Im römischen Reich war es üblich, eine Manus-Ehe zu schließen, bei der nicht nur die Ehefrau, sondern auch die Mitgift in den Besitz des Mannes überging. Sie zog dabei den Kürzeren in allen Belangen – bis sich die Manus-freie Ehe durchsetzte. Terentia, die Ehefrau von Cicero, verfügte deshalb selbständig über ihr Geld, unterstützte damit jedoch vor allem seine politische Karriere.
Außer ihren Gefühlen gehörte der Frau nichts
„In seiner Hand” könnte der Titel eines Hollywood-Thrillers sein, ist aber tatsächlich die Übersetzung des lateinischen Begriffs „manus”. Im Römischen Reich war es bis ca. 133 vor Christus üblich, dass Mann und Frau durch ihre Hochzeit die Manus-Ehe eingehen – und die Frau damit in die „Hände des Mannes” fiel. Und wie könnte es anders sein, als dass diese Hände ausschließlich Nachteile für die Frau mitbrachten.
In der Manus-Ehe ging die Frau vom Besitz des Vaters in den des Mannes über. Sie brachte eine Mitgift in den Bund, über die sie selbst jedoch nicht verfügen durfte. Auch hatte sie keinen Einfluss auf das eheliche Vermögen: Am Ende des Tages, unabhängig davon, ob sie in finanzielle Überlegungen mit einbezogen wurde, durfte der Mann ganz alleine über alle ökonomischen Angelegenheiten entscheiden.
Hinter jedem erfolgreichen Mann steht …
Im 3. Jahrhundert v. Chr. setzte sich schließlich die Manus-freie Ehe durch. Nicht, weil man die Emanzipation einläutete, sondern weil man feststellte, dass die Manus-Ehe das Vermögen der weiblichen Herkunftsfamilie destabilisierte – im Falle ihres Todes war die Verwandtschaft nämlich vom Erbe ausgeschlossen.
Auch eine Scheidung war nun einfacher zu vollziehen, denn es reichte eine Willenserklärung und der Auszug aus dem gemeinsamen Haus – Mitgift inklusive. Ein Schritt in die Richtung finanzieller Unabhängigkeit, der jedoch weniger das Wohl der Braut im Auge hatte, sondern vielmehr das Vermögen ihres Vaters.
Es gibt ein bekanntes Beispiel dafür, dass die Manus-freie Ehe zumindest in elitären Kreisen vollzogen wurde: Als der Politiker Cicero die aus einer einflussreichen Familie stammende Terentia heiratete, brachte diese 400.000 Sesterzen mit in die Ehe. Das Geld investierte sie in seine Karriere, war es doch genau der Betrag, den er benötigte, um als Senator zu kandidieren.
Ciceros Meilensteine? Exil, Scheidung, Kinderehe
Weil Cicero Caesar, Pompeius und Crassus im Weg stand, musste er 58 v. Chr. ins Exil, wodurch sein Besitz konfisziert wurde. Doch Terentia hielt an dem Eheversprechen fest und stand weiterhin zu ihm. Sie begann sogar, eigene Landgüter zu verkaufen, um sein Vermögen zu stabilisieren. Während der Anfangszeit im Exil schrieb er ihr aus diesem Grund mehrere Briefe, in denen seine Zuneigung zum Ausdruck kam.
Nachdem Terentia ohne seine Zustimmung Tochter Tullia mit dem Politiker Dolabella verheiratete, wuchs ihm ihre Selbstständigkeit wohl doch über den Kopf. Nach seiner Rückkehr reichte er die Scheidung ein. Ob viele Tränen auf beiden Seiten geflossen sind, ist unklar.
Fakt ist jedoch, dass Cicero kurze Zeit später die fünfzehnjährige Publilia heiratete, die aufgrund ihres Alters unter seiner Vormundschaft stand. Mithilfe ihrer Mitgift zahlte er das Geld an Terentia zurück, wozu er aufgrund der Manus-freien Ehe verpflichtet war. Terentia brach also mit vollen Taschen wieder auf – die einer anderen wurden dafür jedoch geleert.
Als das politische System von der Republik in die Kaiserzeit überging, erließ Herrscher Augustus während seiner Amtszeit (31 v. Chr. bis 14 n. Chr.) strenge Ehegesetze – eins davon untersagte, eine Ehe mit einer Ehebrecherin einzugehen, wodurch erneut Frauen die Leidtragenden waren. Wer also nach dem Ehebruch Single war, stand alleine da und bekam die Konsequenzen eines Systems zu spüren, das die heteronormative Eheschließung bevorzugt.
Im Kampf um Gleichberechtigung kam es in der Geschichte immer wieder zu heftigen Rückschritten. Deshalb gingen einige Aktivistinnen in die Politik, um dies zu ändern – ihnen verdanken wir die Errungenschaften von heute.