Mit Holz wurde den Menschen zum ersten Mal bewusst, dass ihre wichtigste Ressource endlich ist und sie deshalb nachhaltig mit ihr umgehen müssen.
Holz war über Jahrtausende die allerwichtigste Energiequelle auf unserem Planeten. Eigentlich dauerte das «hölzerne Zeitalter» von der Steinzeit bis zu den Anfängen der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert. Ohne Holz kein Feuer. Und Feuer brachte unsere Zivilisation erst richtig voran, weil es uns die Macht verlieh, die kalte Nacht zu überleben und im Dunkeln zu sehen. Der venezianische Gelehrte Francesco Griselini schrieb 1768, dass Holz das «wichtigste Gut für die Menschheit» sei.
Doch der Wald wurde nicht primär gerodet, um das Holz als Energiequelle zu nutzen, sondern zusätzlich für den Ackerbau. Aber auch um Siedlungsgebiet zu gewinnen, wurden Wälder seit dem Mittelalter systematisch gerodet und dann bewohnt. Viele Ortsnamen weisen noch auf diese Entwicklung hin (-schlag, -reith, -schwend). Deshalb gab es bereits im 16. Jahrhundert vor allem in Europa Klagen über Waldzerstörungen sowie die Sorge, dass sich die Holzbestände irgendwann dem Ende neigen könnten. Deutschland war früher praktisch flächendeckend von Wald überzogen, bis die Menschen begannen, das Holz als Ressource zu nutzen. Im heutigen deutschsprachigen Raum gehörte ab dem Jahr 800 der Wald grundsätzlich dem König. Er gab den Siedlern das Recht, diesen Wald zu nutzen und vergab nach römischem Recht Nutzungsrechte.
In der vorindustriellen Epoche wurde der Wald von Großgrundbesitzern für Bau- und Energieholz, meist in Form von Holzkohle genutzt. Technische Innovationen ab dem Frühmittelalter führten zu einem frühen Boom der Eisenindustrie und einem steigenden Bedarf an Holzkohle. Seit dem Beginn des Einsatzes von Dampf und Strom im 19. Jahrhundert entstand in Deutschland eine echte Holzindustrie, die sich auch heute noch vorwiegend aus kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) zusammensetzt. Die Betriebe befinden sich noch heute in der Nähe von Wäldern und sind oft in Familienbesitz.
Erste Regulationen setzten ein
Der deutsche Ökonom und Soziologe Werner Sombart befasste sich Mitte des 19. Jahrhunderts sehr intensiv mit dem Wald. Er beschrieb den Übergang vom Holzzeitalter zur Kohleära auch als eine Art «Abwendung des Menschen von der Natur». Mit der Angst um die Holzverknappung wurde der Menschheit zum ersten Mal bewusst, dass ihre wichtigste Ressource endlich ist und nicht für immer ausgebeutet werden kann. Wie später die Angst um die schwindenden Ölreserven, war das schwindende Holz eine Zeitbombe für das angestrebte Wachstum der Menschheit. Der Wald wurde also in den letzten 500 Jahren sehr stark von einer Natur- in eine Kulturlandschaft umgewandelt.
Im Zuge der Waldwirtschaft kam im 18. Jahrhundert erstmals der Begriff der Nachhaltigkeit auf: In einer Schrift aus dem Jahr 1713 schrieb Carl von Carlowitz, Schöpfer des forstlichen Nachhaltigkeitsbegriffs, dass der Umgang mit der Ressource Holz verantwortungsbewusst sein soll und nicht mehr Holz gefällt werden darf, als nachwachsen kann. Der damaligen Agrargesellschaft wurde bewusst, dass ihr Wachstum mit dem Schwinden des Holzes an seine Grenzen stößt. Mit der wachsenden Bevölkerung begannen die deutschen Städte die Nutzung und Rodung des Waldes zu regulieren. Vor allem die Handelszentren in Deutschland beuteten den Wald als Energielieferant aus, wobei die Metallindustrie unglaubliche Mengen an Holzkohle verbrauchte. Doch Holz wurde eben auch zum Bau von Häusern, Holzwagen und Schiffen eingesetzt, sowie im Metallgewerbe, der Glasherstellung oder für Farben. Ohne Holz ging praktisch nichts. Je schneller die Städte wuchsen, desto massiver wurde der Wald belastet.
So begannen die Menschen, sich nach Alternativen umzuschauen – und sie wurden fündig. Die Stallfütterung löste in der Landwirtschaft die Weidehaltung ab, im Bau wurden statt Holz nun Eisen und Steine verwendet. Aber der wahre Erhalter des Waldes war die Entdeckung der Steinkohle als Energiequelle. Mit der Verbreitung der Eisenbahn Anfang des 19. Jahrhunderts führte die Steinkohle zu einer großen Entlastung des Waldes und zur Ära der Industriellen Revolution. Die Menschen hatten dem Wald im 18. Jahrhundert beinahe den Garaus gemacht. Die große Holznot – in weiten Teilen Europas gab es kaum mehr geschlossene Wälder – führte auch dazu, dass zahlreiche Menschen die Auswandererschiffe nach Amerika bestiegen. Der Mangel an Energiequellen führte schließlich auch zu geopolitischen Umwälzungen.