt. Die meiste Zeit war ihr gar nicht bewusst, dass sie den Chip überhaupt hatte. Aber heute musste etwas Schreckliches passiert sein.

Als sie wieder klar denken konnte, öffnete sie den Browser und ging direkt zu den Nachrichten. Was war passiert? „BREAKING“, las sie: Eine Explosion in einer voll besetzten Textilfabrik. Mindestens 10 Tote, über hundert Verletzte. Dass jemand so etwas absichtlich machte, war absolut ausgeschlossen. Zwar hatte sie in der Schule gelernt, dass es früher Selbstmordattentäter gegeben hatte, aber heute wusste jeder, der eine solche Tat vorbereitete, dass er auch seinen eigenen Familienmitgliedern schlimmste Schmerzen bereiten würde. So fanatisch war niemand. Und überhaupt, wogegen hätte man sich auflehnen können? Jeder Mensch hatte die Freiheit, sein Leben so zu leben, wie er wollte – solange er dabei nicht die Rechte und die körperliche Unversehrtheit eines anderen verletzte; das galt auch für Tiere.

Solidarität auf molekularer Ebene

Seitdem alle emotional miteinander vernetzt sind, begreifen die Menschen, dass sie mehr verbindet, als sie trennt. Foto: Tom Parsons.

Weil alle denselben Schmerz spürten, war den Menschen bewusst geworden, dass sie eine Gemeinschaft waren und dass sie mehr verband, als sie trennte. Wenn eine Hungersnot ausbrach, musste nicht mit Konzerten oder Spendenaufrufen an das Mitleid der Menschen appelliert werden. Sie spürten den Hunger der anderen und sendeten via Tax-O-Mat sofort Hilfslieferungen direkt an die Menschen in Not. 

Sie sah die Menschen auf dem Browserbildschirm im Livestream. Ihr wurde schlecht vom Blut und den Klagerufen. Mittels Knopfdruck spendete sie an die Gemeinde und das Krankenhaus in der Region. Eine rote Fehlermeldung poppte auf: „Spendenhöchstsatz für die Region bereits überschritten“, hieß es darin. Weltweit hatten Menschen – wie auch sie – sofort reagiert.

Auf dem Bildschirm sah sie die Einsatzkräfte in Echtzeit ankommen und die Menschen in Sanitätswagen laden. Sie spürte, wie die Angst der Personen schwand, als sie die Blaulichter erblickten. Die lindernden Maßnahmen der Ärzte waren wie ein warmes, weiches Trostpflaster aus Zuckerwatte auf ihrem Herzen. Alles war so in Ordnung, wie es nur sein konnte. Sie legte sich aufs Sofa und wartete, bis der Schmerz nachließ. Sie dachte an alle Menschen dort. Ein Land, das in den letzten Jahren zwar stark von internationaler Hilfe profitiert hatte, in dem es in Sachen Hygienestandards allerdings noch Verbesserungspotenzial gab. Ein rückständiges Heizsystem war der Grund für die Explosion, teilte der Nachrichtensprecher mit. „Möchten Sie für die Errichtung von Solaranlagen in der Region spenden?“, fragte der Computerbildschirm sie. Sie drückte auf „JA“.

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